Olaf EhlichOlaf Ehlich (li.) war am Freitag der Erste, der sich über seine Spende freuen konnte. Foto: BSG

Bürgerstiftung Greiz i.G. arbeitet Spendenanträge ab
GREIZ. Noch immer erhalten Greizer Hochwasseropfer finanzielle Hilfen. Dank einer Großspende der Robert-Bosch-Stiftung kann die in Gründung befindliche Bürgerstiftung Greiz vorliegende Spendenanträge weiter abarbeiten. So konnten sich am Freitag vor dem ersten Advent drei Greizer Hochwasseropfer über symbolische Spendenschecks freuen und der Adventszeit etwas entspannter entgegen sehen. Augenoptiker Olaf Ehlich konnte in seinem Geschäft Augenoptik Kretzschmar« kurz nach 18.00 Uhr als Erster den überdimensionalen Scheck entgegennehmen. Die Freude stand ihm in ´s Gesicht geschrieben, wird doch im Hintergrund noch immer an der Beseitigung der Hochwasserschäden gearbeitet. Ich wusste ehrlich nicht, dass es diese Initiative in Greiz überhaupt gibt« gestand der Augenoptikermeister.

Bilder vom Juni 2013 erscheinen nach 6 Monaten kaum vorstellbar
In seinem Geschäft war er von Gründungskoordinator Torsten Röder auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht worden. Seinem Spendenantrag hatte Ehlich auch die hier gezeigten Fotos beigefügt, die freundlicherweise genutzt werden dürfen. Mit dem Abstand von sechs Monaten erscheinen diese Motive kaum noch vorstellbar und fast irreal. Die Brückenstraße war wie 1954 komplett Land unter«, die Sandsäcke vor den Geschäften waren am 03.Juni 2013 gegen den Scheitel der Flut nahezu wirkungslos. Über 60 cm stand bei uns das Wasser im Geschäft. Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals bei allen Helferinnen und Helfern bedanken. Der Zusammenhalt in dieser Zeit hat Mut gemacht. Vor allem aber bedanken wir uns bei unserer treuen Kundschaft« betonte Olaf Ehlich. Noch immer wird im Geschäft an der Beseitigung der Hochwasserschäden gearbeitet. Dennoch richtet das Team des alteingesessenen Augenoptiker- Geschäftes den Blick nach vorn und will in gewohnt hoher Qualität weiter für die Kunden da sein.
Unsere Spende ist sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der Schäden. Und dennoch ist bestimmt jeder Euro als Hilfe willkommen meinte Michael Täubert bei der Übergabe. Sein Geschäft Täubert-Design« liegt nur wenige Schritte neben dem des Augenoptikers und war ebenfalls komplett überflutet. Er hatte Anfang Juni eine Soforthilfe von der Bürgerstiftung Greiz i.G. erhalten, da man zuvor schon in Kontakt stand. Das Logo der Bürgerstiftung hatte nämlich die beim ihm beschäftigte Mediengestalterin Melanie Koch gestaltet und zwar seitens des Unternehmens unentgeltlich. Täubert war somit der erste Stifter« der Gründungsinitiative, er begleitet die Aktivitäten der Bürgerstiftung Greiz i.G. von Anfang an sehr engagiert.
Am Rande der Spendenübergabe erkundigte sich Olaf Ehlich, was es mit der Bürgerstiftung Greiz konkret auf sich habe. Hilfe bei Katastrophen ist eines unserer Satzungsziele. Aber es gibt viele weitere, die es wert sind, zugunsten der Stadt Greiz und ihrer Bürgern mit Leben erfüllt zu werden nutzte Täubert die Nachfrage als Gelegenheit zur Werbung für eine Bürgerstiftung. Eine Stiftung ist ein Kapitalstock, der auf Nachhaltigkeit angelegt ist. Projekte werden nur aus den Erträgen finanziert. Aus den 20 Satzungszielen findet sich für jeden Gründungsstifter etwas, mit dem man sich identifizieren kann. Eine Bürgerstiftung versteht sich immer als Netzwerk bürgerschaftlichen Engagements«. Wir wollen keine Konkurrenz zu Vereinen aufbauen, sondern engagierte Greizer in einem Netzwerk zusammenbringen. Einige haben viel Arbeit und verdienen damit gutes Geld, sind aber zeitlich ausgereizt. Das ist die klassische Zielgruppe der Geldstifter. Andere haben wenig oder kein Geld, wollen sich gerade deswegen für ihre Heimat Greiz engagieren. Das sind klassische Ideen- oder Zeitstifter«. Wenn alle zusammenarbeiten, können Bürger selbst etwas bewegen« schwärmt Torsten Röder von den Möglichkeiten, die eine Bürgerstiftung bietet. Gleichzeitig verweist er auf erfolgreiche Bürgerstiftungen in Dresden, Plauen/V., Jena oder Erfurt- die Idee funktioniert also auch in den neuen Bundesländern.

Hochwasser Greiz 2013

Kerstin Kröher
Kerstin Kröher war sichtlich überrascht, als Michael Täubert die Zusage einer Spende einlöste.
Foto: BSG

Kerstin Kröher vom Greizer Mieder-Stübchen« konnte es kaum fassen, als sie von der Bürgerstiftung auf die Unterstützungsmöglichkeit hingewiesen wurde. Am Freitagabend freuten sich Michael Täubert und Torsten Röder über die Überraschung mit dem symbolischen Scheck. Fast schien es so, also konnte Kerstin Kröher noch immer nicht glauben, dass die Zusage einer Spende Wirklichkeit wurde. Auch wenn nach außen das Geschäft wieder läuft den Aufwand und die Kosten sieht man als Kunde häufig nicht. Schon die Trocknungsgeräte liefen lange, um die Feuchtigkeit halbwegs aus dem Mauerwerk zu bekommen. das schlägt sich aktuell in der Stromrechnung nieder. Auch Kerstin Kröher bedankte sich nicht nur bei der Bürgerstiftung. Für mich der größte Halt waren und sind die Kunden, die zu mir gehalten haben. Die mir nach dem Hochwasser Mut gemacht haben und weiterhin als treue Stammkunden mein Geschäft aufsuchen. Dafür möchte ich mich ganz besonders bedanken«, sagte Kerstin Kröher, als die beiden Gründungsstifter zum nächsten Spendenempfänger aufbrachen.

Elstersteig hatte es noch härter getroffen, Mund-zu-Mund-Empfehlung beim Zahnarzt
Der wohnt am Elstersteig, den es im Juni 2013 noch härter als die Brückenstraße getroffen hatte. Die Anwohner bekamen die volle Wucht des Hochwasserscheitels zu spüren. Über 1,30 stand das Wasser in der Wohnung im Erdgeschoss« erzählt Michael Heyder, als die beiden Männer von der Bürgerstiftung bei ihm im Haus stehen.

Michael Heyder
Michael Heyder (li.) erhält von Michael Täubert den symbolischen Spendenscheck.
Foto: BSG/TR

Auch Heyder wusste zunächst nichts von den Möglichkeiten bei der Bürgerstiftung Greiz. Meine Zahnärztin Dr. Annette Helm hat mich darauf hingewiesen« sagt Michael Heyder im Gespräch über seinen Kontakt als sprichwörtliche Mund-zu-Mund-Empfehlung. Er ist überrascht, dass er von der Bürgerstiftung überhaupt etwas bekommt- und das dies hier weitgehend unbürokratisch abläuft. Von den vollmundigen Politikerversprechen der unbürokratischen Hilfe« hat Michael Heyder die Nase ziemlich voll, seit der er sich das staatliche Antragsverfahren näher angeschaut hat. Das habe ich gelassen, dafür habe ich keinen Nerv mehr. Ich vermute, dass genau das der Zweck dieser bürokratischen Hürden ist« zeigt sich Heyder verständlicherweise ziemlich frustriert. Auch die beiden Vertreter der Bürgerstiftung können aus eigener Kenntnis bestätigen, dass die Regelungen für Hochwasseropfer im Freistaat Sachsen deutlich weniger restriktiv und vor allem bürgerfreundlicher sind.
Dennoch blickt auch er nach vorn. Nicht zuletzt deshalb, weil es im Haus noch viel zu tun gibt. Im Erdgeschoss ist noch immer der Putz entfernt, damit die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk entweichen kann. Die Treppe dagegen wurde aus Sicherheitsgründen bereits erneuert. Für die sprichwörtlich vielen offenen Baustellen« wird er die Spende der Bürgerstiftung Greiz verwenden, erzählt Michael Heyder. Er bedankt sich zugleich unbekannterweise bei den vielen Kleinspendern und der Robert-Bosch-Stiftung, ohne deren Engagement diese Spende so nicht möglich gewesen wäre. Dem Dank kann sich die Bürgerstiftung Greiz i.G. nur anschließen.

BSG @ 29.11.2013