Grünert und Stiller mit virtuosem Orgelspiel im DoppelpackVierhändiges Spiel von Ralf Stiller (l.) und Matthias Grünert.

Frauenkirchenkantor Matthias Grünert und Greizer Kantor Ralf Stiller entfachen gemeinsam mit Jugendchor und Instrumentalensemble an St. Marien ein zweistündiges musikalisches Feuerwerk

GREIZ. Zur 254. Auflage der Reihe „Prominente im Gespräch“ konzertierten am Montagabend in der Stadtkirche gleich zwei Kantoren: Frauenkirchenkantor Matthias Grünert und der Greizer Kantor an St. Marien, Ralf Stiller. Mit Matthias Grünert kehrte ein Musiker in die Schloss-und Residenzstadt zurück, der hier in den Jahren 2000 bis 2004 seine tiefen musikalischen Spuren hinterließ.

Ralf Stiller lenkt seit Mitte 2013 das kirchenmusikalische Geschick an der Stadtkirche „St. Marien“ und macht sich besonders durch seine engagierte Arbeit im Jugendbereich einen hervorragenden Namen. Eines verbindet die beiden Ausnahmemusiker auf das Engste: der Wunsch, die Sanierung der kostbaren Kreutzbach-Jehmlich-Orgel voranzubringen. Unzählige Konzerte hatte Matthias Grünert auf ihr gespielt, unter anderem das gesamte Orgel-Werk von Johann Sebastian Bach. Dass die Greizer Königin der Instrumente unbedingt einer Verjüngungskur unterzogen werden muss, konnte man auch am Montagabend erleben. Immer wieder musste Grünert kurz im Orgelinneren Dinge richten, um den störenden Dauerton zu beseitigen.

Trotz dieser Widrigkeiten entfachten die beiden Musiker ein musikalisches Feuerwerk der Extraklasse. Selten erlebte die Greizer Orgel bislang, dass man gleich vierhändig auf ihr spielte. Franz Schuberts „Marsch“, den Matthias Grünert und Ralf Stiller gemeinsam interpretierten, stimmte auf den besonderen Konzertabend ein , der mit Adolph Hesses “Sonate d-moll für vier Hände und vier Füße” auch im Doppelpack schloss.
Bachs bekanntes Werk „Toccata und Fuge d-moll“, BWV 565 wurde von Matthias Grünert virtuos gespielt; mit Max Regers Werk gewaltiger „Toccata in d + Fuge in D“ – meisterhaft intoniert von Ralf Stiller – erlebten die 450 Konzertbesucher einen der musikalischen Höhepunkte des Abends.

Eine hervorragende Bereicherung des Programms stellte einmal mehr der Jugendchor an St. Marien samt Instrumentalensemble dar. Ganz gleich, ob die jungen Frauen und Männer im Altarraum oder von der Orgelempore sangen und musizierten – ob unter dem Dirigat von Matthias Grünert oder Ralf Stiller – die Darbietungen berührten die Gäste, die nach jedem Titel nicht mit Applaus sparten. Wenngleich man an diesem Abend die sonst so strahlenden Sopranstimmen etwas vermisste, entfaltete sich ein homogener Chorgesang. „Alta Trinitata“ „An der Saale hellem Strande“ oder „Kein schöner Land“ wurde von dem erst seit zwei Jahren bestehendem Ensemble innig vorgetragen; behutsam vom Instrumentalensemble begleitet. Wohltuend auch, wie harmonisch man miteinander umging: da ein Lächeln, ein Kopfnicken oder ein leichtes Schulterklopfen. Von Rivalität zwischen den beiden hervorragenden Kirchenmusikern war nichts zu spüren. Im Gegenteil: Man beflügelte sich gegenseitig zu künstlerischen Brillantleistungen.

Langanhaltender Beifall und die beiden Zugaben des Jugendchores, die mit „Good news“ und „Do you know me“ bewiesen, dass sie auch im Gospelbereich zu Hause sind, krönten den Abend. Der Initiator der Projektreihe „Prominente im Gespräch“, Harald Seidel, bedankte sich im Namen der begeisterten Gäste bei den beiden Kantoren und den jugendlichen Mitwirkenden für „zwei Stunden musikalisches Feuerwerk“.

P.S. Die Kollekte für die Sanierung der Kreutzbach-Jehmlich-Orgel betrug an diesem Abend stolze 2371,50 Euro.

Antje-Gesine Marsch @03.05.2016