Im Fokus: Zwei Amateur-Teams auf großer Bühne bei der Ladies TourLadies Tour: Arne Mill / T.RF Gmb

Erfurt, 18. Mai. Vom 24. bis 29. Mai läuft die 34. LOTTO Thüringen Ladies Tour von Hof über sechs Etappen bis zum Zielort Altenburg. Das „Team Stuttgart“ und das „Team MAXX SOLAR Lindig Women Racing“ fahren sonst hauptsächlich nationale Rennen und freuen sich auf die große Bühne.

Erfurt, 18. Mai. Wenn die Rad-Bundesliga der Frauen das tägliche Brot für das Team „MAXX Solar Lindig Women Racing“ ist, dann ist die 34. Auflage der Thüringen-Rundfahrt so etwas wie ein Festschmaus. Immerhin gehört die Ladies Tour zur UCI Women‘ s Proseries. „Rennen dieser Kategorie fahren wir sonst nicht. Deshalb ist die Thüringen-Rundfahrt für uns ein echtes Highlight“, sagt Christian Müller. Der 34-Jährige ist mit Sebastian Ventker einer von zwei Sportlichen Leitern der Mannschaft.

Entstanden ist das Team vor dieser Saison durch den Zusammenschluss der RSG Gießen BIEHLER und von maxx-solar LINDIG – den aktuell erfolgreichsten Teams der Rad-Bundesliga und die dominanten Mannschaften der Vorjahre. Gemeinsam wollen beide die in Deutschland klaffende Lücke zwischen dem Nachwuchs- sowie Amateurbereich und der Profi-Elite schließen, so das ambitionierte Ziel. Jungen Fahrerinnen soll die Möglichkeit gegeben werden, sich unter optimalen Bedingungen weiterzuentwickeln – natürlich auch bei der Thüringen-Rundfahrt.

Für die Rundfahrt in diesem Jahr sind Lydia Ventker (Jahrgang 1985), Katharina Fox (1996), Amelie Hild (1993), Tina Schulz (1999) und Olivia Schoppe (2001) nominiert. Für Helene Bieber (2021 Gesamtsiegerin der Bundesliga), die sich vor drei Wochen den Ellenbogen gebrochen hat, rückt Neuzugang Michelle Stark (1998) nach.

„In der Bundesliga können wir die Rennen bestimmen. Bei der Thüringen-Rundfahrt sind wir die Außenseiter und in einer ganz anderen Rolle – diese Karte müssen und wollen wir spielen“, sagt Christian Müller vor dem Auftakt in Bayern. Das Gesamtklassement spiele keine Rolle. „Es geht darum, an einzelnen Tagen einzelne Highlights zu setzen. Wer das macht, ist offen. Wir brauchen alle Fahrerinnen“, so Christian Müller. Besondere Verantwortung trägt aber schon Lydia Ventker. Zum einen hat die 35-Jährige die größte Erfahrung, zum anderen feierte die Bundesliga-Gesamtsiegerin von 2020 erst vor wenigen Tagen ihren 100. Sieg in der Frauen-Klasse.

Im Vorjahr begeisterte die RSG Gießen Biehler mit ihrer angriffslustigen und aktiven Fahrweise bei der Ladies Tour, daran wollen die Frauen als „Team MAXX SOLAR Lindig Women Racing“ nahtlos anknüpfen. „Das offensive Fahren ist bei den Frauen eher nicht so verbreitet. Männer sagen eher: ,Heute gehen wir all in‘“, sagt Müller, selber früher aktiver Rennfahrer und heute noch Lizenz-Inhaber. Dieses „Gen“ will er seinen Fahrerinnen mitgeben. Christian Müller: „Es gibt doch nichts schöneres für die ,Mädels‘, als bei der Thüringen-Rundfahrt mit den Besten der Welt in der Spitzengruppe mitzufahren. Das werden wir wieder versuchen.“

Das Team Stuttgart kommt mit Hanna Dopjans (Jahrgang 2002), Hannah Fandel (1996), Sarah Kastenhuber (2002), Judith Krahl (2001), Selma Lantzsch (2003) und Victoria Stelling (2001) zur Rundfahrt. Sportlicher Leiter ist Steffen Blochwitz. Der 54-Jährige war 1988 Olympia-Zweiter in der Mannschaftsverfolgung und ein Jahr später Weltmeister mit dem DDR-Vierer. Zweite Sportliche Leiterin ist Stephanie Gaumnitz. Die 34-Jährige aus Cottbus-Kunersdorf war unter ihrem Mädchennamen Pohl 2015 Weltmeisterin im Punktefahren.

Auch das Team Stuttgart hat sich in diesem Jahr externe Verstärkung an Bord geholt und ist eine Kooperation mit dem Landesverband Brandenburg eingeganen. Dort sollte nach Auflösung der Männer-Continental-Teams LKT Team Brandenburg Ende 2020 eigentlich eine Frauen-Mannschaft entstehen. „Wir haben das aber aus eigener Kraft nicht geschafft, weil uns die Masse an Fahrerinnen fehlte. Beim Team Stuttgart sind wir offene Türen eingerannt“, erklärt Blochwitz. Nur Judith Krahl und Selma Lantzsch stammen aus dem Brandenburger Nachwuchs.

Die Thüringen-Rundfahrt ist auch für das Team Stuttgart der Jahreshöhepunkt. „Das kommt nichts Größeres mehr. Es ist eine Ehre, mitfahren zu dürfen – das wird hoffentlich Kräfte freisetzen. Alle sind gut in shape“, sagt Blochwitz. Vor allem gehe es um Spaß in Thüringen – und natürlich das eine oder andere sportliche Highlight. „Von uns erwartet niemand etwas. Die Frauen sollen sich zeigen und lieber von vorn abgehängt werden, als hinten im Feld einzuschlafen“, so Steffen Blochwitz.

Text: Thomas Juschus (Stand: 18.5.)