Erhebendes Schauspielerlebnis
Strafgefangene der JVA Hohenleuben führten Shakespears „Hamlet“ auf
Die 1603 entstandene Tragödie von William Shakespeare stand am Mittwochabend auf dem Spielplan des Greizer Theaterherbstes. Die Aufführung eines Theaterstückes ist im Grunde nichts Besonderes. Was aber, wenn die Darsteller Strafgefangenen der Justizvollzugsanstalt Hohenleuben sind und eigens für diese Aufführung den Knast für ein paar Stunden verlassen dürfen?
Nachdem in den letzten Jahren Die Reise, Goethes Faust und Büchners Woyzeck zur Aufführung gebracht wurden, wagte sich die Leiterin des Gefangenentheaters, Anke Hartmann, diesmal an den großen Shakespeare-Klassiker. Seit Februar probten die Insassen für diesen großen Tag. Zweimal wöchentlich, oft auch am Wochenende.
Ich bin verwundert und beeindruckt, wie es Staatssekretär Prof. Dr. Dietmar Herz in seinem Grußwort formulierte. Dass sie schauspielen können, hätten die Gefangenen schon unter Beweis gestellt, doch dieser schwere Stoff? Warum gerade Hamlet, diese elisabethanische Rachetragödie? Der unbezähmbare Wunsch nach Rache, die Selbstbeobachtungen eines zerrissenen Menschen ist das nicht innen und außen gleichsam? Die Thematik habe eine gewisse ähnlichkeit mit der eigenen Lage, versucht es Prof. Herz zu umreißen. Schließlich münde es in eine Akzeptanz der Wahrheit.
Kurze Informationen zum Stück gab auch der Leiter der Justizvollzugsanstalt Hohenleuben, Joachim Fritzsche. Die Beschäftigung mit Literatur ist auch eine Beschäftigung mit sich selbst. Resozialisierung als oberstes Ziel der Haft das Theaterprojekt diene zu einhundert Prozent dem Erreichen dieses Ziels.
In einem über dreistündigen Marathon mit hervorragend agierenden Schauspielern die ein Höchstpensum an Text zu bewältigen hatten eingeblendeten Filmaufnahmen, Licht-und Toneffekten wurde das Schauspiel zum erhebenden Erlebnis. Chapeau für Anke Hartmann, die Großartiges leistete und ein Bravo für alle Agierenden vor und hinter der Bühne.
Antje-Gesine Marsch @19.09.2012

Ein Gedanke zu „XXI. Theaterherbst Gastspiel JVA Hohenleuben mit Hamlet“
Die Kommentare sind geschlossen.
…es gibt Dinge die kann man nur Theater nennen und man sollte nicht immer alles „spielen“…@ N.S.
Ich wünschen allen Gefangenen eine 2.Changse und gebt nie auf…..