Greizer Nachwuchsringer als strahlende Sieger in Kirrlach

Leistungsmäßig standen die Jüngsten ganz vorn

Greizer Nachwuchsringer als strahlende Sieger in Kirrlach
Greizer Nachwuchsringer als strahlende Sieger in Kirrlach: von links.
vorn: Lucas Hanke, Moritz Schlehahn, Rasul und Ibrahim Galamatov
hinten. Abdul Galamatov, Dustin Nürnberger, Eric Jedanowski, Johannes Krause
Foto: Andreas Mattern
KIRRLACH. Das Freistilturnier im nordbadischen Kirrlach, das in der Nähe des Autobahnkreuzes Walldorf liegt, ist eines der leistungsstärksten und größten Nachwuchsturniere in Deutschland. Diesmal starteten 304 Sportler aus 56 Vereinen, die meist aus dem Südwesten Deutschlands kamen. Auch ein Team aus Frankreich und zwei tschetschenische Vereine aus Belgien waren unter den Teilnehmern. Aus dem Osten Deutschlands war nur eine Auswahl des Landes Thüringen angereist, bei der die acht Starter des RSV Rotation Greiz zahlenmäßig deutlich die Überhand besaßen. Aber auch leistungsmäßig standen die Greizer ganz weit vorn. Mit sechs Medaillen und 35 Punkten belegten sie in der Mannschaftswertung zwar nur Rang zehn, doch die vor ihnen platzierten Vereine brachten teilweise mehr als doppelt so viele Wettkämpfer auf die Matten und besetzten auch die jüngeren Altersklassen, in denen vordere Platzierungen noch etwas leichter fallen. Greiz musste dabei noch auf die Brüder Kahnt, die in Südafrika im Trainingslager weilten und die Brüder Suttner verzichten, die das Team wohl sehr weit vor gebracht hätten. Auch ohne deren Mitwirkung erkämpfte keine Mannschaft mehr Punkte pro Teilnehmer. Ein weiterer großartiger Erfolg für die von Andreas Mattern trainierten jungen Ringer aus Greiz.
Besonders erwähnt werden muss Lucas Hanke. Der mitteldeutsche Meister zeigte sich auf der Matte auch der südwestdeutschen Konkurrenz überlegen. Dabei lief nicht alles glatt für ihn. Nachdem in Deutschland bei vielen Verbänden, um unnötiges Gewicht machen im Kinderbereich zu verhindern, dazu übergegangen wurde, nach dem Wiegen Gruppen mit ähnlichem Gewicht kämpfen zu lassen, rutschte er als leichtester in die 32 kg-Klasse, wo er sieben Widersacher hatte. Mit drei Schultersiegen jeweils in der ersten oder zweiten Kampfminute erreichte er den Finalkampf, in dem er auf Leonid Axt vom hessischen SV Fahrenbach traf. Beide Kontrahenten lieferten sich einen hochklassigen offensiven Kampf mit ständig wechselnder Führung. Als kurz vor Schluss die Entscheidung fallen musste, ließ er sich im größten Stress eine Griffvariante einfallen, die man vorher von ihm noch nie gesehen hatte und ihm eine Viererwertung einbrachte. Mit 17:12 holte er sich gegen einen sehr starken Gegner verdient die Goldmedaille und den Siegerpokal.
Vor elf Monaten kamen die Brüder Galamatov erstmals in Greiz zum Training. Vom Ringen hatten sie in ihrer tschetschenischen Heimat zwar gehört, es aber nicht selbst betrieben. Mit einer gehörigen Portion Talent, vor allem aber von dem Willen beseelt zu kämpfen, erreichten nicht einmal ein Jahr später alle drei das Finale bei einem großen Turnier. Rasul (C-Jugend/36 kg) wurde diesmal sportlich nicht sehr gefordert. Er war seinen Gegnern in allen Belangen deutlich überlegen, benötigte für vier vorzeitige Siege bei einem Punktverhältnis von 32:0 nur 1:45 Minuten. Seine Bruder Ibrahim (D-Jugend/28 kg), erst am Freitagabend nach dem Ausfall eines anderen Sportlers ins Team gerutscht, erreichte mit drei sicheren Siegen das Finale. Hier traf er auf den gleichstarken Hessen Maxi Schliebitz (Haibach) und unterlag denkbar knapp mit 6:7. Dabei musste der Greizer erkennen, dass gewisse Techniken gegen starke Widersacher nicht wirksam sind und es effizienter ist, erst Punkte zu erzielen, als aus schwierigen Situationen einen Schultersieg anzustreben. Auch der älteste Abdul (A-Jugend/50 kg) erreichte den Kampf um die Goldmedaille. Für ihn als Neuling ist es gegen Widersacher, die schon sieben oder acht Jahre trainieren, besonders schwer zu bestehen. Eine gewisse Nervosität war deshalb nicht zu übersehen. Den DM-Siebenten Johnny Hörner (Graben-Neudorf) bezwang er 20:6, Marcel Scheid (Nieder-Liebersbach) 6:4, währen der Belgier Ismail Guseynov geschultert wurde. Im Kampf um Gold erwies sich der Rheinländer Huysein Bekir zwar als besser, doch mit einigen technisch-taktischen Verbesserungen ist auch so ein Gegner zu bezwingen.
Dustin Nürnberger (A-Jugend/58 kg) startete erstmals in diesem Limit und belegte im Zehnerfeld Rang 5. Er konnte mit einer starken kämpferischen Leistung überzeugen und dürfte sich bei seiner Trainingseinstellung trotz einiger noch vorhandener technischer Mängel bald weiter verbessern. Auch der dritte A-Jugendliche Eric Jedanowski (100 kg) demonstrierte seine enorme Kampfkraft. Er musste drei Kämpfe bestreiten. Im Vergleich um Gold führte er bis Sekunden vor Schluss gegen den zwei Jahre älteren Dennis Stein (Nieder-Liebersbach) in einem äußerst farbigen Kampf 12:10, musste aber 3 Sekunden vor Schluss noch eine Niederlage hinnehmen. Im Schwergewicht der B-Jugend erkämpfte Johannes Krause (76 kg) den dritten Platz. Im Kampf um Bronze besiegte er Tugkan Öz (Hemsbach/Nordbaden)) mit 18:10. Moritz Schlehahn (C-Jugend/54 kg) nutzte seine Chance, den Zweiten, Dominic Weikinger (Hemsbach) zu schultern nicht und landete auf Rang 5.
Mit der Anreise am Sonnabend und der Übernachtung in einer Jugendherberge hatten die Greizer Verantwortlichen alles richtig gemacht. Die kilometerweiten Staus bei der Rückfahrt auf der A6 waren allerdings nicht eingeplant.
Erhard Schmelzer @21.10.2014

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer