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Ausstellung Bin im Garten Zum 100. Geburtstag von Elly-Viola Nahmmacher» im Museum auf dem Oberen Schloss eröffnet.

Kunst weit über den Tod hinaus

Ausstellung zum 100. Geburtstag von Elly-Viola Nahmmacher im Oberen Schloss Greiz eröffnet
Anlässlich des 100. Geburtstages von Elly-Viola Nahmmacher wurde im Oberen Schloss die Ausstellung „Bin im Garten“ eröffnet. Die Tochter von Elly-Viola Nahmmacher, Silke-Viola Weißker.
GREIZ. Spannend“ nannte Silke -Viola Weißker die Vorbereitung der Ausstellung „Bin im Garten“, die dem 100. Geburtstag ihrer Mutter Elly-Viola Nahmmacher (1913-2000) gewidmet und am Sonntagvormittag im Museum des Oberen Schlosses feierlich eröffnet wurde. Viele Emotionen und Gemütsbewegungen habe sie in den letzten Wochen und Monaten erlebt, als es galt, die richtigen Worte zur Vernissage zu finden. Diese Sonderausstellung im Museum im Oberen Schloss präsentiert eine Auswahl von Arbeiten aus dem erworbenen Nachlass und verdeutlicht verschiedene Schaffensperioden der Bildhauerin, so Museumsdirektor Rainer Koch in seinen einführenden Worten. Er würdigte den Einsatz des Greizer Musikers und engen Vertrauten der Greizer Künstlerin, Winfried Arenhövel, ohne dessen Wirken diese Werke nicht nach Greiz gekommen wären. Ein Teil der Sammlung war zunächst eine Leihgabe, so Koch. Doch sei die rechtliche Situation dabei schwierig. Umso glücklicher schätze er sich, dass die Tochter der Künstlerin die Sammlung für einen Teil des Schätzwertes großzügig den Museen der Schloss-und Residenzstadt Greiz übereignete. Mit dieser Ausstellung gedenken wird des 100. Geburtstages der Künstlerin und stellen die imaginäre Anwesenheit durch ihre Werke in den Mittelpunkt, wie der Museumsdirektor betonte. Silke-Viola Weißker berichtete in berührender Weise aus dem Leben ihrer Mutter, vor allem aus der gemeinsamen Zeit, als sie 1993 nach Kromsdorf bei Weimar zog. Ich bin so dankbar für die Jahre in Weimar, so Frau Weißker; vor allem über ihren im Alter stets anwachsenden Familiensinn. Die vierzig Jahre in Greiz seien die wertvollsten in ihrem Leben gewesen, wie Elly-Viola Nahmmacher ihrer Tochter oft zu verstehen gab. Der Garten am Haus in der Carolinenstraße sei ihre Glücksseligkeit gewesen; dort schnitzte sie Kruzifixe, Altäre und Madonnen. Dort empfing sie auch Menschen mit Rang und Namen oder solche, die innerlich zerrissen waren. Als die ängste um die eigene Begrenzung aufkamen, sei sie nach Weimar gekommen. Dort hatte sie einen kleinen Garten, ein großes Holzhaus und eine eigene, warme Wohnung, so Silke-Viola Weißker. Sie habe Greiz verlassen, ohne zu klagen, kam gut mit der neuen Umgebung zurecht und verwandelte Weißkers Garten in ein Holzlager, wie die Tochter schmunzelnd sagte. Das Schild Bin im Garten, das der Sonderausstellung auch den Namen gab, hing fortan in Weimar. Man habe ganz viel gemeinsam unternommen und selbst, als Elly-Violas Kräfte schwanden, sei sie mit ihr im Rollstuhl in den Schlosspark Belvedere gefahren. Ihre Mutter habe sich rührend um die Enkelkinder Alexander und Angelika gekümmert, sie in die Geheimnisse der Schnitzkunst eingeführt und geholfen, eigene Lebensphilosophien zu entwickeln. Krank zu sein, habe sie gar keine Zeit gehabt noch mit 86 Jahren sei sie künstlerisch aktiv gewesen. Sie empfand immer wieder eine große Freude, wenn sie einem Stück Holz ein Geheimnis abringen konnte. Auch Katzen und Hunde erfuhren in Weimar in Muttis Stellenwert einen ganz neuen Rang, schätzte Frau Weißker ein. Katze Kater war es auch, die in der letzten Lebensstunde nicht von ihrer Stelle wich, als sie in den Armen von Enkel Alexander entschlief. Eine erste Ahnung von Abschiedsschmerz erfuhr Silke-Viola Weißker, als Mutter und Tochter am Abend bei Kerzenschein und einem Glas Rotwein zusammen saßen und Elly-Viola ruhig und bestimmt sagte. Du musst das jetzt alles hier weiterführen. Sie ahnte bereits das Kommende, weiß Frau Weißker heute. Geblieben seien neben der Liebe zu ihrer Mutter der Respekt vor jeder Wurzel und jedem vom Leben gezeichneten Baum. Ich weiß, dass ihre Werke noch viele Jahrzehnte Herz und Seele der Menschen berühren werden. Nun hoffe und bete sie, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei, die Werke nach Greiz zurückzuführen. Der Geist wohnte in ihr, den sie erahnte und jetzt erfährt. Ihre Arbeiten sind Kunst und werden immer Kunst bleiben bis weit über den Tod hinaus.
Der Greizer Günter Kramer lernte die Künstlerin Elly-Viola Nahmmacher im Jahr 1968 kennen und gab einige persönliche Erinnerungen preis. Er übte sich damals in einigen Gestaltungen und ist sich gewiss, dass die Chefin, wie er sie stets nannte, ihren gelebten Glauben in Authentizität künstlerisch verarbeitet hat.
Anfang der 1980er Jahre hatte der Greizer Winfried Arenhövel die erste Begegnung mit der Künstlerin. Er bedauerte, dass er sich aufgrund verschiedenster Aufgaben nicht dem Versuch hingeben konnte, bei ihr in die Lehre zu gehen. Er erinnere sich gern an ihr Schaffen im Atelier-Biotop, an ihr subtiles Können und die eigene Sprache. Als Beispiel nannte der Nahmmacher-Kenner den 3,60 mal 4,80 Meter großen Elisabeth-Teppich, der derzeit in der Herz-Jesu-Gemeinde zu bewundern ist und von Elly-Viola Nahmmacher im Jahr 1981 unter großen körperlichen und psychischen Anstrengungen geschaffen wurde. Als sie später immer mehr unter der Staatsgewalt der ehemaligen DDR zu leiden hatte Arenhövel wies auf die Plastik für Oskar Brüsewitz aus dem Jahr 1977 hin habe sie sich entschlossen, das Kreuz anzunehmen. Beim unermüdlichen Arbeiten an ihren Skulpturen habe sie ihre Seele und Herzensgüte hinein gemuldet.
Peter Hochel, Galerist der Plauener Malzhaus-Galerie lernte Frau Nahmmacher im Alter von zwanzig Jahren kennen und schätzen. Obwohl sie vierzig Jahre älter war, nahm sie mich als Jugendlichen ernst, erinnert er sich in Dankbarkeit. Wie sehr ihn die Begegnungen mit ihr prägten, ist ihm bewusst: Ich verdanke ihr meine berufliche Karriere, ist sich der Plauener sicher. Sie war ein feiner Mensch.

Service:
Bin im Garten Elly-Viola Nahmmacher zum 100. Geburtstag
13.10.2013-24.11.2013
Museum im Oberen Schloss Greiz
Täglich außer montags von 10 bis 17 uhr

Antje-Gesine Marsch @13.10.2013

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