Gesundheitspolitische Visionen im Kreiskrankenhaus GreizManuela Schwesig, Heike Taubert, Sozialministerinnen der Länder Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen und Harald Seidel (v.l.) zur Diskussionsrunde im Kreiskrankenhaus Greiz

Manuela Schwesig und Heike Taubert, Sozialministerinnen der Länder Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen referierten im Kreiskrankenhaus Greiz und brachen eine Lanze für die solidarische Bürgerversicherung
GREIZ. Es gibt wohl keinen besseren Ort, an dem man über Gesundheitsfürsorge und den Sozialstaat Deutschland sprechen kann, als ein Krankenhaus. Am Freitagabend referierten Manuela Schwesig (SPD) und Heike Taubert (SPD), Sozialministerinnen der Länder Mecklenburg/Vorpommern und Thüringen in der Reihe Prominente im Gespräch in der Magistrale der Kreiskrankenhaus Greiz GmbH über diese Thematik. Sicher keine leichte Kost, wie Harald Seidel die zahlreichen Anwesenden begrüßte. Der Thüringer Wald und die Ostsee sind zwar geografisch nicht identisch, doch in gleicher Form stark vom demografischen Wandel geprägt, stieg Manuela Schwesig in das Thema ein. Die flächendeckende Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen und gleichmäßigen gesundheitlichen Versorgung – vor allem in den ländlichen Regionen – stellte die Ministerin in das Zentrum ihrer Ausführungen und bezeichnete sich selbst als Verfechterin der Landarzt-Quote. Schwesig plädierte dabei für Gesundheitshäuser, in denen niedergelassene ärzte und Krankenhäuser die Versorgung koordiniert und verzahnt auf optimalen Behandlungsebenen durchführen. Auch die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), in den ärzte angestellt sind, würden dabei eine gewichtige Rolle spielen. Gerade im ländlichen Raum habe sich das Schwester-Agnes-Modell bestens bewährt; allerdings komme die Gemeindeschwester nicht mehr mit einer blauen Schwalbe gefahren, sondern mit Handy und Laptop. Der Einsatz dieser mobilen Krankenschwestern entlaste nicht nur die Hausärzte, sondern sorge beispielsweise dafür, dass – einer Studie zufolge- bei vielen Patienten der Bluthochdruck gesunken sei. Natürlich ging Manuela Schwesig auch auf die brennende Thematik rund um das Betreuungsgeld ein. Sie forderte, die Kitas besser auszubauen und anstatt in das Betreuungsgeld in ein tägliches, gemeinsames warmes Mittagessen für die Kinder zu investieren. Dabei brach die Politikerin eine Lanze für die solidarische Bürgerversicherung, in die alle Versicherten entsprechend ihrer finanziellen Möglichkeiten einzahlen, aber von den gleiche Leistungen profitieren könnten. Für ein gutes stationäres Versorgungssystem, in dem Privatpatienten nicht bevorzugt werden, sprach sich Heike Taubert aus. Gerade für kleinere Krankenhäuser, die eine Geburtshilfliche-oder Kinderabteilung besitzen, habe man eine gute Lösung gefunden. Jedes Krankenhaus, das die entsprechende ärzteschaft nachweisen kann, behält seine Abteilungen, wie Heike Taubert auch in Hinblick auf die Greizer Klinik versicherte. Zur anschließenden Diskussionsrunde kamen die unterschiedlichsten Themen zur Sprache. Dr. med. Christiane Marx schlug vor, auch die Bürger mehr in die Pflicht zu nehmen; der Leitende Chefarzt des Hause, Dr. med. Klaus Berg befürwortete, mit einem speziellen Bewegungs-und Ernährungskonzept den Patienten Forderungen zu stellen, gerade in Hinblick auf Gewichtsabnahme. Auch über Einsparmöglichkeiten, vor allem in der Pharmaindustrie wurde diskutiert; ebenso über die Problematik der Organspende. So sollen laut Beschluss des Bundesrates vom Freitag die Bundesbürger künftig regelmäßig nach ihrer Bereitschaft zur Organspende nach dem Tod gefragt werden. Beide Politikerinnen warben, sich für einen Organspendenausweis zu entscheiden. Schon aus Respekt vor den Angehörigen so Manuela Schwesig.
Musikalisch wurde die von der ´Thüringer Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützte Veranstaltung von Harald Seidel (Bass) und Rudolf Ruby Kuhl (Saxophon) mit jazzigen Klängen umrahmt.

Antje-Gesine Marsch @15.06.2012