Volker Müllers Stück „Der geschwätzige Gast“ wurde zu Silvester im Greizer Unteren Schloss aufgeführt Wilfried Pucher als Friedrich WieckGREIZ. Dass der unerwartete Besucher in Volker Müllers Schumann-Stück „Der geschwätzige Gast“ alles andere als redselig war und schließlich völlig entnervt nur noch die überstürzte Flucht als Ausweg sah, erheiterte die zahlreichen Gäste, die sich am Silvesternachmittag im Weißen Saal des Unteren Schlossen einfanden, ungemein. Zum fünften und vorerst letzten Mal konnte man die geniale Aufführung mit Wilfried Pucher als Hauptdarsteller und Volker Müller als eher schweigsamen Titelhelden erleben; mit Bravour wurde das Stück neben der Greizer Welt-Uraufführung im September auch zweimal in Reichenbach und einmal in Zwickau gegeben. Wilfried Pucher als Friedrich Wieck übertraf sich einmal mehr als Darsteller des Schwiegervaters von Robert Schumann, dessen 200. Geburtstag im vergangenen Jahr deutschlandweit ehrend begangen wurde. Mit Größe und Überzeugung verkörperte er die Gestalt Wiecks in ihrer Zerissenheit und Selbstqual. Zum einen hatte Wieck Schumann als Musiker und Komponist geachtet – ermutigte und förderte ihn anfangs; zum anderen hasste er ihn als Menschen, weil er ihm sein Liebstes, seine Clara, das „heilige Wesen“, die „Wunderfee der Musik“, den „weiblichen Liszt“ weggenommen hatte. Sich erinnernd und grübelnd, machmal regelrecht aufbrausend, dann wieder still sinnierend gestaltete Pucher Volker Müllers Text, der durch seine feine, brilliante Sprache, charakteristischen Stil und Fachwissen besticht. Der Greizer Autor zeichnet sich dabei durch äußerst präzise Beobachtung menschlicher Seelenzustände aus, bringt diese in farbige, nuancenreiche Form und verwebt sie in komplexe Sprachbilder. Selbst der nahende Jahreswechsel fand seinen aktuellen Bezug: Selma und Heinrich, die Dienstboten, die auf das lauthalse Rufen Wiecks nicht reagierten, waren eben „beim Silvesterkonzert“. Vor Beginn der Aufführung intonierte Musikschulleiter Ingo Hufenbach am Flügel einige Schumann-Stücke aus den „Kinderszenen“, etwa „Fast zu ernst“ und „Ritter vom Steckenpferd“ und stimmte so auch in musikalischer Form auf die Vorstellung ein. „Überall, wo wir das Stück aufführten, gab es leuchtende Augen“, freuten sich Volker Müller und Wilfried Pucher, nachdem die Aufführung von langanhaltendem Beifall gekrönt worden war. Fragt man den umtriebigen Mimen nach Plänen, so sind es diesmal Puchers Augen, die zu leuchten beginnen: Der 200. Todestag des Dichters Heinrich Kleist stehe an und was würde wohl näher liegen, als das Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ aufzuführen. Antje-Gesine Marsch @31.12.2010
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