Studiobühne: Musikalisch-literarische Matinee mit BuchvorstellungIrmengart Müller-Uri bei ihren Dankesworten.

Irmengart Müller-Uri erfährt bei musikalisch-literarischer Matinee große Wertschätzung – Vorstellung des Buches „Erlebnisse – Erfahrungen – Erinnerungen“

GREIZ. Wenn ein Mensch – fast dreißig Jahre nach seinem Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand – so eine große Wertschätzung für sein Wirken und Leben erhält, ist das aller Ehren wert.
Dies erlebte am Sonntagvormittag die langjährige Leiterin der Greizer Musikschule, Irmengart Müller-Uri, die mit dem Schreiben ihrer Lebenserinnerungen „Erlebnisse – Erfahrungen – Erinnerungen“ nun auch literarisches Terrain betrat.

Markus und Sabine Dietzsch, beide ehemalige Schüler der Musikschule Greiz, lasen Passagen aus dem Band vor; Cirsten Wetzel, auch eine ehemalige Schülerin, hielt basierend auf dem Schumann-Zitat „Es ist des Lernens kein Ende“ eine sehr persönliche, warmherzige Laudatio und derzeitige Schüler – Christiane Schulze (Zither), Leonie Amler (Saxophon), Gustav Dietzsch (Klavier und „musikalischer Enkel-Schüler) – wirkten musikalisch im Programm mit.
Ihr virtuoses Können zeigten auch Artashes (Violine) und Sarah Stamboltsyan (Klavier), gemeinsam mit Cirsten Wetzel die Initiatoren der Veranstaltung. „Trotz des Widerstandes von Frau Müller-Uri“ habe man die Matinee organisiert, wie Sarah Stamboltsyan lächelnd meinte. Sie persönlich halte das Buch für „eine Dokumentation der Kulturgeschichte der Stadt Greiz und ein Zeugnis dafür, wie ein Mensch seine Ziele im Leben so großartig gestaltet und verwirklicht.“

„Eigentlich plagten mich als Alleinstehende ohne Nachkommen oft Zweifel, ob ich das überhaupt tun sollte“, wie Irmengart Müller-Uri vor zahlreichen Gästen auf der Studiobühne der Vogtlandhalle Greiz sagte. Doch „ehemalige Kollegen und die Presse“ hätten sie dazu ermutigt. Schließlich verfügte sie auch über die Lebensgeschichte zweier Vorfahren – der Familien Müller-Uri und Meier zur Kapellen – die in die Erinnerungen einfließen sollten. Ihre individuelle Lebensgeschichte in den Kontext zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufzuschreiben, sei ihr besonders wichtig gewesen. Auch, dass Annehmlichkeiten, wie die Menschen sie heute haben, keineswegs als selbstverständlich zu werten seien.

Am 10. August 1927 wurde Irmengart Müller-Uri als Tochter des Oberlehrers und Kirchenmusikdirektors Arno Müller-Uri und der Organistin Irmgard in Ranis geboren. Klavierunterricht erhielt sie zunächst bei ihrer Mutter, ab 1941 bei Karl-Ulrich Seige. Nach dem Abitur studierte Irmengart Müller-Uri an der Weimarer Hochschule für Musik Klavier und Klavierpädagogik. Nach Dozenturen an den Konservatorien Sondershausen, Schwerin und Rostock arbeitete sie an der Musikschule Wismar, erhielt anschließend eine Anstellung in der Geraer Musikschule und lehrte an den damaligen Außenstellen Greiz und Eisenberg.

Im Jahre 1966 wurde Frau Müller-Uri mit dem Aufbau einer selbständigen Musikschule in Greiz beauftragt, der sie vom 1. September 1967 bis 31. August 1989 als Direktorin vorstand. Die Musikschule, die seit 12. November 1980 den Namen „Bernhard Stavenhagen“ trägt, entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum der Stadt Greiz, das aufgrund seiner hohen Qualität eine Vielzahl von Auszeichnungen erhielt.

Irmengart Müller-Uri war auch als Konzertpianistin tätig, gab Klavierabende und wirkte solistisch in Konzerten mit. Auch im „Musikaktiv Greiz“, dessen Vorsitzende sie von 1982 bis 1989 war, leistete sie hervorragende Arbeit; ebenso als Vorsitzende der Jury des alljährlich stattfindenden Stavenhagen-Wettbewerbs. Für ihre außerordentlichen Verdienste wurde ihr im Jahr 1970 der Titel „Oberlehrer“ und im Jahr 1982 „Studienrat“ zuerkannt. Nach Eintritt in den Ruhestand beschritt sie mit journalistischer und publizistischer Arbeit neue Wege, bspw. in der Ostthüringer Zeitung, dem Vogtland-Anzeiger oder der Monatszeitschrift „Heimatbote“. Als Konzert-und Kulturrezensentin war sie nach der „Wende“ aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht wegzudenken.

Über neunzig Jahre jung und vier verschiedene Staatsformen erlebend, ist Frau Müller-Uri noch immer geistig frisch und vital, humorvoll und an allen Dingen des Lebens interessiert, auch wenn die körperlichen Kräfte etwas nachließen.

Bereits am Vortag konnte sie als Gast des Greizer Musikschulballs in der Vogtlandhalle Greiz begrüßt werden. Aus den Händen des Musikschulleiters Ingo Hufenbach erhielt sie die Chronik „50 Jahre Musikschule Greiz“. Am Sonntag revanchierte sich Irmengart Müller-Uri und übergab ihm eine Ausgabe ihrer Lebenserinnerungen.

Antje-Gesine Marsch @24.04.2018