Der »Getreue Eckart« eine Großplastik des Greizer Künstlers Carl RoederDie Plastikgruppe "Der getreue Eckart" von Carl Roeder (1854-1922) in der Goetheschule Greiz, die teilweise vom Staatlichen Förderzentrum Greiz genutzt wird.

Der getreue Eckart – eine Großplastik des Greizer Künstlers Carl Roeder – steht in der Greizer Goetheschule

GREIZ. Neben den beiden berühmten Großplastiken „Adam und Eva“ sowie „Huckauf“, die bis zur Sanierung des Gartensaals 2010 im Sommerpalais standen, gibt es in Greiz eine dritte Plastik des Bildhauers Carl Roeder, die man bis heute in der Goetheschule – der Gebäudeteil wird allerdings seit einigen Jahren vom Staatlichen Förderzentrum „Friedrich Fröbel“ – genutzt in der Marienstraße findet: Die Gruppe vom „Getreuen Eckart“. (Die vierte Großplastik Roeders, die „Germania“, die sich auf dem Denkmalsplatz befand, wurde nach dem 2. Weltkrieg 1945 abgerissen.)
Diese Arbeit basiert auf einer Sage von Ludwig Bechstein, die er im Jahre 1853 schrieb:

DER GETREUE ECKART

Durch die Stadt Greiz zog einst Frau Holle mit ihrem wütenden Heer. Der getreue Eckart aber ging voran und warnte die Leute, sie mögen aus dem Wege gehen. Als nun der Schwarm durch den Ort gebraust war, kamen zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. Sie trugen Krüge voll Bier, das sie geholt hatten. Der getreue Eckart ließ sie an die Seite treten. Die wilden Jäger aber, die Durst hatten, sahen sie, nahmen ihnen die Krüge weg und tranken das Bier aus. Die Kinder waren traurig; denn sie fürchteten daheim Schläge, wenn sie kein Bier brächten. Doch hatten sie kein Geld, wieder welches zu kaufen. Der getreue Eckart aber sagte: „Seid nur getrost, ihr Jungen! Es war gut, dass ihr das Bier freiwillig gegeben habt. Geht nur nach Hause mit euren Krügen. Sagt aber in den nächsten drei Tagen nichts von dem, was euch heute Abend begegnet ist!“ Wie nun die Kleinen heimkamen, waren die Krüge voll und schwer. Es war ein so gutes Bier darin, wie man es noch nie getrunken hatte. Die Krüge wurden nicht leer. Als aber die Kinder ihr Erlebnis erzählten, war es damit vorbei.

Der Greizer Künstler Carl Röder wurde am 21. Februar 1854 in der Greizer Parkgasse als Sohn eines Webers geboren. Nach einer Lehre in der Druckerei Löffler & Co. absolvierte er ein Zeichenstudium an der Dresdner Kunstakademie, arbeitete freischaffend und gehörte im 19. Jahrhundert zu den bedeutendsten Künstlern Sachsens. Selbst für die Ausgestaltung der Akademie wurde er mit herangezogen. Für die Plastik „Adam und Eva“ bekam er einen Akademiepreis verliehen. Carl Röder, der als junger Mann von Greizer Bürgern, unter anderem vom Hoffotografen Heinrich Fritz finanziell unterstützt wurde, stellte sein Leben ganz in den Dienst der Kunst. Er bereiste zu Studienzwecken Italien und hielt sich sogar in den USA auf. Bevor Röder nach vielen Schicksalsschlägen vereinsamt in Dresden starb, legte er testamentarisch fest, dass die Stadt Greiz seinen künstlerischen Nachlass erben solle. Er verstarb am 17. Februar 1922 in Dresden.
Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853
Antje-Gesine Marsch @04.08.2018