Monika Ehrhard-Lakomy spricht bei einem Besuch des Greizer Sommerpalais über die gemeinsame Arbeit mit dem Künstler Klaus Vonderwerth
GREIZ. Drei Berufswünsche hatte Monika Ehrhardt-Lakomy als junges Mädchen: Tänzerin, Schriftstellerin und Kapitän. Alle drei erfüllten sich im Laufe ihres Lebens. Bei den ersten beiden ist das klar, aber Kapitän? „Ja, ich habe den Seeschein“, antwortet sie lachend, als sie beim Pressegespräch im Gartensaal des Sommerpalais die fragenden Blicke der Anwesenden sieht.
Frau Ehrhardt-Lakomy war am Freitagnachmittag nach Greiz gekommen, um sich die Ausstellung „In memoriam Klaus Vonderwerth“ anzuschauen. Vonderwerth (1936 – 2016) ist nicht nur der Schöpfer unzähliger Karikaturen und Grafiken, sondern bebilderte auch den legendären „Traumzauberbaum“ – Geschichtenlieder von Reinhard Lakomy und Monika Ehrhardt-Lakomy. Im letzten Monat konnte das Greizer Sommerpalais eine Schenkung von 675 Blättern entgegen nehmen, die Vonderwerths Frau, Cleo-Petra Kurze dem Haus übergab. Eine Auswahl ist seitdem in der Exposition zu sehen.
Mit Klaus Vonderwerth verband Monika Ehrhardt-Lakomy eine fast vierzigjährige Zusammenarbeit. Der „Traumzauberbaum“ sollte im gemeinsamen Schaffen eine ganz besondere Rolle spielen. Zu allen vierzehn LP’s und CD’s schuf Vonderwerth die Illustrationen. Das Besondere: Eine Figur des Bildes wurde stets von Cleo-Petra Kurze gezeichnet. „Cleo zeichnet liebevoll, Klaus mochte es krachiger“, so Monika Ehrhardt-Lakomy, die sofort erkannte, wo Cleo ihren künstlerischen Punkt setzte. „Kitsch war Klaus verhasst; er traf immer Inhalt und Witz der Sache auf den Punkt“, beschreibt die Berliner Künstlerin den Anspruch. „Er liebte es, wenn man neben ihm saß und gemeinsam überlegte“, erinnert sie sich lächelnd. Auch, dass er „Spaß am Erfinden“ hatte und mitunter „etwas faul“ war, bekannte sie. „Oft las er mein Buch nicht, sondern ließ es sich erzählen. So hatte er die Handlung gleich in komprimierter Form.“
Auch für die letzte CD „Die Sonne“ habe Klaus Vonderwerth noch das Cover geschaffen. „Das schaffst Du“, wurde er dazu von ihr ermuntert. Bald darauf legte Vonderwerth den Bleistift für immer aus der Hand. Cleo-Petra Kurze fertigt nun die Plakate. „Die vielen Jahre hindurch entstand eine Kontinuität, die nicht unterbrochen wurde, nur weil der Maître nicht mehr da ist“, so Monika Ehrhardt-Lakomy mit entwaffnender Ehrlichkeit.
Auf jedem Plakat, das die Geschichtenlieder des „Traumzauberbaums“ offeriert, ist Klaus Vonderwerth präsent, zeigt sich Monika Ehrhardt-Lakomy überzeugt: „Er geht uns nicht verloren.“
Wie sie verriet, habe sie zu Greiz und Umgebung eine ganz besondere Verbindung. In Triebes wuchs sie auf – am Theater der Stadt Greiz machte sie ihre ersten Schritte als Tänzerin und absolvierte während der Abiturzeit eine Maurerlehre, ehe sie als Ballerina viele Jahre lang die Welt bereiste und nach einem Studium der Kulturwissenschaft ab 1981 als freie Autorin tätig war. An Klaus Vonderwerth habe sie immer bewundert, dass er – genau wie sie – außerhalb der künstlerischen Arbeit mit Feuereifer baute, etwa sein Haus. Und: „Cleo und ich mochten uns – zudem konnten wir beide herrlich über unsere Männer lachen.“
Monika Ehrhardt-Lakomys Mann Reinhard (* 19. Januar 1946 in Magdeburg, † 23. März 2013 in Berlin), von allen Lacky genannt, war der wohl genialste und vielseitigste Musiker der DDR, der alle musikalischen Genres beackerte. Im Februar 2013 erhielt er die Diagnose „Bronchialkarzinom“. Lacky lehnte sowohl die Chemotherapie als auch andere lebensverlängernde Maßnahmen ab“, sagte Monika Ehrhardt, die 37 Jahre mit ihm verheiratet war. Er habe selbst im Sterben eine unglaubliche Größe gezeigt und bis zum Schluss daran gearbeitet, dass der „Traumzauberbaum“ auch ohne ihn weiterlebt. Dass die Kult-Geschichtenlieder weiterhin erfolgreich zur Aufführung gebracht werden – und das längst nicht mehr nur im „Osten“ – ist dem unermüdlichen Engagement von Monika Ehrhardt-Lakomy zu verdanken.
Eines tröstet die Berliner Künstlerin, die noch viele neue Ideen und Projekte umsetzen wird, von ganzem Herzen: „Ich weiß, dass Klaus und Lacky gemeinsam von einer Wolke im Künstlerhimmel herabschauen – und dabei einen Eisbecher essen.“
Antje-Gesine Marsch @26.08.2017
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