Hebt man die Augen, sieht man keine Grenzen
GREIZ. Die Stadt Greiz kann auf eine lange Tradition im Stiftungswesen verweisen. Das sagte Torsten Röder am Freitagabend im Weißen Saal des Unteren Schlosses, als er im Namen der Bürgerstiftung Greiz (in Gründung) zum Info-Abend einlud. Die älteste bisher belegte Stiftung war bereits 1735 die Heinrich-Grünrath-Stiftung«, wie der Greizer den Anwesenden vermittelte. Auch die Fabrikanten Ernst und Lina Arnold, Schleber oder Günther waren dabei wegweisend, indem sie aus sozialem Engagement heraus stifteten.
Eingeladen hatte Röder an diesem Abend den Geschäftsführer der Bürgerstiftung Dresden, Winfried Ripp, einen Experten, der im Jahr 1999 diese Stiftung gründete und einen enormen Erfahrungsschatz aufweisen kann.
Ripp erklärte das Modell der Bürgerstiftung im Allgemeinen und an verschiedenen bundesweiten Beispielen im Besonderen. In Deutschland gebe es derzeit 320 Bürgerstiftungen mit einem Gesamtvermögen von 250 Mio. Euro, wie Ripp ausführte. Verantwortung übernehmen, dabei Grundvermögen aufbauen, um aus den erzielten Beträgen Projekte zu fördern; sei erklärtes Ziel. Da eine solche Stiftung immer in einem definiert regionalem Raum arbeite, kenne man dort die Aktiva, aber auch Defizite. Man muss sehr langfristig denken, sprach Winfried Ripp die Wichtigkeit an, auch eine Menge Langmut mitzubringen, bis eine Bürgerstiftung nachhaltig agieren könne. Auch solle sie fernab jeder politischen Couleur arbeiten und offen für alle sein. Die Neutralität müsse auf jeden Fall gewahrt bleiben, empfahl der Experte; auch die Transparenz und Partizipation.
Sich zu den 10 Merkmalen des Gütesiegels des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zu bekennen und dieses Gütesiegel aktiv anstreben, sei ebenfalls ein wichtiger Aspekt.
Dass eine Bürgerstiftung in der Regel durch viele kleine Beträge vieler Bürger entstünde, sei die eine Sache. Es gebe bereits eine leichte Tendenz, Bürgerstiftungen auch Erbschaften zu widmen.
Wichtig sei, ständig neue Ressourcen zu erschließen und nicht den Anschein zu erwecken, den Leuten noch mehr Geld wegzunehmen, spricht Winfried Ripp aus vierzehn Jahren Erfahrung. In Dresden gebe es beispielsweise eine Reihe von Arbeitsfeldern, in die man die Bürger der Stadt integriert habe, etwa die Auslobung eines Ehrenamtspreises. Auch die Unterstützung von Kultur-und Denkmalschutzprojekten, Kinder,-Jugend-und Familienprojekten stelle ein weites Feld an Möglichkeiten dar, gemeinsam aktiv zu werden.
Die Idee nach außen zu tragen, bat Torsten Röder die Anwesenden der Veranstaltung, die im Anschluss eine Menge Fragen parat hatten. Röder erklärte, wie die neunzehn definierten Ziele jede Facette im Leben der Stadt Greiz tangieren würde. Die Bürgerstiftung Greiz versteht sich vor allem als Netzwerk und Koordinator, fasste er zusammen und schloss mit dem geflügelten Wort: Hebt man die Augen, sieht man keine Grenzen.
Antje-Gesine Marsch @03.05.2013
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