Erhard SchmelzerErhard Schmelzer begleitet das Thema “Reussische Fürstenstraße” als Vorsitzender des gleichnamigen Vereins seit 1992 Foto: Bürgerstiftung Greiz

Vereinsvielfalt in Greiz trägt zur Attraktivität der Region bei
GREIZ. Straßen verbinden Menschen – nicht nur tatsächlich als Bitumen- oder auch Huckelpiste, sondern manchmal auch thematisch. Viele Touristen nutzen zur Planung ihrer Urlaubstouren Ferienstraßen wie die Deutsche Märchenstraße, die Deutsche Alleenstraße, die Deutsche Weinstraße, die bekannte Romantische Straße oder eben auch die Reußische Fürstenstraße (die der ADAC leider nicht auf seiner Website führt). Das es die Reußische Fürstenstraße als touristisches Angebot von Bad Köstritz bis nach Bad Lobenstein überhaupt gibt, verdanken die Urlauber insbesondere dem gleichnamigen Verein unter Vorsitz von Erhard Schmelzer. Den meisten Greizern ist Erhard Schmelzer über die Greizer Ringer vom RSV bekannt. Gleichwohl: Ohne ihn hätte es den Verein vielleicht nicht gegeben, denn seit 1990 befasst sich Schmelzer mit diesem Thema. Als Autofahrer sieht man häufiger als touristische Wegweiser die braunen Schilder mit weißer Schrift und dem stilisierten Reußischen Wappen, die entlang der Reußischen Fürstenstraße aufgestellt wurden, um auf interessante Ziele aufmerksam zu machen.

1992 erfolgte die Gründung des Vereins
Anfangs wurde das Thema eher in loser Form oder über die damaligen Kräfte aus Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) angegangen. Im September 1992 erfolgte dann die Gründung des Vereins Reußische Fürstenstraße e.V., um das touristische Thema auch nachhaltig begleiten zu können. Knapp 20 Vereinsmitglieder sowie Carola Gessner und Petra Kautz als derzeitige “BuFDis” (Bundesfreiwilligendienst) betreuen das touristisch interessante Projekt, welches sich durch das Thüringer Vogtland in Ostthüringen erstreckt. Auf der vereinseigenen Website www.reussischefuerstenstrasse.de wird nicht nur die Geschichte des Fürstenhauses Reuß, sondern eben auch die daraus resultierenden Highlights vorgestellt. So können sich diejenigen für den Urlaub eigene Tagestouren zusammenstellen, die sich die Geschichte und/ oder für Architektur interessieren. neben den oben erwähnten braunen Verkehrszeichen für die touristische Wegweisung haben die Vereinsmitglieder weitere Informationen zusammen getragen. Nicht nur in Greiz, sondern auch in anderen Städten entlang der Route findet man an historischen Gebäuden Informationstafeln, welche geschichtliche Zusammenhänge mit dem Fürstenhaus Reuss erläutern. Diese Informationen verdanken die Touristen ganz maßgeblich den engagierten Vereinsmitgliedern, durch die das Hintergrundwissen in oft mühevoller und zeitraubender Recherche zusammengetragen wurde.

Bücher und Magazine herausgegeben
Der Verein und dessen Mitglieder sichtete und sammelte in mühevoller Kleinarbeit historisches Material, um die Reußische Fürstenstraße vorstellen zu können. Ergebnis dieser Anstrengungen ist u.a., dass auch mit Hilfe des Vereins drei Bücher zu diesem Thema herausgegeben werden konnten. Zudem aktualisiert der Verein regelmäßig herausgegebene touristische Broschüren im Magazinformat. Damit können Touristen ihre Tagestouren entspannt planen und die Magazine einstecken. Die ersten Exemplare waren werbefrei, wurden aus Zuschüssen der vorgestellten Kommunen gesichert. Angesichts der derzeitigen Haushaltslagen vieler Thüringer Kommunen zog man in der letzten Werbeausgabe erstmals Werbepartner hinzu. Das dies durchaus positiv sein kann, zeigt die großformatige Anzeige des Greizer Nachtwächters Holger Wittig, auf dessen interessante Angebote man so stößt. Speziell dessen Angebote harmonieren hervorragend mit dem Ansatz des Vereins: Ein Rückblick auf die traditionsreiche Historie unserer Stadt und unserer Region.

Verein sucht Sponsoren und Unterstützer
Zugleich zeigt sich darin aber auch das Problem, dass neben dem Verein Reußische Fürstenstraße e.V. viele andere Vereine auch haben: Haushaltssperren, vorläufige Haushaltsführung und der fehlende Landeshaushalt des Freistaates Thüringen bringen Vereine in Bedrängnis, denn es stehen somit weder planbare Projektmittel noch Sachkosten zur Verfügung. Wie jeder gemeinnützige Verein ist auch dieser über Sponsoren und Förderer dankbar.
Das muss nicht immer Geld sein. Ein neuer Drucker wird dringend gebraucht, da der bisherige den Geist aufzugeben droht, Druckerpatronen inklusive. Das gleiche gilt für den in die Jahre gekommenen PC, der gern durch einen transportablen Laptop abgelöst werden sollte. Bei anderen Geldbeträgen redet man nicht über Millionen: Wenn ein Unternehmen der Elektronikbranche z.B. die Serverkosten für den Webauftritt übernehmen würde, wäre dies mit unter 30 Euro pro Jahr dabei. Ein Versicherungsbüro könnte unter Umständen die Berufsgenossenschaft (48.-€ p.a.) oder auch die Haftpflichtversicherung (101.- € p.a.) sponsern. Kleine Beträge, die dem Vorstand angesichts der derzeitigen politischen Rahmenbedingungen dennoch Sorgen machen. Der größte Haushaltsposten sind jedoch die Aufwandsentschädigungen für das Ehrenamt, die jährlich mit 1.500.-€ zu Buche schlagen.
Noch zeigen sich Erhard Schmelzer und seine beiden BuFDis optimistisch, man will das langjährige Projekt nicht aufgeben. Allein aus landes- oder kommunalpolitischen Mitteln, d.h. ohne weitere Unterstützung aus der Bürgerschaft (zu dem selbstverständlich auch Unternehmen und Unternehmer gehören), wird das Durchhalten aber schwer. Wir wollen unterstützen, in dem wir versuchen, im Netzwerk der vielfältig aktiven Stiftungen Interesse für dieses heimatverbundene Projekt zu wecken. Wenn sich aber die Menschen hier vor Ort nicht engagieren, werden Dritte anderenorts dies erst recht nicht tun. Insofern sind zuallererst die Menschen in Ostthüringen gefordert, Flagge zu zeigen. Wir hoffen, dass dieser Beitrag dazu positiv beitragen kann.

PS: Mit unserer Reihe “Vorgestellt: ….” wollen wir sowohl ehrenamtliches Engagement als auch unternehmerisches Engagement transparent darstellen, das ein vielfältiges und interessantes Zusammenleben in einer, in diesem fall unserer Region erst ermöglicht. Diese Reihe gibt es auch in unserem Stiftermagazin “Greiz(er) im Blick”. Hier im Internet sind wir jedoch nicht an Druckauflagen gebunden. Wenn Sie also Ideen haben, wer hier vorgestellt werden könnte – kontaktieren Sie uns bitte!

Freundeskreis Bürgerstiftung Greiz e.V. @02.05.2015