Website-Icon Vogtlandspiegel

»Das Bild vom Tod« im Greizer Sommerpalais

In der Beletage werden große Teile aus eigener Sammlung präsentiert

»Das Bild vom Tod« im Greizer Sommerpalais
In der Beletage des Greizer Sommerpalais wurde die Ausstellung „Imago mortis – Das Bild vom Tod“ eröffnet. Interessiert betrachten die Besucher die ausgestellten Werke.
GREIZ. Der Tod und das Sterben sind Themen, die in der heutigen Gesellschaft mit großer Zurückhaltung behandelt werden. Dabei ist die Darstellung des Todes in Kunst und Literatur seit Jahrhunderten ein beliebtes Motiv. Bis ins Mittelalter eher selten; das änderte sich, als die Pest Mitte des 14. Jahrhunderts den Tod in Fülle bot, wie die Direktorin des Sommerpalais, Eva-Maria von Mariassy anlässlich der Ausstellungseröffnung Imago mortis Das Bild vom Tod am Sonnabendvormittag im Festsaal sagte. Der Tod wurde als Thema favorisiert und die Totentänze bekamen Konjunktur, so die Direktorin. Der schwarze Tod forderte 25 Millionen Opfer und ließ den Menschen keine Zeit, sich dem Tod zu nähern. Die Sterbekultur versiegte und das versprochene Jenseits wurde fragwürdig. Dies sei ausschlaggebend für die Totentanzdarstellungen gewesen. Das Skelett mit Schwert, Pfeil oder Sanduhr sei in der Kunst allgegenwärtig gewesen; mit dem Siegeszug der Druckkunst habe sich zudem ein neues Medium erschlossen. Im 15. Jahrhundert wurde La danse macabre von Frankreich ausgehend bekannt und breitete sich über ganz Europa aus.
So vermittelt etwa das Bild des Todes vom Nürnberger Maler und Zeichner Michael Wolgemut (1434 1519) eine leidenschaftliche Anklammerung an die Dinge dieser Welt.
Eine neue, künstlerische Gestalt erhielt der Totentanz durch Hans Holbein den Jüngeren (1498-1543), indem er nicht nur veranschaulichen wollte, dass der Tod kein Alter und keinen Stand verschont, sondern wie er mitten in das Leben hereintritt – in den Alltag, den Beruf und die Freuden des Erdenlebens.
Viele Arbeiten, die in der Sonderausstellung gezeigt werden, stammen aus der Sammlung von Dr. Gottfried Doehler, von 1921 bis zu seinem Tod 1943 Leiter der Staatlichen Bücher-und Kupferstichsammlung Greiz. Es ist nur ein kleiner Teil dessen, was unsere Sammlung an Totentanzdarstellungen vom 15. bis 20. Jahrhundert besitzt, wies Frau von Mariassy hin. Die sinnliche Einstimmung auf dieses wuchtige Thema, so die Direktorin, wurde von Cellist Matthias von Hintzenstern zelebriert, der mit technischer Verstärkung seinem Instrument düstere Klänge entlockte.
Antje-Gesine Marsch @09.11.2013


Monogrammist M, Mortalia Facta Peribunt (Was Menschen tun, wird vergehen), 16. Jh., Kupferstich)
Foto. Sommerpalais Greiz

Thomas Rowlandson (1756-1827), The Two Kings of Terror (Die zwei Könige des Schreckens), ohne Jahr, Radierung, koloriert
Foto. Sommerpalais Greiz
Die mobile Version verlassen