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„Aufgeklärt! Alter Wert und neuer Glaube“ – Thüringer Schlössertage auch in Greiz

Fürstlich Greizer Park 2017

Das Sommerpalais zu Greiz am Pfingstsamstag 2017

Ausstellung „Das abgekupferte Werk – Schabkunstporträts nach Joshua Reynolds“ wurde am Samstag im Festsaal des Sommerpalais eröffnet

GREIZ. Möchte man heutzutage Bilder verschicken, geht das ganz einfach per Mail oder whatsapp – und das innerhalb weniger Sekunden weltweit. Schwieriger war das vor zweihundert Jahren, wenn man „Gesicht zeigen“ wollte.
Im Hinblick auf die rasante Entwicklung von Wirtschaft, Kunst und Kultur in London begründete der britische Maler Joshua Reynolds (1723-1792) im 18. Jahrhundert eine neue Ära der Porträtmalerei. Rund 2000 Porträts wurden aufgrund hoher Nachfrage und Popularität vielfach reproduziert und damit vermarktet.

In der Staatlichen Bücher-und Kupferstichsammlung gibt es mehr als 450 Schabkunstblätter nach Reynolds, die als Teil einer Grafiksammlung aus dem Besitz der englischen Prinzessin Elizabeth und späteren Landgräfin von Hessen-Homburg nach deren Tod im Jahre 1840 durch ihre Nichte Fürstin Caroline Reuß Ältere Linie nach Greiz kam.

Wirft man einen Blick in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück, werden neue Verfahren der Druckgrafik offenbar, die viele gestalterische Möglichkeiten der Vervielfältigung boten. So konnte man selbst Gemälde in hoher Auflage reproduzieren. Die Schabkunstporträts von Joshua Reynolds füllten bald die Schaufenster der Verlagshäuser und Handlungen und konnten dort erworben werden. Dabei förderte Maler Reynolds selbst die Reproduktion seiner Werke; zum anderen war der Absatzmarkt bereits fest erschlossen. Das „abgekupferte Werk“ in Form von Schabkunstporträts nach Reynolds wurde somit zum „Verkaufsschlager“. Noch nie zuvor war es möglich gewesen, mittels Druckgrafik eine solche Qualität herzustellen. Sammler konnten bald direkt nach Fertigstellung eines Gemäldes auf dessen Reproduktion hoffen. Teilweise wurde das Erscheinen eines neuen Blattes sogar in der Presse angekündigt.

Die am Samstag in der Beletage des Sommerpalais eröffnete Ausstellung „Das abgekupferte Werk – Schabkunstporträts nach Joshua Reynolds“ offeriert eine Reihe dieser „Verkaufsschlager“ des 18. Jahrhunderts aus den Beständen des Hauses. „Die Ausstellung ist ein Ergebnis des Digitalisierungsprojektes der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz im Sommerpalais Greiz, das seit Januar 2016 Dagmar Fehrenbacher als wissenschaftliche Volontärin bearbeitet. Im Fokus des Projektes steht die rund 1000 Blatt umfassende Schabkunstsammlung“, führte die Direktorin des Hauses, Eva-Maria von Mariassy in die Thematik ein.
Dabei vereine das von Frau Fehrenbacher bearbeitete Projekt gleich zwei wichtige Thüringer Programme – zum einen das Thüringer Volontariatsprogramm und zum anderen das ebenfalls vom Freistaat geförderte Projekt „Digitalisierung musealer Sachzeugen Thüringens“, das vom Thüringer Museumsverband durchgeführt wird.
Die wissenschaftliche Bearbeitung sei für die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz ein herausragendes Unterfangen, betonte Frau von Mariassy und lobte den „Biss und Arbeitsethos“ der jungen Volontärin.
Prof. Hans Wolfgang Singer hatte bereits im Jahr 1923 eine Liste mit dem Verzeichnis aller im Sommerpalais Greiz befindlichen Schabkunstblätter erstellt, allerdings nur basismäßig.
Mit der Digitalisierung, wissenschaftlichen Bearbeitung und Veröffentlichung der Schabkunstsammlung habe Dagmar Fehrenbacher den „Sprung ins nächste Jahrtausend“ gemeistert, bescheinigte die Direktorin der wissenschaftlichen Mitarbeiterin.
Einige Digitalisate können bereits unter www.museen.thueringen.de betrachtete werden.

Die Vernissage wurde musikalisch umrahmt vom Neuberin-Trio der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach mit Sarah Stamboltsyan (Klavier), Artashes Stamboltsyan (Violine) und Peter Manz (Violoncello).

Antje-Gesine Marsch @06.06.2017

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