Im Sommerpalais dreht sich alles um Lifestyle anno 1800Die Direktorin des Sommerpalais Greiz, Eva-Maria von Mariassy, präsentiert ein Blatt der Ausstellung "Lifestyle um 1800".

Die Ausstellung „Lifestyle 1800“ wird am Samstag im Sommerpalais Greiz eröffnet

GREIZ. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Dabei stellt Schönheit heute einen ganz besonderer Gesellschaftswert dar. Trends bestimmen unser Leben maßgeblich. Stil-Ikonen prägen die Modelwelt und werden tausendfach kopiert.

Wer allerdings denkt, dies sei eine Erfindung der Neuzeit, liegt definitiv falsch. „Der Zeitgeschmack der Mode änderte sich vor zweihundert Jahren zwar langsamer, aber ebenso einschneidend wie in der Gegenwart“, weiß die Direktorin des Sommerpalais zu Greiz, Eva-Maria von Mariassy. In Weimar erschienen Lifestyle-Magazine, wie das „Journal des Luxus und der Moden“ von 1786 bis 1821 und „London und Paris“ von 1789 bis 1815 monatlich und prägten nicht nur den Geschmack, sondern auch das Erscheinungsbild, sowie Lebens-Stil und -haltung der Menschen. Zudem erschienen in diesen Journalen erste kolorierte französische Mode- und Sittenkarikaturen. Etwa eintausend Zeitungen etablierten sich in dieser Zeit.

Die Sonderausstellung, die am Samstag um 11 Uhr in der Beletage des Palais eröffnet wird, widmet sich thematisch dem „Lifestyle um 1800“, im Besonderen der Zeit von 1786 bis 1827. „Deutschland befand sich in Aufruhr, die Französische Revolution im Jahr 1789 ließ die Ideale der Aufklärung nach Deutschland schwappen“, beschreibt Frau von Mariassy den historischen Kontext. „Die Jahre von 1789 bis 1813 brachten eine unglaubliche Bewegung – wie niemals wieder in der Geschichte – mit sich.“ Obwohl „die Welt in Aufruhr war“, widmete man sich der Mode, quasi als dem „Sahnehäubchen des Wohllebens“, so die Direktorin.

Frauen, die man heute als Stil-Ikone bezeichnet, inspirierten schon vor zwei Jahrhunderten die Modewelt – etwa Josephine, die Frau an Napoleons Seite. Oder Königin Luise, die sich sehr modebewusst gab. Die Dame von Welt ließ sich ebenso vom „Journal des Luxus und der Moden“ beeinflussen. Schwingende, in der Antike angelehnte Empire-Kleider eroberten die Modewelt und räumten auf mit einengendem Ballast, wie Korsagen oder Kleidern, die man nur mühsam und mit Hilfe der Zofe anlegen konnte. „Es entstand eine entzückende, frauenliebende Mode“, begeistert sich Frau von Mariassy.

Doch nicht nur der Mode widmet sich die Exposition – Bilder von Frisuren, Krawatten, aber auch Möbeln, Interieur im Allgemeinen, Architektur oder Kutschen werden präsentiert. „Alle aus unserem eigenen Bestand“, betont Eva-Maria von Mariassy und weist besonders auf die filigranen Details auf den Blättern hin.

Mit der Ausstellung gewinnt man einmal mehr die Überzeugung, dass Mode nicht nach Vollendung strebt, sondern nach dem Bezaubernden und Auffallenden.

Antje-Gesine Marsch @22.07.2016