2.Bundesliga Nord Ringen: RSV Rotation Greiz gegen KFC Leipzig 20:4Mit dem Mannschaftsfoto wollen die Ringer des RSV Victor Peikov, der am 17. Oktober seinen 50. Geburtstag feiert, in Moldawien grüßen. stehend v.l.: Adam Sobieraj, Trainer Swen Lieberamm, Boris Eisenstein, Vladimir Codreanu, Toni Stade, Tom Linke vorn v.l.: Betreuer Mario Neudeck, Trommler Konstantin Sommer, Brian Tewes, Florian Crusius, Vladimir Gotisan, Daniel Sartakov und Trommler Christian Etzold

RSV Rotation Greiz – KFC Leipzig: 20 : 4
GREIZ. Endlich! Der Bann ist gebrochen! Die neue großartige, von jedem Gegner gelobte neue Halle in Aubachtal, erwies sich bei den ersten zwei Heimkämpfen in der 2.Bundesliga der Ringer nicht gerade als Glücksbringer. Zuerst wurde gegen Werdau verloren, dann gewann erstmals Thalheim im Thüringer Vogtland. Aber alle guten Dinge sind drei. Am Samstag wurde der in der Tabelle vor dem RSV Rotation Greiz liegende KFC Leipzig unerwartet hoch mit 20:4 bezwungen. „Es war fast so wie in Pausa“, meinte einer der vielen Greizer Zuschauer, die ihre Mannschaft auch in Auswärtskämpfen unterstützen. Die Gäste, die das Kunststück fertigbrachten, keinen Sportler auf die Matte zu bringen, der in einem sächsischen Verein das Ringen erlernte, hatten bereits am Freitagabend gekämpft und dabei zu Hause 9:17 gegen Spitzenreiter Aue verloren. Trotz des durchwachsenen Saisonstarts konnten diesmal wieder 551 Zuschauer in der Greizer Halle begrüßt werden. Dabei fehlten allerdings wie üblich die Ringkampfanhänger aus der Messestadt. Als Ehrengast konnte der DRB-Vizepräsident und Bundesligareferent Ralf Diener aus Saarbrücken begrüßt werden.
Den erfolgreichen Tag rundete die zweite Greizer Mannschaft ab, die den SAV Leipzig/Großlehna mit 23:8 besiegte und sich in der Regionalliga Mitteldeutschland auf Platz drei vorkämpfte.
Vladimir Codreanu (57 kg/frei) begann den Hauptkampf wieder einmal wie die Feuerwehr, nach 14 Sekunden stand es gegen Adam Bienkowski bereits 8:0. Doch der Leipziger, der dreimal für Polen bei Europameisterschaften aktiv war, schlug zurück. Nach zwei Minuten hatte er ausgeglichen. „Ringen auf höchstem Niveau“, kommentierte Hallensprecher Sascha Förster, der den in Moldawien beim 50.Geburtstag des Greizer Ringerdenkmals Victor Peikov weilenden Frank Böttger vertrat. Wie im Vorjahr war der Kampf an Dramatik kaum zu überbieten. Der Pole erwischte immer wieder das Bein des Greizers, der am Ende der Kampfzeit aber mehrmals mit Kontern zum umjubelten 18:11 Sieg kam. (Kampfstand:2:0 für Greiz) Auf einen der routiniertesten Ringer Deutschlands traf Boris Eisenstein (130 kg/greco). Rene Zimmermann kämpfte für Frankfurt/Oder, Luckenwalde und neun Jahre für Süd-Erstligist Weingarten, mit dem er 2011 deutscher Mannschaftsmeister wurde. Der Greizer ließ gegen den neunmaligen Medaillengewinner bei den Männern allerdings nur eine zählbare Aktion zu und unterlag mit 0:2. (2:1) Im Standkampf egalisierten sich Florian Crusius (61 kg/greco) und die bulgarische Nummer Eins der Junioren Avgustin Spasov. Am Boden war der Leipziger stärker und legte die Grundlage zu seinem 8:1 Erfolg. (2:3) Ein interessanter Kampf zwischen Sebastian Wendel (98 kg/frei) und dem leichteren aber schnelleren Florian Rau, der im Vorjahr noch eine Liga höher kämpfte. Der Greizer verhielt sich taktisch sehr geschickt, wehrte mit seinen langen Armen alle Angriffsversuche des Gegners ab. Kurz vor Schluss bei 3:1-Führung des Greizers setzte Rau noch einmal alles auf eine Karte, wollte den Greizer am Kopf ankippen, was aber misslang. Kampfrichter Heiko Schiffke erkannte dabei aber nur zweimal zwei Punkte für den Greizer, der den Leipziger in die gefährliche Lage brachte. In sportlich fairer Weise wurde nach dem Kampf zwischen Aktiven, Kari und Trainern die knifflige Situation diskutiert, die Wendels 8:1 Sieg brachte. (4:3) In Lübtheen gab es einen Ausrutscher. Was sonst der Moldawier Vladimir Gotisan (66 kg/frei) auf der Matte bietet, ist allererste Klasse. Das bekam auch der bulgarische Siebente der U 23-EM Stefan Ivanov zu spüren, der nach 30 Sekunden erstmals auf den Boden lag. Dann ging alles wieder sehr schnell. Nach einer weiteren Minute war der Kampf beim Stande von 16:0 wegen technischer Überlegenheit beendet. Wieder einmal war kein Kraut gegen die mit einer Spezialfassung ausgeführten Rollen am Boden gewachsen. In der Halbzeitpause diskutierten die Greizer Ringkampfanhänger, ob der 8:3 Zwischenstand zum Sieg reichen würde. Einer der diese Frage positiv beantwortete, war Tom Linke (86 kg/greco), der seinen Widersacher Tom Zymara mit einer konzentrierten Leistung 2:1 bezwang. (9:3) Einen ähnlich knappen Ausgang konnte man beim Vergleich zwischen Brian Tewes (66 kg/greco) und dem langjährigen Erstligaringer Arne Brömme erwarten. Doch fast auf die Sekunde genau wie im freien Stil dieser Gewichtsklasse stand schon nach 90 Sekunden durch Bodentechniken der 16:0 Sieg des voll überzeugenden Greizers fest. (13:3) Im Vorjahr hatte Adam Sobieraj (86 kg/frei)
einige Probleme mit Johann Steinforth. Diesmal hatte der Dreißigjährige den 12 Jahre jüngeren Kontrahenten voll im Griff und siegte durch Beinangriffe 12:0. (16:3) Weder Daniel Sartakov (75 kg/frei) noch der ehemalige Jenaer Gagik Egiazarian riskierten anfangs viel. Der Greizer ging, als eine 30 Sekundenstrafe gegen ihn lief, 2:0 in Führung. Der Leipziger griff nun an, glich mit einem Armdrehschwung aus, wurde aber beim Versuch einer Rolle vom in dieser Saison stark verbesserten Greizer abgefangen und auf die Schultern gelegt. (20:3) Im letzten Kampf kamen die Gäste zum dritten Sieg, als der etwas angeschlagene Toni Stade (75 kg/greco) dem starken Nachwuchsringer Karan Mosebach – Vierter der olympischen Jugendspiele 2014 – mit 1:3 unterlag. Mit dem ersten Sieg in der neuen Umgebung verdrängte Greiz die Messestädter von Platz fünf und hat wieder Tuchfühlung zu den Medaillenrängen.

Stimmen zum Kampf:
DRB-Vizepräsident Ralf Diener:
„Ich war gestern in Thalheim und sah ein spannendes 14:13 gegen Werdau. Und heute in Greiz wieder eine volle Halle. Der Ringkampfsport im Osten lebt.“

Florian Rau (Aktiver für Leipzig, tätig als sächsischer Landestrainer in Leipzig): „Mit so einer hohen Niederlage haben wir nicht gerechnet. Der Kampf am Freitagabend hat wohl doch gezehrt.“

Heiko Schiffke (Kampfrichter aus dem Saarland): „Gute Stimmung in einer schönen Halle. Bemerkenswert die Fairness von Aktiven und Zuschauern. Daran können sich die saarländischen Mannschaften ein Beispiel nehmen!“

Erhard Schmelzer @18.10.2015

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer