Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Im Renaissanceschloss in Dornburg wird ausgeräumt, auf den Burgruinen Ehrenstein und Bad Liebenstein nähern sich die ersten Bauabschnitte der Fertigstellung und am Marstall von Schloss Heidecksburg wird mittelalterliche Baugeschichte wiederentdeckt. Vieles ist in Gang im Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG). In drei von insgesamt 23 Einzelprojekten des SIP I sind in diesem Jahr die Bauarbeiten angelaufen. 2024 sollen neun weitere Baustellenstarten. Die 2023 durchgeführten Planungen, Notsicherungen und ersten Sanierungsarbeiten belaufen sich auf mehr als 4 Millionen Euro. Insgesamt hat das SIP I ein Volumen von 200 Millionen Euro, finanziert wird es jeweils zur Hälfte von Bund und Land.

Die Vorarbeiten und die bereits begonnenen Baustellen gehen planmäßig voran. Auf Schloss Sondershausen werden bis Jahresende die letzten der 73 neuen Fenster am Westflügel eingebaut. An den Burgruinen Ehrenstein und Bad Liebenstein kommen pünktlich vor der Winterpause die ersten Bauabschnitte zum Abschluss. Auf Schloss Sondershausen läuft die Erneuerung der Grundleitung einschließlich einer neuen Löschwasserzisterne an. Für zehn weitere Projekte konnte unterdessen die jeweilige Entwurfsplanung abgeschlossen werden – eine entscheidende Etappe auf dem Weg zum Baubeginn.

Jede SIP-I-Baustelle ist besonders, das macht sich beim Bauen, aber auch schon in der Planungsphase bemerkbar. Tief in den Wald verschlug es die Handwerker auf der Burgruine Bad Liebenstein, in 1.600 Metern Entfernung von der letzten öffentlichen Straße gehört die Baustelle auf der Burgruine zu den abgelegensten Einzelprojekten des SIP I. Hoch hinaus ging es 2023 auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt. Kletterer führten hier mit Alpintechnik vorbeugende Sicherungen durch – am 44 Meter hohen Schlossturm wurden lose Naturstein- und Mörtelteile abgenommen, am Westflügeldach Lücken durch Bleche zum Schutz vor Regen geschlossen. Tief blicken ließ 2023 das Torhaus von Burg Ranis, mit Radar wurde dort das meterdicke Mauerwerk durchleuchtet. Rohes brachte wiederum die Bauforschung auf der Wasserburg Kapellendorf ans Licht, der Prinzessinnenbau war im Barock als Rohbau stehen geblieben – der unvollendete Bauschmuck ist eine Rarität. Auf Schloss Heidecksburg findet sich im Marstall wiederum noch Bausubstanz der mittelalterlichen Burg, wie die Bauforscher herausfan-den. Die Beispiele zeigen: Forschen, Planen und Bauen gehen im SIP I Hand in Hand, eine Vielzahl von Erkenntnissen ist entscheidend für ein denkmalpflegerisch hochwertiges Ergebnis.

Thüringens Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff kommentiert den Fortgang des SIP I: „Ich freue mich, dass die aufwendigen Vorarbeiten sichtbare Früchte tragen. Das Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I) ist für alle Beteiligten ein Kraftakt – nicht zuletzt für den Landeshaushalt. Aber wir müssen uns vor Augen halten: Es handelt sich um das größte Infrastrukturprogramm für das kulturelle Erbe in Thüringen seit der Wiedergründung des Landes 1990. Das ist eine Chance für Kultur, Tourismus und Handwerk im Freistaat, die vorangegangene Gene-rationen nicht hatten. Eine Fortführung dieses großen Vorhabens über das SIP I hinaus ist daher nicht nur wünschenswert, sondern auch not-wendig.“

Dr. Doris Fischer, Direktorin der STSG, ist froh über den Beginn der ersten Baumaßnahmen im Rahmen des SIP I: „Das Sonderinvestitionsprogramm I wird schrittweise sichtbar. Wir haben alle 23 Projekte auf den Weg gebracht und liegen im Plan. An den besonders umfangreichen Projekten werden die Vorarbeiten noch etwas Zeit beanspruchen, aber es stehen auch schon die ersten Gerüste und es laufen Bauarbeiten. Im kommenden Jahr kommen überall in Thüringen Baustellen hin-zu. Alles läuft nun wie in einem Uhrwerk. Dafür sorgen die mit erfahrenen Fachleuten besetzten SIP-Teams innerhalb der STSG, sie steuern die Arbeit beauftragter Planer und Handwerksbetriebe. Unser Dank gilt den Zuwendungsgebern und prüfenden Behörden, mit denen wir ziel-orientiert eng zusammenarbeiten.“

Bei der Planung und Ausführung der Projekte im SIP I steht der Gedanke der Nachhaltigkeit Pate. Zunächst ist der Erhalt von Denkmalen als sogenannte Goldene Energie schon an sich ein Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Hinzu kommen der Einsatz meist naturnaher und nicht auf Verbundstoffen basierender Materialien und die Anwendung und Tradierung traditioneller Handwerkstechniken. Aber auch im Hinblick auf die Energieversorgung gibt es Handlungsmöglichkeiten. Notwendige Haustechnik wird strikt auf Energieeffizienz geprüft, vielfach wird wohl der Umstieg auf alternative Heiztechnologien mit den Maßnahmen verbunden sein. In Einzelfällen wird auch die denkmalverträgliche Einsatzmöglichkeit von Solartechnik untersucht.