Playmobil-Ausstellung in beiden Greizer Schlössern zu sehenGroße Augen und staunende Blicke der jüngsten Ausstellungsbesucher.

Ausstellung in beiden Schlössern als Novum – Schlosskeller nach Sanierung freigegeben
GREIZ. Mit dem Novum, große Ausstellungen im Oberen und Unteren Schloss zu präsentieren, beschreitet die Stadt Greiz neue Wege. Die Sonderausstellung „Spielzeugträume PLAYMOBIL“ , die gleichzeitig in beiden Residenzschlössern zu sehen ist, wurde dem Vater und Erfinder der beliebten kleinen Figuren, Hans Beck (1929-2009) gewidmet und am Sonntagvormittag im großen Fürstensaal des Oberen Schlosses eröffnet. Im Beisein zahlreicher Gäste, Sammlern aus ganz Deutschland und Verwandten von Hans Beck würdigte Bürgermeister Gerd Grüner (SPD) den gebürtigen Greizer, dessen Figuren einen „Erfolgszug rund um die Welt“ antraten. Herzlich begrüßt wurde auch Neffe Stephan Sauerbrey, an dem das Spielzeug „erfolgreich ausprobiert“ wurde, wie Bürgermeister Grüner mit einem Augenzwinkern sagte. Seit im Jahr 1974 die Firma Geobra Brandstätter die Marke PLAYMOBIL einführte, habe sie nicht nur „eine beispiellose Entwicklung“ genommen, sondern sei neben beliebtem Spiel- auch begehrtes Sammlerobjekt geworden.
Grüner dankte allen an der Organisation der Ausstellung Beteiligten, allen voran Stephan Marek und Museumsleiter Rainer Koch samt seinem engagierten Team; den Sammlern, die ihre Objekte zur Verfügung stellten; der Energieversorgung Greiz, die die Ausstellung „intensiv begleitete“, sowie dem Förderverein des Oberen Schlosses Greiz, der den Shuttle-Transfer zum Schloss ermöglichte. Die Playmobil-Ausstellung bezeichnete Gerd Grüner als „wunderbare Sache in Zusammenhang mit der Weihnachtszeit“.
Museumsleiter Koch ging in seinen Worten noch einmal auf die Besonderheiten der 7,5 cm-großen Plastikfiguren ein, die mit einem Lächeln und braunen Knopfaugen als Markenzeichen so ganz anders aussahen, als alle anderen Spielfiguren vorher. Eine Krise könne auch Kreativität hervorbringen, so Koch in Hinblick auf die Firma Brandstätter, die Hans Beck Anfang der 1970er Jahre beauftragte, ein neues Systemspielzeug zu erfinden. Besonders freut es Koch, dass „sehr frühe Arbeiten“ des gelernten Möbeltischlers Hans Beck erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Er verwies zudem auf die Schau im Unteren Schloss mit ihren 22 Vitrinen, 1000 Figuren und fünf interaktiven Spielstätten.

Ein Blick zurück
Mit dem 1963 in Greiz geborenen, heute in Erfurt lebenden Stephan Sauerbrey meldete sich nicht nur der Neffe Hans Becks zu Wort, sondern auch ein profunder Kenner der PLAYMOBIL- Geschichte, der mit einfühlsamen, ehrlichen Worten in die Welt seiner Kindheit als „Testspieler“ zurückführte. Seine Spielsachen, bspw. die Indianer aus Gummi, seien von Detailtreue geprägt gewesen; so habe er etwas „komisch geguckt“, als Onkel Hans, der im Jahr 1948 nach Westdeutschland gegangen war, aber jedes Jahr einmal zum Besuch der Mutter nach Greiz kam, ihm die kleinen PLAYMOBIL-Figuren offerierte. Doch habe er bald herausgefunden, dass diese Figuren „mit ihrer Zurückhaltung der Fantasie einen großen Spielraum“ ließen. In heiterer Weise plauderte Stephan Sauerbrey aus der Familiengeschichte. Dass Onkel Hans, während er spielte, den Jungen genau beobachtete, habe er nicht gewusst. Auch nicht, welch große Würdigung Hans Beck in seiner neuen Heimat zuteil wurde. Anlässlich des 60. Geburtstages im Jahr 1989 durfte ein Großteil der Familie in die BRD reisen – da habe er die öffentliche Würdigung erstmals gespürt. Als der Onkel im Jahr 2009 verstarb, seien im Internet über 250.000 Kondolenzen eingegangen. Stephan Sauerbrey beschrieb seinen Onkel Hans Beck als sehr „stillen, bescheidenen Menschen“. Dass er seine gesamten PLAYMOBIL-Figuren verkaufte, bereut Sauerbrey ein wenig. Andererseits habe er so auch mit der Kindheit aufgeräumt. Eine einzige Figur hatte er aufgehoben: einen Indianhäuptling, der Stephan heißt, auf einer Platte steht und quasi das „Tischkärtchen“ der Geburtstagsfeier zum 60. war. Diese Figur schenkte Stephan Sauerbrey der Stadt Greiz und übergab sie Bürgermeister Grüner.

Freigabe des Schlosskellers
Pünktlich zur Ausstellungseröffnung erfolgte am Sonntagvormittag auch die Freigabe des Schlosskellers, die in der Gesamtkonzeption des Oberen Schlosses fest konzipiert war. So konnte eine „weitere provisorische Tür“ entfernt werden und der Schlosskeller einer neuen Nutzung als Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt werden. Trotz der derzeitigen schwierigen Haushaltslage habe es Mittel und Wege geben, diesen Bauabschnitt zu realisieren, unterstrich das Stadtoberhaupt, der die Investitionssumme von 435.000 Euro nannte. Das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege habe die Maßnahme mit 218.000 Euro gefördert, das Bundesministerium für Kultur und Medien stellte eine Tranche von 75.000 Euro zur Verfügung. Auf zukünftige Infrastrukturmaßnahmen weise auch das riesige Gerüst hin, das man derzeit am Oberen Schloss stehen sehe. Drei Mio. Euro stehen als Mittel für „typische Hochwasser-Sanierungsmaßnahmen“ für zukünftige Magazinräume zur Verfügung. „Das Gerüst ist Teil der Baumaßnahmen für die Einrichtung des Museumsmagazins, die für knapp 3 Millionen Euro in einer 100%-igen Förderung jetzt auf dem Oberen Schloss realisiert werden“, so der Bürgermeister.

Antje-Gesine Marsch @30.11.2015