24. Greizer Kreuzweg - Musikalisch-literarische Meditation zu Elly-Viola Nahmmachers MeisterarbeitDer Cäcilienchor der Katholischen Kirche Greiz unter Leitung von Winfried Arenhövel betrachtete zum 24. Mal den Kreuzweg von Elly-Viola Nahmmacher literarisch-musikalisch.

Greizer Kreuzweg
Zum 24. Mal betrachtete ihn der Cäcilienchor unter Leitung von Winfried Arenhövel in literarisch-musikalischer Form

GREIZ. In der Herz-Jesu-Gemeinde befindet sich mit dem Kreuzweg eine der bedeutendsten Arbeiten der Greizer Bildhauerin Elly-Viola Nahmmacher (1913-2000). Seit 24 Jahren betrachtet der Greizer Cäcilienchor unter Leitung von Winfried Arenhövel in musikalisch-literarischer Form diesen 14-teiligen Zyklus, so auch am vergangenen Sonntagabend. Mit der Vertonung der Sieben letzte Worte am Kreuz von Charles Gounod und deren knappen, aber aufwühlenden Chorsätzen wurde die Leidensgeschichte Jesu geschildert:

Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Frau, siehe, dein Sohn! und: Siehe, deine Mutter!
Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?
Mich dürstet.
Es ist vollbracht.
Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.

Zuvor hatte Winfried Arenhövel, der sich seit vielen Jahren mit dem Werk der Greizer Künstlerin befasst, einige Worte zur Entstehung dieses Kreuzweges gesprochen. Vor genau dreißig Jahren begann Elly-Viola Nahmmacher diesen Kreuzweg zu schnitzen. Er sollte zur schärfsten Herausforderung avancieren, wie Arenhövel sagte. Wunden geben Gestalt schrieb sie in einem Brief an eine Freundin.
Als im heißen Herbst des Jahres 1976 zahlreiche Veränderungen das Land übersäten und es sie drängte, für Pfarrer Oskar Brüsewitz, der sich in Zeitz öffentlich verbrannte, das Grabmal Feuerapokalypse zu schaffen, wurde ihr zum ersten Mal klar, dass sie im Visier der Staatssicherheit stand. Sie überfiel grenzenlose Angst, weil Nachbarn und Freunde sie bespitzelt hatten. In den Kreuzweg, den sie 1984 beendete, hatte Elly-Viola Nahmmacher alle eigenen Kreuze hinein geschnitzt, so Winfried Arenhövel. Die Arbeit sei ihr physisch und mental zunehmend schwerer gefallen, doch sei sie glücklich gewesen, als am 11. April 1984 der Kreuzweg im Katholischen Gotteshaus seinen Platz gefunden hatte. Er ist gut geworden, wie sie damals befand. Mit Jesus als Kraftquelle und dem Auseinandersetzen mit der eigenen Endlichkeit stand am Sonntag besonders die 12. Station im Mittelpunkt der Betrachtungen: Jesu Tod am Kreuz.
Den Satz zu Gounods Vertonung hatte der Rosenheimer Chorleiter Rolf Hamberger dem Cäcilienchor Greiz vor wenigen Jahren geschenkt. Da Hamberger Anfang des Jahres verstarb, war die Stunde auch eine Gedenkstunde für ihn: Was gilt vor Gott?

Antje-Gesine Marsch @17.03.2013