Sensibles Thema: Kinder und der TodProf. Dr. Astrid Sonntag (l.) und die Mitarbeiterin des Ambulanten Hospizdienstes des Diakonievereins Carolinenfeld, Jeannette Reinhold.

Der Diakonieverein Carolinenfeld hatte mit Prof. Dr. Astrid Sonntag eine renommierte Referentin gewonnen, die zum Thema „Kinder und der Tod“ sprach

GREIZ-OBERGROCHLITZ. Wenn Kinder den Verlust eines nahestehenden Mensch erleben müssen, sind es neben den Angehörigen vor allem Pädagogen, Erzieher oder Ehrenamtliche in der Hospizarbeit, die den Kindern helfen können, mit dem Verlust leben zu lernen.

Rund fünfzig Interessierte aus diesen Bereichen konnte Jeannette Reinhold vom Ambulanten Hospiz-und Palliativberatungsdienst des Diakonievereins „Carolinenfeld“ am Mittwochvormittag im Konferenzraum der „Kleinen Schule“ begrüßen.
Als Referentin gewann sie Astrid Sonntag, Professorin der Psychologie Hochschule (HTWK) Leipzig, Psychologin, Therapeutin, Supervisorin und aktiv im Kinderhospiz Bärenherz Leipzig, die zum Thema „Kinder und der Tod“ sprach.

Früher oder später kommen Kinder mit dem Thema Tod in Berührung. Trauer und Verluste sind Teil des Lebens, davor kann man seine Kinder nicht schützen. Wenn jemand aus der Familie stirbt, wollen die Eltern oft erst einmal allein sein. Dennoch sei es wichtig, dem Kind seine Gefühle mitzuteilen. „Es hilft dem Kind, die eigene Trauer anzunehmen.“ Sollte man dazu nicht in der Lage sein, könne man andere Erwachsenen bitten, mit dem Kind zu sprechen und ihm zuzuhören.
Jemanden, der „emotional nicht so nah drin ist“, formulierte es Frau Dr. Sonntag. Oft könne sich ein Kind kein „wirkliches Bild vom Tod“ machen. Früher wurden die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt und man nahm in Ruhe Abschied – das gebe es heute kaum noch. Man müsse entscheiden – was trauen sich die Kinder und Jugendlichen zu?

Auch die Frage: Soll ich mein Kind mit zur Trauerfeier nehmen, stelle sich oft. „Man kann es durchaus tun“, so die Professorin. Auch da empfehle sich, eine Person, die emotional nicht ganz dicht dabei ist, um Unterstützung zu bitten. Oft würden sich Kinder, die nicht zur Trauerfeier mitgenommen werden, ausgeschlossen fühlen und hätten mitunter ein ganzes Leben daran zu knaupeln.

„Eltern können ihre Gefühle oft besser kontrollieren; Kinder sind in der Trauerbewältigung ganz anders“, wie Prof. Dr. Sonntag aus vielen Beispielen weiß. Oft komme es zum plötzlichen Wechsel von Traurigkeit zu Spiel und Ausgelassenheit. „Sie springen kurz in die Trauer rein und auch gleich wieder heraus“. Da gelte es, „Frieden und Trost“ zu spenden. „Einbeziehen – nicht ersetzen“ gelte als Ratschlag. Man müsse auch respektieren, dass Kinder Sachen allein machen oder allein sein wollen.

Natürlich gebe es keine „Kochbuchrezepte“, die man beliebig einsetzen könne – jedes Kind, jeder Jugendliche reagiere anders auf tiefe Verluste. Dennoch dürfe man dem Thema „Tod“ nicht ausweichen – selbst, wenn in manchen Familien die Parole „Darüber wird nun nicht mehr gesprochen“ ausgegeben werde.

Metaphern wie „…auf eine lange Reise gegangen“ oder „..eingeschlafen“ solle man vermeiden, rät Frau Prof. Sonntag – da Alltagssituationen wie „verreisen“ oder „schlafen“ bei den Kindern plötzlich beängstigende Wirkung erzeugen können.
Oft würden Kindern Verwandlungen als Gleichnis gegeben, etwa „Die Mama ist jetzt ein Schmetterling“ oder „Sie ist jetzt ein Stern und passt immer auf dich auf“. Sicher ein Art Trost, dennoch müsse die Kontrolle immer auf Seiten des Kindes liegen, also: „Wann immer Du willst, kannst du Mama als Stern am Himmel sehen.“

Oft fühle sich ein Kind am Tod schuld – auch dieses Thema müsse man forcieren und dem Kind vermitteln, dass es das nicht sei.

Im Anschluss an den Vortrag bestand für die Teilnehmer die Möglichkeit, praktische Fragen zu stellen, die Frau Prof. Sonntag mit Fachwissen und tiefem Einfühlungsvermögen beantwortete.

Frau Reinhold dankte der Referentin für die vielen wichtigen Impulse und Hinweise zum Umgang mit der sensiblen Thematik „Kinder und der Tod“.

Antje-Gesine Marsch @14.09.2017