äugeln, liebeln, plänkeln Kammerjunker Melchior von Stollberg plaudert über „Allerley liebreitzende item boshafte Frauenzimmer bei Hofe Bernd Kemter alias Kammerjunker Melchior von Stollberg spricht über Amüsantes bei Hofe.GREIZ. Wenn Jürgen Frantz Käsecremehäppchen mit Knoblauch und Uwe Borchardt deftige Fettbrote feilbieten und Ines Wartenberg Rotwein ausschenkt, dann zeugt das von Aktivitäten des Fördervereins Oberes Schloss Greiz. Am Mittwochabend lud dieser zu einem höchst vergnüglichen geschichtlichen Streifzug in den Pferdestall des Oberen Schlosses ein: Kammerjunker Melchior von Stollberg alias Journalist und Autor Bernd Kemter und sein musikalisches Pendant, der Cellist Cornelius Herrmann aus Gera, Reuß Jüngere Linie entführten die gut 50 Zuhörer in die Goethezeit, als der Dichterfürst noch höchstpersönlich für Gesprächsstoff sorgte. Etwa durch die Beziehung mit Charlotte von Stein, der Kammerdienerin von Herzogin Anna Amalia. Melchior beschreibt sie als Persönlichkeit von Scharfsinn, kühler Reserviertheit, aber auch einem hohen Maß an Sensibilität. Friedrich Schiller sagte ihr sogar Nörgel-und Tadelsucht nach. Warum sie ihre Söhne Ernst, Karl und Fritz mit so unterschiedlicher Intensität liebte, vermochte der Insider-Kammerjunker nicht zu sagen. Auch über die kurioseste Ehe dieser Zeit am Hofe berichtete Melchior: Ein Sturm der Entrüstung sei damals in der Seelen-Essigfabrik ausgebrochen, als Carl Ludwig von Knebel ein Urfreund Goethes die 37 Jahre jüngere Luise von Rudorff, genannt schönes Rudelchen im zarten Alter von 17 Lenzen ehelichte. Doch allen Unkenrufen zum Trotz hielt diese Ehe, wie Melchior von Stollberg wissend berichtete. So sei aus dem lockeren Zeisig eine gute Ehefrau geworden. Eine gar wunderliche Plauderei gab der Erzähler über August von Einsiedel, Bruder eines Kammerdieners der Herzogin Anna Amalia und Intellektueller, der sich im Kreis Goethes bewegte, zum Besten: Lange Jahre hatte Einsiedel sein Verhältnis mit Emilie verw. von Werthern streng geheim gehalten. Gemeinsam mit der Geliebten hatte er deren Scheinbegräbnis in Leitzkau vorbereitet und durchgeführt, um schließlich mit ihr zu Forschungszwecken nach Tunis zu reisen. Im Sarg lag nur eine Puppe, wie Melchior berichtete. Es hieß, Emilie von Werthern, eine enge Freundin von Charlotte von Steins Schwester Sophie, sei plötzlich verstorben. In Wirklichkeit täuschte die verheiratete Frau ihren Tod vor und brannte mit ihrem Liebhaber nach Afrika durch. Drei Jahre später heiratete Einsiedel nach deren Scheidung Emilie. Melchior, der eine Lanze für die Ehe brach sie ist eine Kulturerrungenschaft unterhielt mit viel Augenzwinkern und Heiterkeit die Gäste der Veranstaltung. Kammermusicus Cornelius Herrmann musste dagegen einige Spitzen ertragen. Mit gefühlvollen Melodeien aus der Feder von Johann Sebastian Bach oder Georg Philipp Telemann, die allesamt von Melchior mit kritischem Ohr verfolgt wurden, verzauberte der Cellist mit sanften Tönen das Publikum. Obwohl Melchior die Vermutung äußerte, dass der Musicus mit diesem leidlichen Spiel nie den Sprung in die Weimarer Hofkapelle schaffe, muss erwähnt werden, dass Cornelius Herrmann viele Jahre lang im Mozarteum Orchester Salzburg als Solocellist tätig war. Antje-Gesine Marsch @20.06.2012
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