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Sonderausstellung zur Schlacht von Königgrätz auf Oberem Schloss eröffnet

Sonderausstellung zur Schlacht von Königgrätz auf Oberem Schloss eröffnet

Der Direktor des Thüringischen Staatsarchivs Greiz, Hagen Rüster, bei seinem Vortrag.

Am Sonntag wurde im Fürstensaal des Oberen Schlosses Greiz die Sonderausstellung Königgrätz 1866 – Ein Krieg verändert Europa“ eröffnet

GREIZ. Dem Thema „Die Schlacht von Königgrätz“ samt ihrem 150-jährigen Jahrestag widmet sich die Sonderausstellung „Ein Krieg verändert Europa“, die am Sonntagvormittag im Fürstensaal des Oberen Schlosses Greiz eröffnet wurde. Die Exposition – eine Kooperation der Museen der Schloss-und Residenzstadt, dem Thüringer Staatsarchiv Greiz und dem Verein Dialog mit Böhmen – präsentiert Ausstellungstafeln der Technischen Universität Chemnitz sowie „einzigartige Archivalien“ aus Greizer Archiv-und Museumsbeständen.

Als im Jahr 2012 anlässlich des 110. Todestages Fürst Heinrich XXII., Reuß Ältere Linie, im Unteren Schloss eine Sonderausstellung offeriert wurde, fiel Museumsleiter Rainer Koch auf, dass die Schlacht von Königgrätz der „kollektiven Amnesie“ zum Opfer gefallen war. Kaum einer wisse, was es mit dieser kriegerischen Auseinandersetzung auf sich hatte; dabei sei dieses geschichtliche Kapitel „so wichtig“.

„Vor 150 Jahren erschütterte ein Krieg Europa, der die europäischen Machtverhältnisse dauerhaft veränderte und die kriegerischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts einläutete“, fasste Koch zusammen. Als Preußen in der Schlacht von Königgrätz, in der es primär um die Vorherrschaft im Deutschen Bund ging, über Österreich siegte, hatte das auch Auswirkungen auf das Fürstentum Reuß Ältere Linie mit seiner Hauptstadt Greiz.

Die kleineren Grenzstaaten wurden von den Preußen bedrängt, den Bund zu verlassen. Fürstin Caroline Reuß Ältere Linie hatte für ihren noch minderjährigen Sohn Heinrich XXII. die Regentschaft übernommen. Sie fühlte sich traditionell dem Deutschen Bund und der österreichischen Dynastie der Habsburger verpflichtet, was mit der föderativen Grundeinstellung der kleineren Mitgliedsstaaten erklärbar ist. Das kam in Berlin nicht gut an, so dass Otto von Bismarck am 20. Juni 1866 dem Fürstentum Reuß Älterer Linie via Telegramm den Krieg erklärte.

Die Schlacht in Königgrätz wurde später völlig unzureichend als Einigungskrieg zum Deutschen Nationalstaat umschrieben – wobei es nicht um materiellen Gewinn oder Gebietserweiterung ging , sondern lediglich um die Machtstellung, betonte der Museumsleiter. Preußen gewann und im Jahr 1867 tritt die verbindliche Verfassung des Norddeutschen Bundes in Kraft, die die politische Souveränität der Einzelstaaten erheblich beschränkte.

Der Leiter des Thüringer Staatsarchivs Greiz, Hagen Rüster, betrachtete zur Eröffnung der Ausstellung die Schlacht bei Königgrätz aus dem Blickwinkel verschiedenen Veröffentlichungen . Vor allem Fürstin Caroline musste sich dem Spott der Presse beugen, unter anderem in der satirischen Gazette „Kladderadatsch“ bekam sie für ihr aufmüpfiges Verhalten und ihre „hartnäckige Friedensunlust“ gegenüber Preußen ihr Fett weg. Die Kriegskontributionen in Höhe von 50.000 Talern hatte Fürstin Caroline zur Hälfte aus ihrer Privatschatulle bezahlt.

Die Vernissage wurde musikalisch von Irina Troian (Klavier) und Sergej Synelnikow (Violine) umrahmt.

Antje-Gesine Marsch @15.08.2016

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