Mitgliederversammlung Stadtjugendring GreizVorstand Steffen Helm (2.v.r.) spricht zur Situation des Stadtjugendrings Greiz. Rechts im Bild Andreas Liebig als Vertreter des vorläufigen Insolvenzverwalters, Dr. Stapper, links Stephanie Schrader, 2.v.l. Heike Guth.

Elf von sechzehn Mitgliedsvereinen trafen sich am Dienstagabend, um über Lösungsvorschläge zu diskutieren, wie man die drohende Insolvenz abwenden kann

GREIZ. Elf der sechzehn Mitgliedervereine des Stadtjugendrings Greiz e.V. trafen sich am Dienstagabend im Jugendhaus Club 2000, um über die Zukunft des Vereins zu sprechen, der am 9. Januar 2014 einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Gera stellte.

Vorstand Steffen Helm versuchte zu erklären, wie es zu dieser Situation kommen konnte: Das Projekt Gesundheit/Ernährung hat einen großen Teil dazu beigetragen. Dieses wurde vom Stadtjugendring im April 2011 gestartet und von der Aktion Mensch über drei Jahre mit insgesamt 152 000 Euro gefördert. Dazu gehörte auch die Feststelle einer Diplom-Ernährungswissenschaftlerin. Für die Finanzierung des Projektes wurde auch eine Eigeneinnahme von 43.000 Euro in Planung gestellt, so Helm. Die Förderpraxis der Aktion Mensch sah vor, die Zuschuss-Summe in vier Tranchen auszuzahlen, allerdings erst nach Abarbeitung, also im Nachhinein, wie der Vorstand unterstrich. Man habe also stets in Vorleistung gehen müssen. Zwei Jahr lang sei das ganz gut gelaufen, doch leider habe man es nicht geschafft, die geplanten Einnahmen zu erwirtschaften. Dafür seien verschiedene Gründe zusammengekommen.

Ende des Jahre 2013 habe man festgestellt, dass viele Verbindlichkeiten aufgelaufen seien, die man nicht mehr begleichen konnte. Zu den Gläubigern gehören drei Krankenkassen, die Sparkasse Gera-Greiz, sowie der Förderverein der Bio-Landschule Langenwetzendorf. Die genaue Summe der offenen Verbindlichkeiten konnte Steffen Helm nicht korrekt beziffern, da er zum einen die letzte Tranche der Aktion Mensch – die für Juni dieses Jahres mit 24000 Euro avisiert wurde, aber noch Personalkosten beinhaltet nicht genau kennt, ebenso wenig wie die genauen Gerichts-und Anwaltskosten, die mit etwa 6000 bis 10000 Euro zu Buche schlagen werden. Eine Überschlagsrechnung ergebe somit eine Summe von 35000 Euro, die aufzubringen wäre, die drohende Insolvenz noch zu stoppen. Steffen Helm räumte ein, zu spät gehandelt zu haben, was die Mitarbeiterin des Projektes betraf. Ich hätte konsequenter sein müssen, so Steffen Helm, der die Hauptschuld damit auf sich nimmt. Gut finde er, dass sein Team ihm in dieser schwierigen Zeit den Rücken stärke. Doch wie geht es nun weiter?

Rechtsanwalt Andreas Liebig, der als Vertreter des vorläufigen Insolvenzverwalters Dr. Florian Stapper zur Sitzung kam, zeigte einige Lösungsvarianten auf. Zunächst müsse man genau prüfen, woran es lag, dass es zu dieser Situation kam. In diesem Haus ist volles Leben, so soll es auch bleiben, so der Anwalt. Eine, wenn auch komplizierte Möglichkeit, wäre die Gründung eines neuen Vereins, der für wenig Geld alles übernehme. Allerdings müsse man dazu eine Ausnahmereglung erwirken, damit die Trägerschaft anerkannt wird, was normalerweise drei Jahre dauern würde. Einen Appell richtete er an die Mitgliederverein, ob sie eventuell diese Lösung unterstützen würden, eventuell sogar als Dachverein. Er gab auch zu bedenken, dass mit dem Tag der Eröffnung des Insolvenzverfahrens der Verein Stadtjugendring Greiz e.V. gestorben sei. Holger Steiniger als Vertreter des Schwimmklubs 1924 e.V. fragte, wie man sich im Vorstand vorstelle, diese Summe zu erwirtschaften und welche Projekte dafür in Frage kämen. Mehr auf eigene Ressourcen zurückzugreifen, schlug Steffen Helm vor.

Dass man die Fehlsumme nicht mit Großveranstaltungen oder höheren Beiträgen für Mieten oder Veranstaltungen erwirtschaften kann, unterstrichen die Mitgliedervereine. Zuerst müssen die Zahlen auf den Tisch, forderte Steiniger, was auch Elke May vom Förderverein der Goethe-Grundschule betonte: Die Haushaltsrechnung 2013 und den Finanzplan für 2014 wollen wir sehen. Ich hatte eigentlich heute damit gerechnet. Derzeit arbeiten im Stadtjugendring eine Person per Festeinstellung, zwei Nebentätige, ein ehrenamtlicher Helfer und acht Bundesfreiwilligen-Dienstler. Die Lehrküche ist noch in Betrieb, wird aber von einer Ehrenamtlichen betreut. Das Förderkriterium heiße aber, dass in der Küche ein Diplom-Ernährungswissenschaftler angestellt sein muss, wie Jugendsozialarbeiterin Stephanie Schrader unterstrich. Für den 18. März wurde die nächste Zusammenkunft vereinbart. Bis dahin wird sich jeder Verein intern beraten, wie man den Stadtjugendring noch retten kann.
P.S. Eine optionale Lösung wäre die Auszahlung einer Versicherungssumme. Im Jahr 1994 hatte der Stadtjugendring eine Versicherung über eine Summe von 50.000 Euro abgeschlossen, um derartige Zahlungsausfälle kompensieren zu können.
Gesucht wird nun ein Rechtsanwalt, der sich im Vertragsrecht bestens auskennt und die Korrespondenz mit der Versicherung führt, die sich bislang eher durch Schweigen, als durch Kommunikation zu erkennen gab.

Antje-Gesine Marsch @19.02.2014