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BIN IM GARTEN – Zum 100. Geburtstag der Bildhauerin Elly-Viola Nahmmacher

Bildhauerin Elly-Viola Nahmmacher

Elly-Viola Nahmmacher mit der Arbeit "Feuervogel" im Jahr 1993. Foto: Museen der Schloss-und Residenzstadt

Elly-Viola Nahmmacher gehört zu den bedeutendsten Greizer Künstlern.

GREIZ. Durch die Vielzahl ihrer sakralen Kunstwerke ist sie in zahlreichen Kirchen von Greiz, des Umlandes und im Bundesgebiet gegenwärtig.
Am 27. Mai 2013 jährte sich der Geburtstag von Elly-Viola Nahmmacher zum einhundertsten Male.
BIN IM GARTEN
Elly-Viola Nahmmacher hat diesen Zettel mit deutlichen Buchstaben als Hinweis für Besucher an die Wohnungstür gehängt. Ein Symbol der Gastfreundschaft und Offenherzigkeit.
Der Garten war ihr Freiluftatelier, wo viele Arbeiten entstanden. Das verwendete Holz stammte nicht selten von Bäumen aus dem Greizer Park, die Stürmen zum Opfer gefallen waren und fügten sich mit ihrer individuellen Holzstruktur in die Genese des künstlerischen Schaffensprozesses ein.
Die gleichnamige Sonderausstellung betont mit diesem Titel die einzigartige Persönlichkeit im Kontext ihres Lebenswerkes. Zur Ausstellungseröffnung wird sie von ihrer Tochter und anderen Weggefährten mit einigen persönlichen Erinnerungen geehrt.
BIN IM Garten so lautet der Titel einer Sonderausstellung im Museum im Oberen Schloss, mit denen die Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz Leben und Werk der Künstlerin würdigen.
Der Große Fürstensaal des Oberen Schlosses zu Greiz bildet mit seiner zurückhaltenden sakralen Eleganz den angemessen Rahmen für diese Exposition.
Alle ausgewählten Exponate der Sonderausstellung gehören zu dem künstlerischen Nachlass von Elly-Viola Nahmmacher, welcher 2012 dauerhaft von der Tochter für die Stadt Greiz erworben werden konnte.

Zum Erwerb des künstlerischen Nachlasses aus dem Besitz der Tochter 2012

Durch den persönlichen Kontakt des Greizer Musikers Winfried Arenhövel, der sich besonders um das Gedenken an die Greizer Künstlerin verdient machte, zu der in Kromsdorf bei Weimar lebenden Tochter Elly-Viola Nahmmachers, Frau Silke-Viola Weißker, wurden vor vielen Jahren umfangreiche Leihgaben an die heutigen Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz übergeben. Leihgaben haben einen zeitlich begrenzten Rechtsstatus und folglich keinen dauerhaften Rechtsanspruch des Leihnehmers. In den Folgejahren wurden mit diesen Leihgaben zahlreiche regionale und überregionale Ausstellungen realisiert.
Die Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz bemühten sich seit einigen Jahren diese Leihgaben für die Stadt Greiz zu erwerben und somit dauerhaft zu bewahren. Ziel war es, dass die Werke aus dem Besitz der Tochter als geschlossene Sammlung am Ort ihres Entstehens auch
zukünftig verbleiben können.
Das Engagement des Greizer Bürgermeisters, Gerd Grüner, ermöglichte im Jahre 2012 den Ankauf des Nachlasses durch die Förderung des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie durch die Schenkung eines Teils des Gesamtbestandes von Frau Weißker. Somit konnten die bisherigen Leihgaben in den dauerhaften Besitz der Stadt Greiz übergehen und in ihrer Gesamtheit künftigen Generationen gesichert werden.
Diese Sonderausstellung im Museum im Oberen Schloss präsentiert eine Auswahl von Arbeiten aus dem erworbenen Nachlass und verdeutlicht verschiedene Schaffensperioden der Bildhauerin.
Es ist eine Ausstellung, welche in erster Linie das Gedenken an den 100. Geburtstag und die imaginäre Anwesenheit der Künstlerin durch ihre Werke in den Mittelpunkt stellt. Gedichte zu einigen Ausstellungsobjekten von Reiner Kunze und Günter Ullmann rahmen diese Sonderausstellung.

Elly-Viola Nahmmacher

Die 1913 in Gera-Unterhaus geborene Künstlerin wurde nach Abschluss der Schule 1930 in einer Greizer Buchhandlung tätig.
1934 – 1938 trat sie eine Bildhauerlehre bei Eva Eisenlohr an und war anschließend Mitarbeiterin im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz.
Ihrer künstlerischen Weiterentwicklung dienten Studien bei Emil Mund (Chemnitz) und Renèe Sintenis (Berlin).
In Greiz wirkte Elly-Viola Nahmmacher seit Kriegsende als freischaffende Künstlerin.
Greiz wurde zum Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens.
Ab 1950 galt ihr Augenmerk vorrangig christlichen Themen.
Viele Kirchen in Deutschland beherbergen bis heute Altäre, Madonnen und Kreuzwege der Künstlerin aus dem thüringischen Greiz.
Mit dem Lyriker Reiner Kunze verband die Künstlerin ab 1965 eine produktive Freundschaft, beide inspirierten sich gegenseitig.
Ihre Arbeiten wurden 1970 bis 1975 im Ausland u.a. in den USA sowie in der damaligen Bundesrepublik gezeigt.
Im Jahre 1975 erfolgt der Ausschluss Nahmmachers aus dem Verband Bildender Künstler der DDR.
Die Künstlerin war den politischen Kreisen ein Dorn im Auge als sie 1977 ein Grabmal für den evangelische Seelsorger Oskar Brüsewitz schuf. Pfarrer Brüsewitz hatte sich im August 1976 aus Protest gegen die Kirchenpolitik der DDRRegierung auf dem Marktplatz von Zeitz selbst verbrannt. Das Denkmal durfte nicht auf dem Friedhof von Rippicha aufgestellt werden. Es wurde beschlagnahmt. E. V. Nahmmacher erhielt im Zuge des Ankaufs einen geringen Betrag als Entschädigung.
Öffentlich aufgestellt wurde das Denkmal erstmals 1989 anlässlich eines Konzertes gegen Gewalt.
Erst seitdem wurden Ausstellungen außerhalb christlicher Einrichtungen von Elly-Viola Nahmmacher auf dem Gebiet
der ehemaligen DDR wieder möglich. 1993 zog die Künstlerin zu ihrer Tochter nach Kromsdorf bei Weimar, wo sie im Mai 2000 verstarb.
Die Verbindung zu ihrer Wahlheimat Greiz verlor sie auch nicht in ihren letzten Lebensjahren. Mit der Bürgermedaille der Stadt Greiz in Gold wurde ihr 1993 die höchste Ehrung zuteil, die unsere Stadt vergeben kann. 1994 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.
Ihre letzte Ruhe fand sie ihrem ausdrücklichen Wunsch gemäß auf dem Neuen Friedhof zu Greiz.
Seit 2004 trägt eine Straße in Greiz den Namen der Künstlerin.

Kurzbiographie

1913 in Gera-Untermhaus geboren
1921 Umzug nach Greiz, Schulbesuch
1930 Abschluß an der Greizer Aufbauschule
1930 1932 Buchhändlerlehre
1934 1937 Freiburg im Breisgau, Arbeit unter Prof. Fabricius in der Reichs-Limes-Kommission
Studien bei Eva Eisenlohr
1936 Erste Madonna aus Stein
1937/1938 Frankfurt a. M. und Mainz, Archiv der Limes-Kommission
1938 Eheschließung mit dem Arzt Wilhelm Nahmmacher,
Umzug nach Chemnitz
ab 1939 Schülerin von Emil Mund und Renèe Sintenis
1941 Geburt der Tochter Eva-Maria
1945 Geburt der Tochter Silke, Rückkehr nach Greiz
1947 1962 Ausstellungen u. a. in Greiz, Weimar, Reichenbach, Leipzig, Freiberg, Paluen, Wittenberg,
Berlin, Chemnitz und Antwerpen
1950 Erster Ankauf einer Plastik (Pietä  für Sehma/Erzgeb.)
1952 Aufnahme in den Verband Bildender Künstler Thüringens
1963 1964 Chinareise, Mittelmeerreise
1965 Tod der Eltern
1969 Ausstellungen in Bochum, Ahrenshop und New York
1970 Spanienreise
1975 Ausschluss aus dem Verband Bildender Künstler
1977 Feuer-Apokalypse Grabmal für Pfarrer Oskar Brüsewitz.
Einziehung dieser Arbeit durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR
1985/1986 Ausstellungen in Gera und Jena
Nov. 1989 Rehabilitierung und erstmaliges Aufstellen der Feuer-Apokalypse
seit 1990 Ausstellungen u. a. in Greiz, Gera, Augsburg, Weimar, Freising, Aachen, Bonn
29. Mai 1993 Ehrung der Stadt Greiz aus Anlass des 80. Geburtstages der Künstlerin
Verleihung Bürgermedaille der Stadt Greiz in Gold
1993 Übersiedlung zu Tochter Silke nach Kromsdorf bei Weimar
1994 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland
2000 Tod Elly-Viola Nahmmachers,
auf ihren ausdrücklichen Wunsch Beisetzung auf dem Neuen Friedhof in Greiz

Sonderausstellung der Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz im Museum im Oberen Schloss Greiz
13. Oktober 2013 24. November 2013
dienstags sonntags
10.00 Uhr 17.00 Uhr
Eröffnung am Sonntag, dem 13. Oktober 2013,
11.00 Uhr
Museum im Oberen Schloss Greiz

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