Aufführung des „Elias“ in der Vogtlandhalle Greiz reißt das Publikum mitDer Greizer Kantatenchor und der Chor der Kantorei Alt-Tempelhof führten gemeinsam Mendelssohns Oratorium „Elias“ auf.

Aufführung des „Elias“ in der Vogtlandhalle Greiz reißt das Publikum mit

GREIZ. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Aufführung des Oratoriums „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy unter Leitung von Oliver Scheffels am Sonntag in der voll besetzten Vogtlandhalle Greiz war ein absoluter Höhepunkt im kulturellen Leben der Stadt.

Mendelssohn stellte sich den Propheten Elias als „stark, eifrig, auch wohl bös und zornig…. und doch getragen von Engelsflügeln“ vor, eine Charakterisierung, die er musikalisch genial vollzogen hat.

Und nicht nur er. Probsteikantor Oliver Scheffels bewies nicht nur, dass er das Gespür für Mendelssohns Intentionen hat, er erarbeitete mit seinem Kantatenchor auch die immense Spannweite an Emotionen und Aussage so gut, dass dieser mit der Kantorei Alt-Tempelhof Berlin, der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach (VPH) und vier Solisten das große Werk zu einer kolossal ausdrucksstarken Aufführung bringen konnte, die das Publikum mitriss.

Das reichte vom verzweifelten Hilfeschrei des Eingangschores über den besinnlichen Chorsatz „Siehe, der Hüter Israels“ und über den im Ausdruck ständig wechselnden Satz „Der Herr ging vorüber“ bis zum grandiosen, schwierigen Schlusschor.

Beiden Chören gelang es, mittels guter Artikulation die ständig wechselnden rhythmischen und dynamischen Anforderungen sowohl kraftvoll dramatisch, als auch lyrisch zart umzusetzen.

Der Prophet Elias steht im Mittelpunkt des Geschehens, seine Partie war mit dem Bariton Markus Brück ideal besetzt. Mit einem herrlichen warmen Bariton stellte er die Persönlichkeit des Elias mit großer Tiefe der Empfindung, mit feinsten tonlichen und dynamischen Nuancen agierend so vor, dass sie durch die Entwicklung des Geschehens und den Aufbau des Werkes führte. Er vollzog das mit Souveränität im dramatischen und im lyrischen Bereich und in der Koloratur.

Die Sopranistin Andrea Chudak gestaltete ihre unterschiedlichen Partien der Witwe, des Engels und des Knaben mit feiner Differenzierung. Mit ihrer in allen Lagen wohltimbrierten Stimme vermochte sie die Dramatik der verzweifelten Witwe genauso glaubwürdig darzustellen wie die Verkündigung des Engels und zarten Regungen des wieder erwachten Knaben.

Ewa Zeuner kontrastierte die helle Stimme Chudaks mit einem satten, dunklen Alt und interpretierte die Worte der Königin und des Engels voller Würde.

Der aus Korea stammende Yosep Kang deklamierte die Partien des Obadja und des Ahab mit seinem hellen, klaren Tenor überzeugend beim andächtig zarten „So ihr mich von Herzen suchet“, aber auch beim energischen Rezitativ „Du Mann Gottes“.

Alle vier Solisten und die Altistinnen Gwendolyn Reid und Ulrike Voigt interpretierten die wunderschönen Ensemblesätze stimmlich ausgeglichen und musikalisch expressiv.

Die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach war an der großen Ausstrahlung der Interpretation unter Scheffels Leitung führend mit beteiligt. Dank ihres Einfühlungsvermögens in die Rolle des Agierenden und die des Begleitenden konnte Probsteikantor Oliver Scheffels seine künstlerische Vorstellung des Werkes mit Bravour realisieren. „Wunderbar“, „herrlich“ und weitere Ausrufe der Begeisterung begleiteten stehende Ovationen nach Schluss des Konzerts.

Zur akustischen Situation im Saal gab es leider wieder überwiegend kritische Meinungen, die stimmliche Fülle des großen Chores blieb zum Teil hinter dem Orchester hängen. Hier könnte vielleicht eine erhöhte Aufstellung der Sänger Abhilfe schaffen.

Irmengart Müller-Uri @06.11.2011