Jubiläumsausstellung zum 90. Geburtstag von Erhard Dietzsch und 100. Geburtstag von Friedrich Degenkolb veranschaulicht deren tiefe Liebe zur Region
Erhard Dietzsch verlas im Anschluss seine Vita. Stille herrschte im Saal, als der 1924 Geborene aus der Zeit erzählte, in der er „in Wehrmachtsuniform ganz Europa, von der Ukraine bis Italien“ sah. Die „ganze Sinnlosigkeit und Unerbittlichkeit des Krieges“ habe er kennengelernt, besonders, als er als Zwanzigjähriger sein Bein verlor. Ab 1946 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Weißensee und absolvierte im Anschluss ein pädagogisches Studium in Erfurt. Nach einer Lehrtätigkeit in Plauen war er von 1952 bis 1989 als Kunsterzieher in Elsterberg tätig. Künstlerisch habe er „alle Möglichkeiten des kleinen Kosmos der DDR ausgeschöpft“, wie Erhard Dietzsch betonte. Im Jahr 1989 ging der Lehrer und Künstler in den wohlverdienten Ruhestand. „Menschen, auf die ich mich bedingungslos verlassen konnte, halfen mir in allen schwierigen Lebenslagen“, so Dietzsch, der seit zwei Jahren bei seiner Tochter in Gera lebt. Zwar habe ihn der Spruch „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“ zum Nachdenken angeregt, doch seien die Wurzeln noch gut“, wie er unter herzlichem Beifall der Gäste sagte.
Aus dem Leben seines Vaters Friedrich Degenkolb, der neun Wochen vor Ausbruch des 1. Weltkrieges in Pöllwitz geboren wurde, erzählte Dr. med. Dietrich Degenkolb. Von 1925 bis 1934 lernte Friedrich Degenkolb am Reformrealgymnasium Zeulenroda; bis 1937 besuchte er das Pädagogische Institut der FSU Jena und legte das Examen als Volksschullehrer ab. . In bewegenden Worten sprach der in Chemnitz praktizierende Arzt über den tiefen Familiensinn, der sein Leben prägte. Der 2. Weltkrieg beeinflusste auch Degenkolbs Leben nachhaltig. Nach Rückkehr aus dem Internierungslager Moosburg war es die Malerei, die ihn wieder ins Leben zurückkehren ließ, wie Dr. Degenkolb ausführte. Im Jahr 1990 habe sein Vater versucht, Eindrücke seines Lebens auch in einem Heft niederzuschreiben. Besonders Lessings „Ringparabel“ mit seiner „tief humanistischen Botschaft“, die von Vater Friedrich oft zitiert wurde, habe ihn als Sohn nachhaltig geprägt und Zeit seines Lebens begleitet. Die letzte Ruhestätte fand Friedrich Degenkolb im Jahr 1993 in Kleinolbersdorf bei Chemnitz, neben seiner Frau Ruth, die im Jahr 2007 verstarb. „Ich danke meinem Vater für sein Leben“ beendete Dr. Degenkolb den emotionalen Vortrag: „Ich habe mein Leben in seinem Sinne eingerichtet“ – dem Vermitteln von Wissen, Leidenschaft und Grundwerten. „Das hat die Welt verdammt nötig.“
„Die Ausstellung ist ein liebevoller Blick in das Vogtland und umfasst Arbeiten der beiden Künstler und Pädagogen aus verschiedenen Jahrzehnten“, lud Museumsdirektor Rainer Koch die zahlreichen Gäste zum Rundgang ein. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage vom Ehepaar Weihbrecht aus Dresden (Klavier/Violine), die eine jahrzehntelange Freundschaft zu den Degenkolbs pflegen.
Service:
Ausstellung „Blick ins Vogtland“
Museen der Schloss-und Residenzstadt Greiz
Unteres Schloss Greiz
07. September 2014 – 02. November 2014
dienstags – sonntags von 10 Uhr – 17 Uhr
Antje-Gesine Marsch @08.09.2014
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