Gesangbücher von der Reformation bis heute werden bis Anfang Februar 2015 gezeigt v.l. Bibliothekar Dirk Görsch, Friederike Böcher und Pfarrer i.R. Helmut Warmuth im Gespräch.GREIZ. Wohl keiner der zahlreichen Vernissage-Gäste, die am Samstagvormittag zur Ausstellung „Immer wieder Sonntag – Gesangbücher von der Reformation bis heute“ in den Festsaal des Sommerpalais Greiz kamen, konnte sich erinnern, dass je bei einer Vernissage „da-capo-Rufe“ zu hören waren. Genau das geschah, als die „Bad Köstritzer Flötenkinder“ spielten und mit Titeln von Heinrich Schütz begeisterten, etwa dem Stück „Wohl denen, die da wandeln“ oder „Alle Augen warten auf Dich“, das die Flötisten auf dem Gemshorn, einer Art Schnabelflöte interpretierten. Friederike Böcher, Direktorin des Heinrich-Schütz-Hauses und zugleich Leiterin des Ensembles, erklärte zudem die Anwesenheit von erwachsenen Mitstreitern: Seit dem Jahr 2005 hätten auch einige Erwachsene den Weg zu den ‚Flötenkindern‘ gefunden; wollten gern, wie ihre Töchter und Söhne musizieren „Doch wir bleiben, was wir sind: Die Köstritzer Flötenkinder“, so Frau Böcher unter dem Beifall der Anwesenden. Zur Einführung sagte die Heinrich-Schütz-Haus-Direktorin, dass sie sich über diese erste Zusammenarbeit ihres Hauses mit dem Sommerpalais freue. Ihr persönlicher Umgang mit einem Gesangbuch wäre nach der Ausstellung ein ganz anderer als vorher. Sie betrachte es nunmehr als „ganz großes Gesamtkunstwerk.“ Die Gesangbuchausstellung sei zunächst vom Heinrich-Schütz-Haus konzipiert und in Bad Köstritz ausgestellt worden, erläuterte Sommerpalais-Direktorin, Eva-Maria von Mariassy. Im Sommerpalais wurde diese Exposition in den letzten Monaten vom Bibliothekar der Einrichtung, Dirk Görsch kuratiert, weiter entwickelt und mit Originalen aus der hiesigen Sammlung und „sehr noblen Leihgaben von ebenso noblen Leihgebern ergänzt“ worden. Zwar seien Gesangbücher „auch nur Bücher mit Text“, doch wären Bücher an sich „Leitmedium von Wissenschaft, Kultur, Kunst und Religion“ mit einem Auftrag, einer Bestimmung. Ohne Bücher wären Reformation, Aufklärung und Romantik unvorstellbar. „Die hier gezeigten Gesangbücher haben die Welt der geistlichen Musik verändert“, so Frau von Mariassy. Erst nachdem diese Bücher gedruckt wurden, hätten Mitglieder der gläubigen Gemeinden im christlichen Gottesdienst mitsingen können. Ob jemals ein E-Book dieses Ansehen und diese Bedeutung erlange – „Das dürfen wir mit Gelassenheit beobachten“, so die Direktorin augenzwinkernd. Bibliothekar Dirk Görsch ging in seinen Worten auf den Aufbau der Ausstellung ein und gab Erklärungen zu den einzelnen Exponaten. „Scheuen Sie sich nicht, die Pappe von der Vitrine im Kabinett nebenan anzuheben“, gab er den Ausstellungsbesuchern mit auf den Weg durch die Räume der Beletage. Das Herzstück der Exposition – ein Wittembergisches Gesangbuch aus dem Jahr 1524 – verdiene besondere Aufmerksamkeit. Dirk Görsch bedankte sich bei allen Leihgebern, die aus eigenen Beständen Exponate zur Verfügung stellten, so etwa Buchhändlerin Renate Herz und Pfarrer i.R. Siegfried Göckeritz, um nur zwei zu benennen. Antje-Gesine Marsch @12.10.2014
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