Die Etappenorte für 36. LOTTO Thüringen Ladies Tour 2024 stehen festPeloton – Querformat - quer - horizontal - Landscape - Event/Veranstaltung: LOTTO Thüringen Ladies Tour - 6. Stage - Category/Kategorie: Cycling - Road Cycling - Cycling Tour - Elite Women - 2.Pro - Location/Ort: Europe – Germany - Thüringen - Start & Finish: Mühlhausen - Discipline: Road Race ( RR ) - Cycling Tour - 6. Stage - Distance: 126,2 km - Date/Datum: 28.05.2023 – Sunday - Photographer: © Arne Mill - frontalvision.com

Wir möchten mit diesem Statement allen Sponsoren, Unterstu?tzern, Mitarbeitenden, Medienvertretern und Radsportfans die genauen Gru?nde und Umstände der Absage transparent zu machen. Diese Entscheidung ist uns wahrlich nicht leichtgefallen.

Liebe Radsportfreunde,
Am 17. März 2025 hat der Organisationsstab der 37. LOTTO Thu?ringen Ladies Tour das fu?r 2025 geplante und vorbereitete Rennen in einer Mitteilung an alle Beteiligten offiziell abgesagt und angeku?ndigt, dass die unabwendbaren Gru?nde fu?r diese harte Entscheidung nach einer gru?ndlichen Auswertung der Situation fu?r die Öffentlichkeit dargelegt werden.
Das nachfolgende Statement dokumentiert den Vorbereitungsstand des Rennens zum Zeitpunkt der Absage und skizziert die Vorgänge, die zu dieser Entscheidung fu?hrten.

Die LOTTO Thu?ringen Ladies Tour 2025 (LTLT) sollte in knapp drei Monaten am 17.06.2025 in Leinefelde-Worbis starten, die Auftaktetappe mit einem 18% steilen Zielanstieg zum Schloss Scharfenstein fu?hren und das Rennen weitere 5 Etappen bis zum 22.6.2025 dauern.
Der LTLT-Termin war seit Juli 2024 im Terminkalender der Weltradsport-föderation UCI verankert. Die Besetzungsliste der Rundfahrt, die schon seit Januar feststand, umfasste 9 Teams der Women World Tour (höchste UCI-Kategorie im Frauen Radsport), mehrere Pro Conti Teams (zweithöchste Kategorie) und 3 deutsche Teams, einschließlich der Nationalmannschaft.
An der Startlinie sollten drei deutschen Olympiasiegerinnen von Tokyo2020 stehen: Lisa Klein, Franziska Brauße und Mieke Kröger. Lisa Klein lernte und trainierte an der Sportschule in Erfurt und verdankt ihre Erfolge auch dem Thu?ringer Radsport.

Mit viel Engagement zum ältesten Frauen Radrennen der Welt

Die LTLT ist die älteste Rundfahrt der Welt im Frauenradsport. Sie wurde 1986 als Internationale Thu?ringen Rundfahrt der Frauen aus der Taufe gehoben, gewann stetig an sportlicher Bedeutung und galt bis zur Austragung 2024 als eines der bestorganisierten Events im femininen Bereich. Diese Qualität verdankt sie vor allem der Tour Direktorin Vera Hohlfeld, die es mit ihrem Team geschafft hat, die Tour stetig weiterzuentwickeln und als feste Größe im UCI-Kalender zu etablieren. Stets waren Olympiasiegerinnen, Welt- und Europameisterinnen am Start, Nationalteams aus Europa und Übersee als Stammgäste dabei und vor jeder Austragung bewarben sich mehr Teams fu?r die Teilnahme als fu?r das Rennen zugelassen werden konnten.

Positive Bilder aus Thu?ringen, die weltweit sichtbar sind

Ab 2021 organisierte der Veranstalter Live-Fernsehu?bertragungen von der LTLT, die der MDR seither in täglichen Sonderprogrammen ausstrahlte und sogar als Leuchtturmprojekt mit höchster Priorität fu?r den Freistaat Thu?ringen bezeichnete.
Auch das internationale Medieninteresse an der Tour wuchs, der US-Medienkonzern Discovery Channel mit seinen Sendern (wie z.B. Eurosport) sendete seit 2022 stundenlange Live-Übertragungen.

Unter Ministerpräsident Bodo Ramelow erkannte der Freistaat Thu?ringen das Werbe- Potential der Rundfahrt. Vor 2 Jahren kam es zu einer sehr frucht-baren Zusammenarbeit fu?r beide Seiten. Die Rundfahrt nahm in ihre Medienkommunikation Sinnbilder auf wie die Burg (Historie Thu?ringens), den Wappenlöwen und den Baum (Thu?ringer Wald und Rennsteig). Ein spezielles Wertungstrikot des Freistaates Thu?ringen wurde eingefu?hrt und die Kernmarken Thu?ringens auffälliger und werbewirksamer denn je u?ber die
Fernsehbilder sowie auf Fotos an nationale und internationale Medien-vertreter in alle Welt gesendet. Diese Kernmarken des Frauenradsports und des Freistaates Thu?ringen verknu?pften die Organisatoren mit zugkräftigen Schlagwörtern, die einen deutlichen Anstieg im Google Ranking zur Folge hatte.
Dieses professionelles Marketingkonzept hat das Ansehen und die Sichtbar-keit des Freistaates Thu?ringen gefördert. Die Fernsehu?bertragungen sowie Fotos von der LTLT illustrierten Städte, Gemeinden, Landschaften, touristische Brennpunkte und Besucher an der Strecke und schufen einen medialen Mehrwert fu?r Thu?ringen. Eine bessere Bu?hne fu?r die Außendar-stellung eines Bundeslands kann man sich kaum wu?nschen.
Kurzum: Wir haben ein hochprofessionelles Marketingkonzept umgesetzt, das die Sichtbarkeit und das Ansehen des Freistaats Thu?ringen maßgeblich gestärkt hat.
Wir Organisatoren verstanden und behandelten die finanzielle Unterstu?tzung des Freistaats Thu?ringen fu?r die Durchfu?hrung und Darstellung der LOTTO Thu?ringen Ladies Tour nicht als eine Subventionierung mit Fördermitteln, sondern als einen Gegenwert fu?r die mediale Promotion des Freistaats Thu?ringen, dessen Image als Tourismus-Ziel davon profitiert hat.

Nachdem die Unterstu?tzung durch die alte Landesregierung fu?r 2025 zugesichert war, arbeiteten wir bereits seit Mitte letzten Jahres motiviert und fleißig an der kommenden LTLT-Auflage vom 17.- 22.06.2025.
Seit Beginn des Kalenderjahres bemu?hten wir uns um einen persönlichen Kontakt zur neuen Landesregierung. Unsere anfänglichen Fragen und späteren Hilferufe wurden seitens der Thu?ringer
Staatskanzlei ignoriert.

Die Chronologie des versuchten Dialogs

09.01.2025 – erste telefonische Kontaktaufnahme mit der Thu?ringer Staatskanzlei (Sportministerium) mit der Bitte um eine kurzfristige Terminvereinbarung, die telefonisch zugesagt wurde. Zusätzlich eine E-Mail
an die Staatskanzlei zum gleichen Thema. Eine Woche lang keine Antwort.
Auf eine erneute Erinnerung erhielt die LTLT-Organisation folgende Antwort: „Wir haben den Vorgang zur Bewertung in das zuständige Fachreferat gegeben und melden uns nach Pru?fung und Bewertung (…)“
16.01.2025 – wieder eine E-Mail an den Minister mit der dringenden Bitte, um einen Gesprächstermin. Es erfolgte ein Anruf mit der sinngemäßen Bitte, von weiteren Kontaktaufnahmen abzusehen – man wu?rde sich zu gegebener Zeit bei uns melden.
27.01.2025 – erneuter Versuch der Kontaktaufnahme – diesmal u?ber Dritte – mit Minister Gruhner, um zu einer Terminvereinbarung zu kommen. Die Antwort des Ministers, er wird auf uns zukommen.
Es gab keine Möglichkeit dem Minister fu?r Bundes- und Europaangelegen-heiten, Sport Ehrenamt und Chef der Staatskanzlei unsere besondere Situation darzulegen. Die Zeit drängte, wir waren zu diesem Zeitpunkt
bereits gezwungen, in die heiße Phase der Tour Planung u?berzugehen und erste wichtige Investitionen zu tätigen.
Anfang Februar – Einladung in die Staatskanzlei zum 12.02.2025
12.02.2025 – zu Beginn des Termins lässt sich der Minister Gruhner entschul-digen und nimmt an dem Gespräch nicht teil.
Der Termin war allerdings nicht ergiebig. Wir erhielten die Auskunft, dass der Freistaat keine finanziellen Mittel bereitstellen könne. Sehr ernu?chternd.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ein wirkliches Interesse an der Tour erfolgen können und mu?ssen. Dann wäre noch ein gemeinsamer Rettungsplan möglich gewesen.

In den folgenden drei Wochen – mehrfache Versuche der Organisatoren der LTLT zur Kontaktaufnahme (u?ber verschiedene Quellen) mit der Staatskanzlei, um von Herrn Gruhner oder Herrn Voigt eine Entscheidung zu bekommen, ob die LTLT den mit der Vorgänger-Regierung vereinbarten Zuschuss bekommt oder nicht. Keine Reaktion, nur das Geru?cht hinter vorgehaltener Hand, dass der Freistaat dafu?r kein Geld zur Verfu?gung hat und das von der alten Landes-regierung bereits fu?r das Event eingestellte Budget im vorläufigen Haushalt nicht zur Verfu?gung steht.
07.03.2025 – die Organisatoren waren gezwungen die Mitarbeiter und Partner u?ber den Stand zu informieren und gemeinsam mit dem MDR als langjährigen und wichtigsten Medienpartner eine Pressemitteilung herauszugeben mit der Überschrift: „Der Tour droht die Absage“.
10.03.2025 – im Briefkasten der LTLT-Organisation landet die schriftliche Absage der Staatskanzlei, bis heute die einzige verbindliche Aussage in schriftlicher Form.
Der MDR sendet den Bericht, dass der 37. Auflage der LTLT die Absage droht, und es aus den verschiedensten Richtungen Kritik an der Entscheidung der Staatskanzlei gebe.
11.03.2025 – Ein Anruf aus der Thu?ringer Staatskanzlei, ein Mitarbeiter des Sportministers signalisiert den LTLT-Organisatoren Interesse an Gesprächen, aber die Angebote – noch dazu in Möglichkeitsform – lagen weit unter dem Notwendigen.
12.03.2025 – Onlinemeeting mit Minister Gruhner – Eine Variante, die vorge-schlagen wurde, ist fu?r uns nicht akzeptabel: Fördermittel aus der dem „Ehrenamtsgesetz“ bereitzustellen und der LTLT zur Verfu?gung zu stellen. Wir wollen kein Geld, das vielleicht anderen Ehrenämtlern abgezweigt wird.
Der Zeitpunkt war gekommen, an dem auch der Ru?ckstau an Arbeit – selbst wenn die im Vorjahr zugesicherten 200.000,- € noch ausgezahlt wu?rden, kaum noch aufzuholen war.
17.03.2025 – offizielle Absage der 37. Auflage der LTLT. An diesem Tag bestand die letzte Möglichkeit, Hotels fu?r die Teams, Fahrerinnen, UCI-Kommäre und Mitarbeiter ohne Stornierungskosten abzusagen. Zudem wären erste größere verbindliche Summen zu zahlen gewesen.

Ministerpräsident Voigt behauptete am 18.03.2025 in der MDR-Sendung „Sport im Osten“, „Eine privatwirtschaftlich organisierte Tour könne nicht zu fast 80 Prozent aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden“. Diese Aussage ist falsch und empfanden alle Beteiligten an der Organisation der LTLT als eine
Bru?skierung und einen direkten Schlag ins Gesicht.
Nun soll Hohlfeld und ihr Team ein untragbares Risiko eingehen und nicht nur gleich viel, sondern noch mehr leisten – um den Ru?ckstau aufzuholen und eine sichere Rundfahrt nach UCI-Vorgaben durchzufu?hren, inklusive aller Auflagen von Land, Städten und Gemeinden? Nur, weil man plötzlich, am 12.03.2025, erkannt hat, wie bedeutsam die LTLT ist?
Vielleicht lag das Umdenken der Thu?ringer Staatskanzlei daran, dass die Absage weltweit Aufsehen erregte – von Dänemark bis Mexiko, von Großbri-tannien bis Australien. Das unterstreicht den internationalen Stellenwert und das Ansehen dieser ältesten Profi-Frauenradrundfahrt der Welt

Kritik & Bewertung

Diese Vertrauensbasis wurde durch das Agieren der Thu?ringer Staatskanzlei komplett zerstört. Unsere langjährige Arbeit wurde respektlos mit Fu?ßen getreten. Was letztendlich der Dolchstoß fu?r die 37. Auflage der LOTTO Thu?ringen Ladies Tour war.
Es bleibt festzuhalten, dass seitens der Staatskanzlei sich niemand auch nur im Geringsten mit der Tour und ihrem Wert fu?r den Freistaat Thu?ringen, sowie mit der Historie der internationalen Frauenrundfahrt durch Thu?ringen seit 1986, beschäftigt hat.
Die Thu?ringer Staatskanzlei, mit ihrem Ministerpräsidenten Mario Voigt (CDU) und dem Minister fu?r Bundes- und Europaangelegenheiten, Sport Ehrenamt und Chef der Staatskanzlei Stefan Gruhner (CDU) haben sich damit als nicht verlässliche Partner fu?r eine Zusammenarbeit mit der LTLT erwiesen, denen es an einem respektvollen, fairen und vertrauensvollen Umgang mit der LTLT fehlt.
In der Ku?rze der Zeit war kein potenziell vergleichbarer Partner zu finden. Auch der Umbau des Marketingkonzeptes, zugeschnitten auf einen neuen Sponsor, ist in drei Monaten unmöglich zu leisten.

Unter diesen Bedingungen ist die Durchfu?hrung nicht mehr möglich.

Innovation und Triebkraft war stets unser primäres Ziel

Wir haben unermu?dlich Städte, Partner und Sponsoren angesprochen, Unternehmen direkt kontaktiert und ihnen maßgeschneiderte Konzepte vorgelegt – besonders in den letzten vier Jahren mit wachsender Fernseh-präsenz.
Doch Thu?ringen ist wirtschaftlich deutlich schwächer aufgestellt als Bayern oder Baden-Wu?rttemberg. Trotzdem gelang es uns, immer wieder neuer Partner wie z. Bsp. Fu?r 2025 als neuen großen Hauptsponsor
die AOKPLUS zu gewinnen. Auch fu?r die LTLT2026 gab es bereits fruchtbare Gespräche mit neuen größeren interessierten Partnern.

Fazit

Der Frauenradsport ist und bleibt leider in Deutschland eine Randsportart. Deshalb braucht es Geduld, Überzeugungskraft und viel Einsatz. Die Zahl der Radsportveranstaltungen in Deutschland ist gering – und die finanziellen Zuwendungen sind nicht vergleichbar mit denen im Fußball oder Wintersport. Das erwarten wir auch nicht.
Aber: Jedes Radrennen der Welt, ist dauerhaft auf Unterstu?tzung von Land, Kommunen, Städten und Regionen angewiesen. Das ist nicht ungewöhnlich – selbst die Tour de France (ASO) lässt sich jeden Startund Zielort gut bezahlen.

Der Vorwurf, wir hätten uns nicht genug um Sponsoren bemu?ht, ist schlicht falsch.

Wir verstehen die aktuelle Haushaltslage. Und wir wissen: Der Freistaat ist nicht verpflichtet, die LTLT zu fördern. Aber eine ehrliche und rechtzeitige Kommunikation auf Augenhöhe hätte viel geholfen.
Fu?r die Zukunft wu?nschen wir uns eine Frauenrundfahrt im Rahmen der Deutschland Tour – vielleicht mit Lidl als neuem Sponsor. Und wir hoffen, dass der Freistaat Thu?ringen dann dem Frauenradsport eine faire Chance gibt.

Hohlfeld und ihr Team haben u?ber all die Jahre auf einen erheblichen Teil des Gehaltes verzichtet, das ihrer geleisteten Arbeit angemessen gewesen wäre, weil sie an das Potential der Rundfahrt und den Frauenradsport geglaubt haben!
Diese Leidenschaft wurde nicht belohnt und der (Rad)Sport im Freistaat Thu?ringen hat aus unserer Sicht schweren Schaden erlitten. Die LTLT war zudem das wichtigste Standbein des Frauenradsports in Deutschland.

Radsportlerinnen und Betreuer sowie Radsportfans aus allen Teilen der Welt, Anhänger sämtlicher Kulturkreise und Religionen waren bei uns immer herzlich Willkommen. Der internationale Frauenradsport in Thu?ringen stand fu?r länder-, religions- und kulturu?bergreifende Freundschaften, die LOTTO Thu?ringen Ladies Tour fu?r Vielfalt und Toleranz. Um genau diese Toleranz bitten wir bei Kommentaren zu diesem Statement.