Unteres Schloss Greiz: "Das Erbe der Buckelapotheker"rückt Kräuter aus dem Vogtland in den FokusDie Frauen interpretieren einen Kanon, den Cornelia Seidel (r.) komponierte.

Interessante Sonderausstellung in der Beletage der Museen der Schloss-und Residenzstadt im Unteren Schloss widmet sich den Kräutern und Pflanzen aus dem Vogtland

GREIZ. Gegen jedes Wehwehchen ist ein Kraut gewachsen – dieses geflügelte Wort ist vielen von uns noch gut aus Kindheitstagen in Erinnerung. Viele bekamen ihr Wissen über die heilende Wirkung von Kräutern und Wildpflanzen noch von den Müttern und Großmüttern vermittelt.

Nicht nur in den Gärten wachsen die sogenannten Wunderpflanzen, sondern oft auch in der freien Natur. Oft unscheinbar – bei den Ziergarteninhabern oft als unbeliebtes Unkraut weggespritzt – geraten diese heilsamen Pflanzen allerdings langsam in Vergessenheit.

Genau das war der Ansatz von Museumsleiter Rainer Koch und seinem Team, sich dem Thema „Kräuter aus dem Vogtland “ zu widmen und eine sehenswerte, wunderschön illustrierte und vor allem lehrreiche Sonderausstellung auf den Weg zu bringen.

Diese wurde am Sonntagvormittag im Weißen Saal des Unteren Schlosses eröffnet.

Die Zeiten, als die sogenannten „Buckelapotheker“ mit ihrer Kiepe durch die Dörfer, von Hof zu Hof, liefen, und ihre Fläschlein mit allerlei Tinkturen anboten, sind sicherlich Historie. Dennoch waren die „fliegenden Händler“ oft „Retter in der höchsten Not“, wie Rainer Koch betont.
Damals wurde das Wissen gepflegt und von Generation zu Generation weitergegeben.

Dieses Wissen scheint allerdings mehr und mehr zu versickern. Umso ehrenwerter seien die heutigen „Kräuterfrauen“, die dieses Wissen bewahren und weitertransportieren.

Zwei dieser Expertinnen hatte Rainer Koch zur Vernissage eingeladen: Die Gottesgrünerin Cornelia Seidel und Elisabeth Ruckdeschel aus Gefrees.

Cornelia Seidel, Olitätenmajestät des Jahres 2012, sprach davon, wie die kleinen Wiesenkräuter Herz und Seele gut tun. Oft reiße man Giersch, Vogelmiere oder Quecke einfach heraus – ohne zu erkennen, dass man selbst Triebe oder Wurzeln solcher „Unkräuter“ gut verwenden könne.
„Die Kräuter sprechen uns direkt an; doch ihre Vielfalt ist zurückgegangen“, verweist Cornelia Seidel auf 450 Arten, die es noch bis vor zweihundert Jahren gab. Nach Meinung der Kräuterfrau gehen selbst Süchte darauf zurück, dass dem Körper etwas fehle und man auf der Suche nach Kompensation sei.

Einen ganzen Raum widmet Elisabeth Ruckdeschel der „Rose“, die man als Königin der Blumen und der Liebe bezeichnet. „Ihre Heilkraft ist eher weniger bekannt“, wie die Gefreeserin im Gespräch sagte. Rosen sind „wohltuend, wohlschmeckend und gesund“, verweist sie beispielsweise auf Gesichtswasser, Bäder, anregende Getränke oder die Rose in der Bäckerei.

Als „Geschenk“ nannte Elisabeth Ruckdeschel zwei Vorträge, die sie den Greizer mache: Am 27. Mai und am 1. Juli wird die Fachfrau um 14 Uhr im Weißen Saal des Unteren Schlosses über Kräuter referieren.

Einen besonderen Dank sprach der Museumsleiter seinem Team für die hervorragende Umsetzung der Ausstellungsidee aus; zudem dankte er „Heike und Ines“ vom Bauhof der Stadt Greiz für das Pflanzen-Arrangement in der Beletage sowie dem Arzt Gerhard Balthasar für die fachliche Beratung.

Für die musikalische Umrahmung der Vernissage sorgten Vido Seidel am Klavier, sowie das Blockflötenensemble „Melange“ unter Leitung von Gretel Töpfer, das nicht nur virtuos einige Frühlingslieder interpretierte, sondern auch einen von Cornelia Seidel komponierten Kanon gesanglich zu Gehör brachte.

Service:
Das Erbe der Buckelapotheker
Kräuter aus dem Vogland

MUSEUM IM UNTEREN SCHLOSS GREIZ
25. März 2018 – 12. August 2018

Geöffnet:
Dienstag – Sonntag
10 Uhr – 17 Uhr

Antje-Gesine Marsch @27.03.2018