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Verleihung Denkmalschutzpreis des Landkreises Greiz

Engagement mit Herzblut
Zum 12. Mal wurde am Mittwoch der Denkmalschutzpreis des Landkreises Greiz vergeben

Verleihung Denkmalschutzpreis des Landkreises Greiz
Alle Preisträger des Denkmalschutzpreises des Landkreises Greiz beim Gruppenbild
GREIZ. Der 12. Denkmalschutzpreis des Landkreises Greiz wurde am Mittwochabend in einer Feierstunde im Gartensaal des Sommerpalais an die Evangelische Filialkirche Muntscha für die Sicherung und Sanierung des Turmes, an Hannelore und Ernst Lange für die Sanierung des Wohn- und Geschäftshauses Markt 38 in Ronneburg und an den Bergbauverein Ronneburg für die Erhaltung und Betreibung des Materialschachtes 407 sowie an die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten für die Gesamtsanierung des Sommerpalais in Greiz übergeben. In seinem Grußwort würdigte der 1. Beigeordnete der Landrätin, Heinz Klügl zunächst das mit Perfektion komplett sanierte Sommerpalais als Augenweide für die Besucher und würdevollen Ort für eine Denkmalspreisvergabe. Der Denkmaltag am 9. September, der sich in diesem Jahr im Besonderen dem Thema Holz widme, lasse in diesem Gemäuer zahlreiche Anknüpfungspunkte finden, wie Klügl unterstrich. Das Thema Holz habe auch bei allen ausgewählten Objekten für den Denkmalschutzpreis 2012 es gab 37 Teilnehmer eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Heinz Klügl dankte allen Wettbewerbsteilnehmern, der Jury und dem ehrenamtlichen Denkmalbeirat für die gute und kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde des Landkreises Greiz. Die Sachgebietsleiterin der Denkmalschutzbehörde des Landkreises Greiz, Carola Lindig nahm dann die Auszeichnungen vor und hielt die Ehrenansprachen:
Anfang der 1990er Jahre habe man am Kirchturm der Kirche Muntscha massiven Hausschwamm im Fachwerk des unteren Turmtragwerkes festgestellt, dem mittels Betonspritzverfahren zu Leibe gerückt wurde. 2002 entdeckten Fachleute das Fortschreiten des Schwammbefalls im oberen Turmbereich. Schreck für die Gemeindeglieder, da zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die Summe der Erstfinanzierung getilgt war. Nun war Eigenleistung gefragt: in etwa 700 Stunden wurden 23 Tonnen Bauschutt entsorgt, Fenster gesichert, Holzläden aufgearbeitet sowie das 200 Jahre alte historische Turmuhrwerk erhalten. Um den engagierten Mitgliedern der Kirchgemeinde Muntscha Mut zu machen die nächsten Herausforderungen warten bereits erhielten sie den Denkmalschutzpreis 2012, wie Carola Lindig betonte.
Die Sanierung eines repräsentativen Handelshauses in Ronneburg, des Noackschen Hauses, das bis 1983 eine Drogerie beheimatete und dann der Stadt Ronneburg geschenkt wurde, haben sich Hannelore und Ernst Lange vorgenommen, die es 1993 kauften. Mit zukunftsweisender Entscheidung. Schließlich seien die 250 Jahre nicht spurlos an dem Gebäude vorbeigegangen. Die aus der Bauzeit überlieferten Ausstattungen wurden erhalten, was dem Gebäude einen besonderen Charme verleiht, so Carola Lindig. Im Erdgeschoss befindet sich ein Laden, im Obergeschoss findet man den Frisiersalon der Eigentümerin sowie Räume einer Steuerkanzlei. Eine Sammlung im Dachgeschoss, die historische Ronneburger Reliquien enthalte und auf Anfrage zu besichtigen ist, sei dabei reine Herzenssache.
Der frühere Materialschacht 407 des Bergbaubetriebes Schmierchau gehört zu dem wenig Erhaltenen des über 50 Jahre währenden Uranabbaus in der Ronneburger Region. Das Maschinenhaus, das Schachtgebäude mit Förderturm und der Maschinenpark können interessierte Bürger seit einigen Jahren dank des rührigen Bergbauvereins Ronneburg e.V. besichtigen. Der aus knapp 40 Mitgliedern bestehende Verein leiste da Erstaunliches, wie Frau Lindig betonte. Die Auszeichnung solle auch bekunden, dass die regionalen Verantwortungsträger diesem besonderen Zeugnis in der Region weiterhin Schutz und Unterstützung angedeihen lassen mögen.
Für die Gesamtsanierung und Restaurierung des Sommerpalais erhielt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, vertreten durch den Direktor, Prof. Dr. Helmut-Eberhard Paulus ebenfalls den Denkmalschutzpreis 2012 verliehen. Als architektonisches Kleinod bezeichnete Carola Lindig das Maison de belle retraite und tauchte kurz in die Historie des 1769 errichteten Gebäudes ein. 1996 stellte man die Ausbreitung des Hausschwammes bis in die Decke über dem Erdgeschoss fest. 2002 konnte eine denkmalpflegerische Zielstellung erarbeitet werden, die alle notwendigen Sanierungsmaßnahmen und eine Zuordnung zu Bauabschnitten fixierte. Vielen Herausforderungen habe man sich dabei stellen müssen, etwa bei der Erhaltung des Deckenstucks. Bei laufendem Museumsbetrieb habe man es in sieben Jahren Bauzeit geschafft, durch beispielhafte restauratorische Leistungen ein Kleinod höfischer Residenzarchitektur wieder zu altem Glanz zu erwecken.
In bewegten Worten dankte Prof. Paulus für diese besondere Würdigung als Wertschätzung der kulturellen Leistung, die man hier erbrachte. 4,3 Millionen Euro 1,1 Euro davon aus dem Konjunkturpaket II seien in die Sommerresidenz eingeflossen, die den Bürger der Stadt Greiz, den Thüringern und letztendlich durch die nationale Bedeutsamkeit ganz Deutschland gehöre, auf dass die Seele der Betrachtenden erhoben werde. Engagement ist keine Frage des Geldes, sondern eine Frage des Herzens, fasste der Direktor der Stiftung abschließend zusammen. Ein Berichtsheft über alle Maßnahmen der Sanierung und Restaurierung des Sommerpalais solle zudem der Öffentlichkeit Aufschluss über die geleistete Arbeit geben.
Antje-Gesine Marsch @05.09.2012

(Mittwoch, 5. September, 17 Uhr, Sommerpalais Greiz)
Zum 12. Male zeichnet der Landkreis Greiz in diesem Jahr Denkmaleigentümer aus, die mit ihrem außerordentlichen Engagement für die Erhaltung unseres baulichen Erbes Beispielhaftes geleistet haben.
Vier Denkmaleigentümer sind von der Jury ausgewählt worden, die für ihren vorbildlichen Einsatz an diesem Tag gewürdigt werden sollen.
Die Preisträger
Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten für die Gesamtsanierung und Restaurierung des Sommerpalais Greiz

Die Jury beeindruckte insbesondere, dass es der Stiftung und dem Architekturbüro Seiffert in Zusammenarbeit mit dem Restaurierungsbüro Keilwerth gelungen ist, in sieben Jahren kompliziertester Bauzeit, elf Fachplanungsbüros und über 60 Bau- und Restaurierungsfirmen in den verschiedensten Gewerken so zu koordinieren, dass ein komplettes Schloss in hervorragender Gesamtqualität und unter maximaler Erhaltung der Originalsubstanz saniert werden konnte und das bei laufendem Ausstellungsbetrieb.
Manche technischen Raffinessen kamen zur Ausführung. Quasi jede Einzelsituation erforderte eine spezielle Strategie, heißt es in der Laudatio.
Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Muntscha für die Sicherung und Sanierung des Kirchturms der Filialkirche Muntscha
Die kleine Kirchgemeinde mit zirka 20 aktiven Mitgliedern hat es mit Mut, Ideenreichtum und der Gemeinschaftsarbeit vieler Mitwirkender geschafft, den Turm ihrer 1809 nach einem Brand neu errichteten Kirche zu retten, zu sanieren und in mühevoller Kleinarbeit auch das zirka 200 Jahre alte Uhrwerk der Turmuhr wieder flott zu kriegen. Rund 700 Stunden leisteten die Turmretter an Eigenleistungen.
Für die Muntschaer ist die Schwammsanierung im Turm jedoch nur ein Etappensieg, denn im Dachstuhl des Kirchenschiffes wurden weitere Schadstellen entdeckt. So soll die Verleihung des Denkmalpreises 2012 auch Mut geben für die noch folgenden Sanierungsetappen.
Hannelore und Ernst Lange für die Gesamtsanierung des Wohn- und Geschäftshauses in Ronneburg, Markt 38
Das Gebäude Markt 38 ist ein repräsentatives Handelshaus, das in den Jahren 1736/37 errichtet wurde. Die jetzigen Besitzer kauften das Gebäude 1993.
Über viele Jahre zog sich die schrittweise Sanierung der Bausubstanz, Haustechnik und aus der Bauzeit überlieferten Ausstattung hin. Dies alles geschah behutsam und mit großem Respekt vor der langen Geschichte des Hauses, das heute neben dem Friseursalon der Eigentümerin und einer Steuerkanzlei auch noch ein Sammelsurium alter Gebrauchsgegenstände vom ersten Fernsehapparat in Ronneburg bis zur historischen Ladeneinrichtung. Auf Nachfrage auch zu besichtigen.
Bergbauverein Ronneburg für die Bewahrung des technischen Denkmals Materialschacht 407 in Ronneburg
Der frühere Materialschacht 407 des Bergbaubetriebes Schmirchau gehört zu dem wenigen Erhalten des über 50 Jahre währenden Uranabbaus in der Ronneburger Region. Maschinenhaus, Schachtgebäude mit Förderturm und der Maschinenpark können seit einigen Jahren dank des rührigen Bergbauvereins Ronneburg e.V. besichtigt werden. Der aus knapp 40 Mitgliedern bestehende Verein leistet Erstaunliches für das Bewahren dieser identischen Zeitzeugnisse. Wissend, welcher Geschichtsverlust droht, wenn der Schacht 407 verschwindet, suchen die Vereinsmitglieder, hartnäckig und unermüdlich Verbündete, Sponsoren, um den Erhalt des Bauwerks weiter sichern zu können.
Ilona Roth @05.09.2012

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