Leserbrief von Prof. Lothar GöthelLeserbrief von Prof. Lothar Göthel

Weihnachtskonzert des Greizer Collegium musicum
GREIZ. In Erhalt des Briefes von Prof. Lothar Göthel, der meine Rezension des Weihnachtskonzertes des Greizer Collegium musicum am 26. Dezember in der Greizer Stadtkirche betrifft, möchte ich folgendes ausführen:
Ich bin weder unbedarft noch kenntnislos über Dinge, die mit Kunst und Kultur zu tun haben. Das erlaube ich mir zu behaupten und verwehre mich deshalb gegen diese Aussage.
Greiz ist nun mal eine Kleinstadt, man kennt sich untereinander und wertet Dinge aus.
Manche Konzertbesucher sind gezielt an mich herangetreten, um mir ihre Meinung mitzuteilen.
Acht Euro sind für viele Menschen hier kein Pappenstiel, der Begriff „Eintrittspreis für ein Vorstadtkino“ ist meines Ermessens mehr als reduzierend.
Die Kirche fasst über 900 Besucher; wenn zum Konzert um die 160 Leute erscheinen, muss man eben damit leben, über die Eintrittspreise die Kosten der Veranstaltung nicht abdecken zu können.
Kauft man teure Solisten ein, weil man eine hohe Qualität mit den eigenen Musikern nicht gewährleisten kann, muss man auch damit leben, diese zu bezahlen.
Das Greizer Collegium musicum ist ein eingetragener Verein, der auch über Förderung und Unterstützung durch die Stadt Greiz lebt.
Ich selbst bin auch künstlerisch tätig; wenn ich für mein Konzert besonders tolle Musiker verpflichte, muss ich schon im Vorfeld wissen, wie ich sie bezahle nicht erst nach dem Konzert das Publikum bitten, für deren Honorierung zu spenden€€¦
Wenn ich die Kollekte – die im Übrigen eine Geldsammlung für kirchliche oder karitative Zwecke ist – mit einem faden Beigeschmack behafte, beinhaltet das nicht nur meine eigene Meinung, sondern die vieler Zuhörer des Konzerts.
Beste Grüße
Antje-Gesine Marsch @11.01.2012

Zum besseren Verständnis hier noch einmal die Rezension vom 28.12.2011

5 Gedanken zu „Zum Leserbrief von Prof. Lothar Göthel, Nesse-Apfelstädt, OTZ vom 10. Januar 2012“
  1. Hallo Herr Tittes,

    wenn mich nicht alles täuscht, geht das folgende Zitat auf Voltaire zurück: „Ich bin nicht Ihrer Meinung, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie sie sagen dürfen!“. In diesem Sinne akzeptiere ich Ihre Meinung, teile diese aber logischerweise nicht.

    Ich weiss, dass Sie im collegium musicum aktiv sind. Insofern billige ich Ihnen auch zu, persönlich pikiert zu sein. Ihr Beitrag zeigt aber ein sehr typisches Greizer Problem auf: wagt es auch nur irgendjemand, gegen „etablierte Kunst (Politik usw.)“ Kritik zu äußern, geht man in Greiz sofort „auf Mann (oder Frau)“. Dann wird nicht mehr zum Thema diskutiert, sondern allein der/ die Kritikerin madig gemacht. Das ist dann allerdings keine Diskussion, sondern einfach nur erbärmlich. Kunst liegt bekanntlich immer im Auge des Betrachters. Im Gegensatz zu meinem unbestrittenen Sarkasmus war der Beitrag von Frau Marsch kritisch, aber auch sehr sachlich. Sie sind das leider nicht. Sie gehen nicht mal ansatzweise auf die Kritiken ein, sondern können und wollen Ihre Frustration über die Kritik nicht verbergen.

    Vielleicht hat das (ausgebliebene) Publikum Ihnen persönlich und dem collegium musicum nonverbal zeigen wollen, welche „vermeintliche Größe und Professionalität“ es von Ihnen tatsächlich hält? Das Wörtchen „vermeintlich“ kommt jetzt hoffentlich bei Ihnen genauso an, wie Sie es unterstellend auf Frau Marsch bezogen haben. Ich maße mir dazu kein Urteil an, da dieses Genre derzeit nicht zu meinen Vorlieben zählt. Dennoch bitte ich Sie, sich vielleicht die Fragen im 5. Absatz meines ersten Beitrages mit Abstand nochmals anzuschauen. Vielleicht gelingt dann ein Erkenntnisgewinn? Zwischen Philosophie und Meinungsäußerung liegen bei mir Welten. Auch darf ich Sie fragen (im Umkehrschluss zu Ihren Unterstellungen meine Person betreffend), wie produktiv und bedeutungsvoll wohl Ihr Auftritt für das Greizer Kulturleben war, wenn mangels Besucher anschließend der „Klingelbeutel“ rumgehen musste?

    Meine Haltung zur den „Tatbeständen des Greizer Kulturlebens“ ist allgemein hinlänglich bekannt, da seit 20 Jahren genau dieselbe: Förderung freier Kinder-/Jugendarbeit ja (z.B. Verein Papierfabrik, Stadtjugendring), politische Prestigeobjekte wie den lokalen und jahreszeitlich beschränkten Theaterherbst – nein. Um nicht missverstanden zu werden: Anschubfinanzierung durchaus ja. Aber wenn diese Kulturprojekte alle so toll sind, wie die Macher es in der Zeitung stereotyp behaupten, dann würde man inzwischen sicher ausreichend Sponsoren/ Unterstützer/ Mäzene finden, um diese tollen, überegional bedeutungsschweren, hochwertigen Kulturveranstaltungen in der „Weltkulturhauptstadt Greiz“ auch ohne (oder zumindest weniger) Steuermittel aus dem Landes-/ Stadtsäckel am laufen zu halten. Ich erinnere an „Das Brummen“ im Elsterflußbett, wo sich halb Greiz gefragt hat: „Was will der Dichter mir damit sagen?“. Wenn nicht, toben sich auf Kosten des Steuerzahlers einige Greizer mit einem teuren Hobby aus. Und zwar auf Kosten anderer Vereine, die seit Jahren bei der finanziellen Unterstützung eine lange Nase gedreht bekommen.

    In Greiz tauchen bei den großen Summen aus dem Fördermitteltopf eigentlich immer die gleichen Namen auf: FC Greiz, Ringer, Theaterherbst, Stadtmarketingverein- Ende der Durchsage. Schaut man sich die (aktuell oder ehemals) handelnden Personen an, wird man vorzügliches „Vitamin B“ in die Greizer Stadtpolitik entdecken.
    Wenn wir eine richtige Opposition im Stadtrat hätten, könnte man ja mal in einer Anfrage rausbekommen, wer in den letzten 20 Jahren welche Fördermittel abgefasst hat. Und dann sollte man in den nächsten 20 Jahren vielleicht auch mal an die anderen Vereine denken?

    Genau das würde ich persönlich an den Befindlichkeiten und Tatbeständen des Greizer Kulturlebens ändern. Vor solchen Leuten wie mir (keine Angst vor klarer Ansage, weil nirgendwo verquickt und abhängig) haben in Greiz aber offenbar einige Angst. 2010 verstieg sich (im Zusammenhang mit einem Engagement gegen Rechts) die Greizer SPD gegenüber anderen Politikern zu der vermeintlichen Drohung: „Wenn Herr Röder da mitwirkt, werden wir gehen“. Womit sich der Kreis zum Eingangsstatement schließt: wenn man in Greiz keine sachlichen Argumente mehr hat, geht man „auf Mann“. Genau deswegen schwimmt Greiz in seiner eigenen „Suppe“. Ich liebe meine Geburts- und Heimatstadt. Deswegen muss ich noch lange nicht die Augen vor offenkundigen Unzulänglichkeiten verschließen, nur weil einige „Etablierte“ mit Kritik noch nie umgehen konnten. Das lasse ich mir auch von Ihnen nicht verbieten – und dennoch haben Sie ein Recht auf Ihre Meinung!

    Mit freundlichen Grüßen

    Torsten Röder

  2. Sehr geehrter Herr Tittes,
    den Bärendienst haben Sie sich als Mitglied des Collegium musicum wohl selbst erwiesen. Ein Kommentar ist dazu da, seine persönliche Meinung darzubieten. So wie Sie die Möglichkeit auch nutzen. Ganz gleich, ob als Leserbrief in der OTZ, auf facebook oder eben auf „Vogtlandspiegel“ im Internet – die Meinungsfreiheit ist überall die gleiche. Behaftet sich die OTZ, wenn sie Leserbriefe veröffentlicht, auch mit einem faden Touch ? Seit zehn Jahren versuche ich mit meiner täglichen Arbeit, die Stadt Greiz positiv ausstrahlen zu lassen. Und das auf eigene Kosten, ohne den berühmten Klingelbeutel! Dass meine Frau „vermeintlich groß und professionell“ ist, stellen Sie in den Raum – ich glaube, diesen Anspruch hat sie nicht. Es handelte sich lediglich um ihre und die Meinung verschiedenen Konzertbesucher. auch hier gilt die beliebte Pressefreiheit. Solange Kommentare nicht gegen deutsches Recht verstoßen, sind sie legitim. Im Übrigen gehen Sie Herrn Röder – der in allem Medien präsent ist – verbal an, ohne auf das eigentliche Thema einzugehen.
    Es ging um das Weihnachtskonzert und nicht um persönliche Fehden, die Sie gern in anderen Medien austragen können.
    Rainer Marsch

  3. Die philosophischen Ergüsse von Herrn Röder sind wieder sehr unterhaltsam, nur eben kontraproduktiv und total belanglos.
    Erneut versucht er irgendwie Aufmerksamkeit zu erregen, die ihm dann doch mal wieder keiner so richtig gewährt.
    Antreten, um gewisse Befindlichkeiten und Tatbestände im Kulturleben der Kleinstadt Greiz zu ändern, Wege und Möglichkeiten dazu konkret aufzuzeigen, alles weit gefehlt!Einen klaren Standpunkt bzw. eine eigene Meinung dazu? Warum? Mal sehen wie sich die Stimmungen und Meinungen im Volk so entwickeln. Gerade Frau Marsch erweist er mit seinen Ausführungen diesbezüglich einen Bärendienst,die sicherlich auf derartigen Beistand ob ihrer vermeindlichen Größe und Professionalität besser verzichtet hätte.

  4. Es ist überaus bedauerlich, welcher Kleingeist in Greiz herrscht. Hier schwimmt alles in einer „Suppe“, man begegnet immer den gleichen „Leuten“, die sich gegenseitig Geld, Aufträge und Verbindungen „zuschustern“. Wollen andere rein, stimmt man sie „raus“, in dem man ggf. schnell die Tagesordnung ändert (Bsp: Stadtmarketingverein Greiz). Wenn es denn mal jemand „wagt“, seine ehrliche Meinung zu äußern (so wie dies Antje-Gesine Marsch getan hat), d.h. von der allseitigen „Hofberichterstattung“ abzuweichen, fühlt man sich in die „Suppe“ gespuckt und geht auf persönlichen Frontalangriff (incl. Verächtlichmachung der Person) über. Der Leserbrief zeigt überdeutlich, dass auch ein Professoren- oder Doktortitel nicht vor Ignoranz und Kleingeistigkeit schützt!

    Fakt ist: auch ich als „Heide“ (Nicht-Christ) kenne den Begriff der Kollekte anders, bei Kirchenbesuchen als Kind wurde mir der von meiner Oma anders erläutert. Fakt ist auch: in Greiz will man immer Riesenbrötchen backen, ohne überhaupt ausreichend Mehl zu haben. Jeder Veranstalter muss sich vorher überlegen, wen er erreichen will. Das betrifft die Zielgruppen, das sich daraus ableitende Qualitätsniveau der Künstler und daraus ableitend die erhoffte Besucherzahl – dieser Mix ergibt den Eintrittspreis. Hat man sich verkalkuliert, ist es einfach nur peinlich, dann bei den Besuchern „betteln“ zu gehen. Dann muss man eben künftig kleinere Brötchen backen!

    In unserer Firma lautet das Motto „Lernen durch Schmerz“, d.h. der erste Fehler ist verzeihlich und führt zu Veränderungen. Der gleiche Fehler 2x sollte jedoch nicht auftreten. Davon kann bei der „Greizer Suppe“ nicht ausgegangen werden. Man findet sich gegenseitig so toll (oder behauptet das zumindest öffentlich voneinander), dass die Veranstalter und Künstler ganz sicher keine Schuld trifft, welche diese hochkarätige, mit teurer Starbesetzung organisierte Veranstaltung durchzogen. Schuld sind sicher die dämlichen, kulturignoranten Greizer, die dieser tollen Veranstaltung fernblieben? Falsch!

    Herr Prof. Göthel und andere, die im Background Gift und Galle spucken, sollten sich vielleicht mal mit der Maslowschen Bedürfnispyramide befassen statt mit dem altrömischen Konzept von „Brot & Spiel“! Da uns ja aktuell weiss gemacht wird, dass die Vogtlandhalle und die Weltkulturhauptstadt Greiz geradezu zum Zentrum des Kulturangebotes mutiert (Deutschland, Österreich, Schweiz – wow!), kann man doch von dort zahlungskräftiges Klientel akquirieren und den Eintrittspreis kostendeckend gestalten. Oder nicht?

    Wenn nicht, sollte man sich fragen: Habe ich das richtige Publikum angesprochen (einfach mal die ehrlichen Arbeitslosen- und Pendlerzahlen anschauen)? War der Termin/ Musikauswahl richtig (in Greiz ist man von Kultur vielleicht „overdosed“, weil man sich nur damit und nicht mit den echten Problemen befasst)? Sollten wir vielleicht nicht kleinere Brötchen backen, so dass Besucherzahl und Eintrittspreis die Kosten der (Greizer) Künstler decken? Oder vorher selbst „betteln“ gehen (Stichwort: Firmensponsoring, ein guter Indikator, ob diese Veranstaltung überhaupt auf Interesse stößt), um solche Veranstaltungen anzubieten? Fragen über Fragen, die man sich in der „Greizer Suppe“ garantiert nie stellen wird. Schuld sind in Greiz nämlich immer die anderen und nie die Flachbeckenschwimmer der „Greizer Suppe“.

    Nur zur abschließenden Klarstellung: Ich bin kein Kulturbanause! Wenn ich aber Kultur will, dann nicht provinziell (irgendwelche abgehalfterten Ex- Größen oder Musikanten-Stadl), sondern richtig. Dafür bin ich durchaus bereit, auch mal mehr Geld auszugeben (das ich mir dann woanders verkneifen muss). Und ich bin bereit, auch mal etwas weiter als in die Greizer Neustadt zu fahren (Zwickau, Erfurt, Leipzig).

    Statt für das Prestigeobjekt „Vogtlandhalle“ auf 21 Jahre unkündbar jährlich (!) 700 T€‚¬ und mehr auszugeben, hätte man für dieses Volumen ganzen Heerscharen von kulturbegeisterten Rentnern jahrelang Bustouren nach Zwickau, Erfurt, Leipzig oder sonstwo anbieten können (sogar mit Übernachtung). Wetten, dass dafür im städtischen Haushalt kein Geld da gewesen wäre? Im Fernsehen wird das Prinzip „Brot & Spiele“ übersetzt mit „Hartz-IV-TV“ und dämlichen Soups, in Greiz mit Vogtlandhalle und anderen Kulturangeboten, denen eins gemeinsam ist: allesamt nicht kostendeckend und von den Besucherzahlen weit entfernt von den 800 Besuchern, wegen denen wir unbedingt die große Vogtlandhalle brauchten. Komisch nur, dass dies niemand hinterfragt oder man diesen Umstand sogar noch aktiv verteidigt. Wenn sich Kindergärten, Jugendclubs, Streeworker oder andere soziale Einrichtungen unterhalb der (angehenden) Rentnergeneration „nicht rechnen“, werden sie dicht gemacht. Wie schon gesagt: mir wären Kinder- und Jugendeinrichtungen lieber, denn gute Kultur bekomme ich auch woanders. Uriah Heep u.a. „Größen“ haben ja wohl ihre besten Zeiten hinter sich, oder? Auch wenn ich die nach wie vor gern im Radio höre.

    Freundliche Grüße

    Torsten Röder

  5. Endlich wagt mal eine(r) die Wahrheit auszusprechen, was jeder hier schon lange denkt! Kritisch, ohne unsachlich zu werden, sondern das Schöne heraus streichen und das weniger Schöne offen beim Namen nennen! Sehr gut!

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