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Landkreis Greiz würdigt denkmalpflegerisches Engagement

Tag des offenen Denkmals

Plakette für den Denkmalschutzpreis 2014 Foto: Landratsamt Greiz

Preisträger des Denkmalschutzpreises 2014: Kirchgemeinde Baldenhain, Kirchgemeinde Wöhlsdorf und Martin Schramm, Eigentümer der Villa Schilbach in Greiz
GROßENSTEIN/GREIZ. In der stattlichen Großensteiner Kirche fand heute die Verleihung des Denkmalschutzpreises des Landkreis Greiz statt. Zum 14. Male ehrt der Landkreis damit herausragendes denkmalpflegerisches Engagement, gepaart mit Kompetenz und Kreativität.
Die Preisverleihung nahm der 1. Beigeordnete der Landrätin, Heinz Klügel gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Denkmalbeirates des Landkreises Greiz, Hagen Rüster vor.
Der Ort der Preisverleihung war mit Bedacht gewählt, ist die Großensteiner Kirche doch selbst beredtes Zeugnis dafür, was bürgerschaftliches Engagement zu leisten vermag.
Heinz Klügel verwies in seiner Festrede darauf, dass die Kirchgemeinde und der Ort Großenstein fast zwei Jahrzehnte lang die Sanierung ihrer Kirche Schritt für Schritt vorangetrieben haben. Dafür dankte er den Gastgebern der Veranstaltung und verwies zudem darauf, dass die Großensteiner Kirche Einzigartiges beherbergt. Denn: 1803 baute Christian Friedrich Poppe, ein renommierter Thüringer Orgelbaumeister, eine schon wegen ihrer Maße beeindruckende Orgel. Sie gilt heute als die größte Poppe-Orgel Deutschlands.
Auch unter den drei Preisträgern 2014 sind zwei Kirchgemeinden – Wöhlsdorf und Baldenhain.
Wöhlsdorf – Ortsteil der Stadt Auma-Weidatal – hat eine der ältesten Kirchenbauten des Landkreises. Die unteren Teile des Langhauses sollen aus dem 11. bzw. frühen 12. Jahrhundert stammen.
Viele Jahre blickte die Kirchgemeinde eher sorgenvoll auf das Dach ihrer Kirche. Am Dachtragwerk des Kirchenschiffes und des Turmes zeigten sich erhebliche gefährdende Schäden. Als dann die Holzdecke des Kirchenschiffes großflächig geschädigt war, schritt der Kirchenrat zur Tat und ließ ich auch von abgelehnten Fördermittelanträgen, immens hohen Kostenschätzungen – unter anderem 170.000 Euro für die Sanierung der Dachbereiche – nicht aufhalten. Im Jahr 2011 bewilligte auch die Thüringer Landeskirche eine größere Summe. Mit Hilfe großzügiger Unterstützung durch die Roth Werkzeugbau GmbH Wöhlsdorf konnten die notwendigen Eigenmittel eingestellt werden. Nach den Instandsetzungsarbeiten an den Dachbereichen, an Turm und Glockenstuhl, liegt der Fokus seit September 2013 auf den schmuckvollen Innenfassungen.
Obwohl die finanziellen Mittel weiterhin kein entspanntes Planen erlauben, gelingt es den Verantwortlichen schrittweise, die notwendigen Arbeiten an Substanz und Ausstattung voran zu treiben, so Laudator Jörg Metzner von der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises.
Im vergangenen Jahr konnten in einem weiteren Bauabschnitt der Chor und die Sakristei mit ihren dekorativen und farbintensiven Fassungen instand gesetzt und restauriert werden. In diesem Jahr laufen die Restaurierungsarbeiten an der schmuckvollen Holzdecke. Die Wandfassungen des Kirchenschiffs stehen in den beiden folgenden Jahren auf dem Plan. In einem letzten großen Bauabschnitt folgt anschließend der Außenputz der Kirche. Auch in Baldenhain hat die kleine Kirchgemeinde das Heft des Handelns in die Hand genommen. Es heißt, dass der Altarraum der Kirche mit halbrunder Apsis romanischen Ursprungs sei und dass das Kirchenschiff erst im 16. Jahrhundert angebaut wurde. Aber die Baugeschichte der St. Petri Kirche zu Baldenhain ist bislang nicht abschließend geklärt, erläuterte Laudator Lutz Scherf vom Denkmalbeirat des Landkreises eingangs.
Es ist den Mitgliedern der Kirchgemeinde zu verdanken, dass dieses Kleinod nicht nur erhalten werden konnte, sondern mit einer unwahrscheinlichen Achtsamkeit und einer dinglichen Liebe zum Detail restauriert werden konnte.
Wahrlich ein langer Weg, den die Gemeinde auf sich genommen hat. Gelder einzuwerben, Baumaßnahmen zu planen, wieder Gelder einzuwerben und schließlich auch selbst Gelder aus der Kirchgemeinde aufzubringen. So wurde im Zeitraum zwischen 2004 und 2013 die stolze Summe von 108.000 Euro aufgebracht, davon 35.000 Euro als Eigenanteil der Gemeinde. Die unzähligen Stunden an Eigenleistungen sind da noch nicht mit eingerechnet.
Der Dritte im Bunde der Preisträger ist Martin Schramm, der die aus der Gründerzeit stammende Villa Schilbach aufwändig restaurierte und ihr den Glanz der Gründerzeit wieder gab.
Normalerweise erwerben Investoren Immobilien, um sie rentierlich vermarkten zu können. Nicht so Herr Schramm. Sein Ziel war die möglichst perfekte Wiederherstellung des bauzeitlichen Zustandes. Dafür arbeiten er und die Handwerker nunmehr seit fast zehn Jahren. Die Innen- und Außenarbeiten wurden 2014 im Wesentlichen abgeschlossen. An den Fassaden wurden unvorteilhafte Veränderungen rückgängig gemacht, Sandsteine und Klinker gereinigt und instand gesetzt. Das Dach erhielt eine Schieferdeckung. Der markante Lüftungskamin wurde aufgearbeitet und zwei verlorengegangene Dachspitzen ergänzt.
Hauptarbeit in den Innenräumen war die zeitraubende Abnahme aller Latexübermalungen. Dadurch gelang es sowohl im Treppenraum als auch in den fünf Repräsentationsräumen im Erdgeschoss ein Maximum an originalen Fassungen und die Filigranität des Stucks zurück zu gewinnen, wie Architekt Matthias Hamann als Laudator hervorhob. Im stark zerstörten Entree mussten der Wandputz und die Stuckgliederungen erneuert werden. Türen, Fenster und Innenausbauten wurden im gesamten Haus abgebeizt, komplettiert und mit Leinölfarben neu gefasst. Historische Fliesenböden wurden genauso wie Parkettböden mit denkmalgerechten Methoden wiederhergestellt.
Pressemitteilung Landrastamt Greiz @10.09.2014

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