Greizer gedenken Pogromnacht vom 9. November 1938

Mahngang führt auch zu den Stolpersteinen – in Gedenken an die während der Naziherrschaft ermordeten Menschen

Greizer gedenken Pogromnacht vom 9. November 1938
Willi Brüßel-Mautner (r.) ruft zur Zivilcourage auf.
GREIZ. „Vergesst nur nicht“ titelte das im Jahr 1944 verfasste Gedicht, das Karsten Halbauer am Sonntagabend verlas. Nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November hatte in ganz Deutschland die Judenverfolgung begonnen. „Bahnhöfe spielten in der Zeit des Holocausts eine große Rolle”, begründete Willi Brüßel-Mautner vom Verein AufAndHalt, warum man die Gedenkveranstaltung an die Pogromnacht gerade auf dem Bahnhofsvorplatz durchführte. Es sei “unvorstellbar und unfassbar”, dass Millionen Menschen in Vieh-und Güterwagen in die Vernichtungslager transportiert wurden. Die sogenannte Reichskristallnacht sei der Auftakt für die grauenvollste Epoche in der Menschheitsgeschichte, die heute als Vergangenheit abgetan wird. Der Sprung in die Gegenwart sei nicht allzu groß – in Deutschland würden heute Neonazi-Aufmärsche geduldet und ein Verbot der NPD sei noch lange nicht in Sicht: “Wann kommt der Tag, an dem Widerstand zur Pflicht wird?” Natürlich erfordere es Zivilcourage, sich den Nazis entgegenzustellen, doch wer die Augen verschließe, werde blind für die Gegenwart, unterstrich Brüßel-Mautner.
Etwa zwei Dutzend Bürger waren dem Aufruf gefolgt und bekundeten mit ihrem Erscheinen, wie wichtig ihnen das Gedenken an die Pogromnacht des Jahres 1938 ist. Gemeinsam setzte die Gruppe in Richtung Carolinenstraße ihren Mahngang fort, um auf der Südstraße und dem Gartenweg Station zu machen und einen Moment innezuhalten. „An diesen Stellen befinden sich Stolpersteine“, so Willi Brüßel-Mautner, der noch einmal kurz auf deren Bedeutung hinwies und die Namen verlas. Der Künstler Gunter Demnig erinnert mit diesem Projekt seit den 90er Jahren an die während der Naziherrschaft ermordeten Menschen.
Antje-Gesine Marsch @10.11.2014