Brand, Swinkels und Bredewold tanzen in Mühlhausen auf der BühneLucinda Brand. Foto: LOTTO Thüringen Ladies Tour

Mühlhausen. Die Niederländerin Lucinda Brand (Team LIDL Trek) hat am Freitag in Mühlhausen die vierte Etappe der 36. LOTTO Thüringen Ladies Tour gewonnen. Die Rundfahrt-Siegerin von 2021 setzte sich nach 111,4 Kilometern im Sprint aus einer 16-köpfigen Spitzengruppe durch. Platz zwei auf der „Königsetappe“ mit fast 1500 Höhenmetern belegte Karlijn Swinkels (UAE Team ADQ) vor Europameisterin Mischa Bredewold (Team SD Worx-Protime), die damit für ein komplett niederländisch besetztes Podium sorgten. Anschließend brachte das Trio den Marktplatz Mühlhausen zum Kochen – zum Fußball-EM-Song von „Snollebollekes“ tanzte das Publikum wie bei der Fußball-EM mit den Fahrerinnen ausgelassen von links nach rechts.

An der Spitze der Gesamtwertung gab es keine Veränderungen. Margot Vanpachtenbeke (Belgien/Volker Wessels Women’s Pro Cycling Team) kam mit der Spitzengruppe ins Ziel und verteidigte ihre Führung mit vier Sekunden Vorsprung vor Ruth Winder (USA/Human Powered Health). Das Duo hatte am Dienstag die erste Etappe in Jena dominiert und als Ausreißerinnen beendet. Neue Dritte in der Gesamtwertung mit 2:34 Minuten Rückstand ist Europameisterin Mischa Bredewold aus den Niederlanden. Beste Deutsche ist Linda Riedmann (Karbach/Deutsche Nationalmannschaft) auf Platz 16.

Stimmen

Lucinda Brand (Niederlande/LIDL Trek, Taagessiegerin): „Als wir ,Kasia‘ (Anm. d. Red.: Katarzyna Niewiadoma) eingeholt hatten, wussten wir dass es zum Sprint kommt. Ich hatte vor der Thüringen-Rundfahrt ein gutes Gefühl, habe mich aber während den Etappen nicht so gut wie erhofft gefühlt. Deshalb bin ich mit dem Etappensieg sehr zufrieden. Ich erinnere mich gern an meinen Rundfahrt-Sieg 2021. Wir werden auch im Zeitfahren und auf der Schlussetappe am Sonntag all-in gehen und hoffen auf weitere Erfolge.“

Margot Vanpachtenbeke (Belgien/Volker Wessels Women’s Pro Cycling Team, Spitzenreiterin): „Es ist toll, bis hier im Gelben Trikot gefahren zu sein. Beim Zeitfahren werde ich es verlieren, das ist nicht meine Disziplin.“

Linda Riedmann (Deutsche Nationalmannschaft, beste Deutsche): „Es ist schön, jeden Tag zur Siegerehrung zu kommen und ein Trikot zu erhalten. Ich hatte nicht erwartet, dass die Rundfahrt so gut für mich läuft. Ich bin aber stärker geworden und kann das inzwischen auch besser zeigen – und die Rundfahrt liegt mir. Das Zeitfahren am Samstag ist aber sehr technisch, da schau ich mal. Am Sonntag gibt es vielleicht für mich nochmals eine Chance“.“

Rennverlauf

91 Fahrerinnen nahmen am Freitag die vierte Etappe bei hochsommerlichen Temperaturen in Mühlhausen auf. Nicht mehr dabei war unter anderem Olympiasiegerin Lisa Klein (LIDL Trek). Ihre Teamkollegin Lizzie Deignan (Großbritannien/LIDL Trek) ging noch an den Start, beendete aber nach wenigen Kilometern die Rundfahrt. Die Ex-Weltmeisterin war am Donnerstag in einen Rennunfall verwickelt.

Mit 1463 Höhenmetern und vier Bergwertungen stand für das Feld die „Königsetappe“ auf dem Programm – Verschiebungen im Gesamtklassement waren vermeintlich vorprogrammiert. Für die erste Attacke sorgte die Niederländerin Mirre Knaven (Team EF Education Cannondale), die sich die erste Bergwertung sicherte. Kurz danach bildete sich eine elfköpfige Spitzengruppe, unter anderem besetzt mit Straßen-Europameisterin Mischa Bredewold (Niederlande/Team SD Worx-Protime), die Weltranglistenfünften Katarzyna Niewiadoma (Polen/Canyon SRAM) und der Gesamtzweiten Ruth Winder (USA/Human Powered Health).

Bei der ersten Zieldurchfahrt in Mühlhausen holte sich Bredewold die Punkte und Zeitgutschrift. Der Vorsprung auf das schon dezimierte Hauptfeld um Spitzenreiterin Margot Vanpachtenbeke (Belgien/Volker Wessels Women’s Pro Cycling Team) betrug 45 Sekunden. 37 Kilometer vor dem Ziel liefen die beiden Gruppen wieder zusammen.

33 Kilometer vor dem Ziel setzte sich Mijntje Geurts (Nationalteam Niederlande) mit 20 Sekunden etwas ab, kurz darauf attackierte Niewiadoma, schloss erst zur Niederländerin auf und hängte sie kurze Zeit später ab. An der gewonnen Bergwertung lag die Polin 25 Sekunden vorn. Weitere Punkte für die Bergwertung sammelte hier als Zweite Eline Jansen (Niederlande/Volker Wessels Women’s Pro Cycling Team), die nach der letzten Bergwertung des Tages etwas abreißen lassen musste und auch das Trikot verlor.

Zehn Kilometer vor dem Ziel lag Niewiadoma immer noch allein vorn, aber die 13-köpfige Verfolgergruppe kam beständig näher. Und von hinten schloss eine zweite Gruppe wieder auf. Fünf Kilometer vor dem Zielstrich war wieder alles zusammen. Am Ende kam es wie auf der zweiten und dritten Etappe zu einer Sprint-Entscheidung – diesmal mit dem besten Ende für Lucinda Brand.

Die Trikots:

Das Gelbe LOTTO Thüringen Leader Trikot (Gesamtwertung)

Margot Vanpachtenbeke (Belgien/Volker Wessels Women’s Pro Cycling Team)

Das Pinkfarbene – B&H Spedition Punkte-Trikot (Punkte- Wertung)

Mischa Bredewold (Niederland/Team SD Worx-Protime)

Das Grüne Automobile Peter Berg Trikot (Bergwertung)

Katarzyna Niewiadoma (Polen/Canyon SRAM)

Das Rote Sparkasse Nachwuchs (U23) Trikot (U23-Nachwuchs-Wertung)

Shirin van Anrooij (Niederlande/LIDL Trek)

Das Orangefarbene DATEC Aktivste Fahrerin-Trikot (Aktivste Fahrerin der Etappe)

Katarzyna Niewiadoma (Polen/Canyon SRAM)

Das Blaue Freistaat Thüringen Beste Deutsche-Trikot (Beste Deutsche der Tageswertung)

Linda Riedmann (Deutsche Nationalmannschaft)

Vorschau:

Die fünfte Etappe am Samstag in Altenburg ist ein Einzelzeitfahren. Erstmals seit dem Jahr 2019 steht wieder der Kampf gegen die Uhr im Etappenplan der LOTTO Thüringen Ladies Tour. Die erste Fahrerin soll ab 13.45 Uhr auf dem Altenburger Markt von der Startrampe rollen (abhängig von der Zahl der Starterinnen). Gestartet wird in umgekehrter Reihenfolge des Gesamtklassements, die Startintervalle betragen zunächst eine Minute. Die Top 10 des Klassements fährt mit zwei Minuten Abstand. Die letzte Fahrerin wird gegen 16.45 Uhr im Ziel erwartet. Vor den Fahrerinnen liegen 31,5 Kilometer, überwiegend flach (186 Höhenmeter). Das Zeitfahren ähnelt damit sehr dem Profil dem bei den Olympischen Spielen in Paris und dürfte für einige Spezialistinnen ein willkommener Test sein. Auf mdr.de/sport gibt es ab 15.00 einen Live-Stream. Das mdr-Fernsehen zeigt von 16.15 Uhr bis 17.00 wieder ein „Sport im Osten extra“.