Ralf StillerRalf Stiller

Nach vielen Jahren des Wartens hat diese Woche die Restaurierung der Kreutzbach-Jehmlich-Orgel in der Greizer Stadtkirche begonnen. 

Warum denn die Orgel saniert werden müsse, im Gottesdienst würde sie doch noch so gut klingen. Diese Frage beantwortete Kreiskantor Ralf Stiller schon öfter. Ja, es gäbe noch einige brauchbare Register zum Spielen. Aber selbst die halten wohl nicht mehr lange. Und der Großteil der Töne ist schon längst verstummt. 
Mächtig steht sie auf der zweiten Empore in der Stadtkirche St. Marien, die dreimanualige, 63 Register umfassende Orgel – eine der drei größten Orgeln im Freistaat Thüringen. Erbaut wurde sie im Jahr 1881 vom Bornaer Orgelbauer Richard Kreutzbach mit mechanischer Traktur. Doch bereits 1919 überarbeitete die Dresdner Firma „Jehmlich Orgelbau“ das Instrument grundlegend. Die Mechanik wurde durch Pneumatik ersetzt und die Register auf die heutige Anzahl erhöht. Der letzte erwähnenswerte Umbau führte 1980 die Greizer Firma Schüßler durch, die die Orgel elektrifizierte und einen neuen Spieltisch einbaute.
Doch schon damals war die Notwendigkeit einer gründlichen Restaurierung absehbar. Seitdem sind 40 Jahre vergangen und die Liste an notwendigen Reparaturen ist stetig länger geworden. Lediglich 30 der Register funktionieren noch, allerdings sind selbst diese größtenteils deutlich verstimmt. Viele Pfeifen sind verbeult und undicht, ebenso wie die meisten Luftkanäle als auch die Gebläseanlage, die zudem viel zu laut und äußerst altersschwach ist. Die veraltete Elektrik, die schadhaften Relais sowie die defekte Schwellersteuerung beeinträchtigen seit Jahren die Spielbarkeit des Instruments.
All das gilt es jetzt zu beseitigen. Mit der Firma Freiburger Orgelbau „Hartwig & Tilman Späth“ habe man einen international erfolgreichen Partner gefunden, der das geplante Orgelbauprojekt optimal umsetzen könne, so Kantor Stiller. Gerade werde die Orgel ausgebaut und alle Teile zur Reinigung und Überarbeitung in die Werkstatt gebracht. Nachdem das Pfeifenwerk in Stand gesetzt wurde, sollen auch alle Leitungen, Windladen und Ventile, als auch alte Register erneuert werden, um letztlich der Disposition von 1919 zu entsprechen. Ein neuer Spieltisch mit modernem Touch-Display ist ebenfalls geplant. Einige Bauteile, wie die Gebläseanlage oder der Schwellermotor, muss man allerdings vollständig ersetzen. Voraussichtlich im Herbst 2022 sind alle Arbeiten abgeschlossen.
Bis dahin gibt es noch einiges zu tun, allen voran fehlt die endgültig gesicherte Finanzierung. Kantor Stiller möchte deshalb stadtübergreifend über die Restaurierung informieren und um Spenden werben: „Diese Orgel ist nicht nur ein Projekt der Kirchengemeinde, sondern von ganz Greiz. Mit dem erneuerten Instrument kann das Kulturangebot hier sowie der Region Ostthüringen entscheidend ausgebaut werden. Damit zeigt die Kirche innerhalb der Stadt und in der Gesellschaft mehr Präsenz.“ Es sei außerdem denkbar, sogar internationale Künstler für Konzerte einzuladen. Doch das ist nur mit Hilfe der Bevölkerung umsetzbar. Wer spenden möchte kann dies gern auf folgendem Konto tun: Evang. Kirchgemeinde Greiz, IBAN DE18 8305 0000 0000 6015 51, Verwendungszweck: Orgelsanierung Stadtkirche.

Von Leserpost