Ausstellungseröffnung "Ich habe die tschechische Sprache geheiratet" in Greiz:Würdigung Reiner Kunzes und ein Bekenntnis zu demokratischen Werten

Würdigung Reiner Kunzes und ein Bekenntnis zu demokratischen Werten

Greiz. Im Oberen Schloss Greiz wurde feierlich die Ausstellung „Ich habe die tschechische Sprache geheiratet“ eröffnet, die das Leben und Werk des bedeutenden deutschen Lyrikers Reiner Kunze würdigt. In seiner Rede betonte der thüringische Kulturminister Christian Tischner nicht nur die künstlerische Bedeutung Kunzes, sondern setzte auch ein klares Zeichen für demokratische Werte und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

„Reiner Kunze steht mit seinem Werk für sprachliche Feinheit, tiefe Humanität und eine unerschütterliche Haltung gegenüber Unrecht und Unterdrückung. Gerade in Zeiten, in denen Anstand und Respekt im täglichen Umgang vielfach untergraben werden, sind seine Worte eine Mahnung und zugleich eine Hoffnung“, erklärte der Minister.

Anstand und Respekt sind die Grundpfeiler einer demokratischen Gesellschaft. Sie sind Ausdruck eines wertschätzenden Miteinanders und einer Kultur des Zuhörens. Ohne sie verroht die Sprache, nimmt die gesellschaftliche Spaltung zu und die Debatten verlieren ihre konstruktive Grundlage. Minister Christian Tischner betonte, dass es eine gemeinsame Aufgabe sei, diese Werte im täglichen Leben zu pflegen und als Vorbild für kommende Generationen vorzuleben. „Ein demokratisches Miteinander kann nur gelingen, wenn wir uns gegenseitig mit Respekt begegnen und unterschiedliche Meinungen als Bereicherung verstehen.“

Kunzes unerschrockenes Eintreten für die Freiheit des Wortes führte in der DDR zu Repressionen und schließlich zum erzwungenen Exil. Doch sein literarisches Schaffen wurde dadurch nicht gebrochen. „Er baute Brücken zwischen Sprachen, Kulturen und Menschen. Besonders seine enge Verbindung zur tschechischen Literatur macht ihn zu einer einzigartigen Stimme der Verständigung zwischen beiden Ländern“, so der Minister weiter.

Reiner Kunze war stets der Auffassung, dass Veränderung nicht durch plötzliches Umstürzen, sondern durch beharrliches, verantwortungsbewusstes Handeln erreicht wird. Diese Haltung teilt auch Minister Christian Tischner. „Wandel braucht Geduld, Weitsicht und vor allem den Willen, im Dialog zu bleiben. Unsere Gesellschaft kann sich nur weiterentwickeln, wenn wir bereit sind, aufeinander zuzugehen und offen für neue Perspektiven zu bleiben“, erklärte er.

Dass diese Ausstellung nun in Greiz zu sehen ist, sei ein starkes Zeichen kulturellen Verantwortungsbewusstseins. „Wir würdigen nicht nur einen großen Dichter, sondern bekennen uns auch zu den Werten, für die er steht: Freiheit, Wahrheit und Menschlichkeit“, betonte der Minister. Sprache sei nicht nur ein Mittel der Kommunikation, sondern auch ein Instrument der Verantwortung. In diesem Zusammenhang stellte er klar, dass es auch Aufgabe der Bildungspolitik sei, die deutsche Sprache in ihrem literarischen Erbe zu bewahren.

Zum Abschluss seiner Rede dankte Minister Christian Tischner allen Beteiligten, die an der Umsetzung der Ausstellung mitgewirkt haben, insbesondere der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung sowie den Organisatoren vor Ort. „Diese Ausstellung ist nicht nur eine kulturelle Bereicherung, sondern auch ein Appell, den Wert von Sprache und Kunst als Grundlage unserer Demokratie zu bewahren.“

Mit der Eröffnung der Ausstellung wurde ein wichtiges Zeichen gesetzt – für die Anerkennung großer Literatur, für den Erhalt demokratischer Werte und für die Kraft der Sprache als Brücke zwischen Menschen und Kulturen.