Schatten - aber auch Licht in der Greizer NeustadtVor der Gaststätte "Peanuts" in der Bahnhofstraße.

Bürgermeisterkandidat Dr. Jörg Geißler und Landratskandidat Detlef Zietan (beide IWA) wurden von Mitgliedern der IG Greizer Neustadt durch den Stadtteil geführt

GREIZ. Licht und Schatten liegen im Leben oft nah beieinander. Davon konnten sich am Freitagabend die Kandidaten für das Bürgermeister-bzw. Landrats-Amt, Dr. Jörg Geißler und Detlef Zietan (beide IWA) bei einem Rundgang durch die Greizer Neustadt überzeugen.

„Wir hatten beim Verein Greizer Neustadt angefragt, ob dies möglich wäre und bekamen eine positive Antwort“, bedankten sich die beiden Greizer bei Vorstand Steffen Dinkler sowie Marco Nagel, Jan Popp, Dr. Christian Karg, Erhard Matschke und Andreas Brzezinski, die den Rundgang begleiteten.

Da das Thema der verwahrlosten Immobilien – im Volksmund Schrottimmobilien genannt – derzeit alle Gemüter erregt, machten sich Dr. Jörg Geißler und Detlef Zietan zunächst ein Bild vom Areal Heinrich-Fritz-Straße/Bahnhofstraße. „Dem zentralen Brennpunkt“, so Steffen Dinkler.
„Früher ein Prestigeviertel – heute einfach nur ein schrecklicher Anblick. Vor allem für die Gäste, die mit dem Zug ankommen, der erste Eindruck“, bemängelte Jan Popp.

Was Detlef Zietan – Schülerelternsprecher des Ulf-Merbold-Gymnasiums Greiz – noch mehr in den Fokus rückte: „Die Heinrich-Fritz-Straße ist der Schulweg für die Gymasiasten und Schüler der Lessing-Grundschule.“

Die derzeit mehr als schwierige Anfahrt samt Sperrung der Bahnhofstraße mit den beiden Gaststätten „Peanuts“ und „Da Papu“ – und den Geschäften der ACR-Filliale und des Bio-Ladens, brachte Unternehmer Michael Kniebel ins Gespräch, der spontan die Möglichkeit nutzte, seine Sorgen an die beiden Kandidaten heranzutragen.
„Hier fängt Wirtschaftsförderung an“, betonte Dr. Geißler, der den Abriss des „Thüringer Hofes“ und des Nebengebäudes ins Kalkül zieht. „Diese Häuser müssen einfach weg; hier könnte ein großer Parkplatz für die Besucher der Vogtlandhalle Greiz entstehen.“

Dass man die Inhaberin des Bio-Ladens seit Juni 2017 „mit leeren Versprechungen“ hinhält, brachte Jan Popp ein. „Man hatte ihr eine schnelle Lösung versprochen; die Anlieferung des Geschäftes ist mehr als katastrophal. Hier fehlt seit Monaten die Kommunikation.“

Doch die Greizer Neustadt hat weitaus mehr als marode, verfallene Gebäude zu bieten: „Als wir uns im Jahr 2002 gründeten, waren wir über jeden Fortschritt dankbar; es ging stetig vorwärts; neben der Vogtlandhalle entstand die WG55plus, der Wohnpark der GWG; das Kinderhaus Am Elsterufer und viele Villen wurden liebevoll saniert und restauriert“, führte Steffen Dinkler als Beispiele
Dass die Neustadt lebt, konnten die Teilnehmer der Führung beispielsweise auf dem „Schiffsspielplatz“ oder dem Bolzplatz erleben: Viele Familien mit Kindern waren dort anzutreffen; Bürger nutzten den Weg entlang der Weißen Elster für einen ausgedehnten Spaziergang.

Schatten fallen erst seit etwa zwei Jahren auf den Greizer Stadtteil, als die Thematik „Schrottimmobilien“ hochkochte, so Steffen Dinkler.

Eine sogenannte Task Force zu initiieren, um solche Brennpunkte sofort zu erkennen, zu verhindern und die nötigen Lösungsschritte anzukurbeln, hat sich Dr. Jörg Geißler ins Wahlprogramm geschrieben. Auch, dass Bürger bei Vorsprache in den Ämtern „keine Bittsteller“ sind, sondern die Stadt als Dienstleister fungiert, fasste der IWA-Kandidat zusammen.
Aus diesem Grund sind die Wirtschaftsförderung, Kultur und Stadtplanung die ersten drei Bereiche, in die er „sofort eingreift“.
„Fachkenntnis und Dienstleistung“ als Einheit schlägt er dabei vor.
Dazu gehören beispielsweise „zeitnahe Antworten“ auf eingereichte Anträge oder Schreiben. Auch, wenn Anträge abgelehnt werden sollten, gebe es eine Begründung, warum dies so entschieden wurde.
„Das Geld muss fair verteilt werden“, mahnte er sachbezogene Entscheidungen an, die im Stadtrat diskutiert werden müssen.
„Wunder kann ich keine bewirken; aber Schritt für Schritt ist vieles möglich“, versprach er den Mitgliedern des Greizer Neustadtvereins. Ganz wichtig seien der „persönliche Kontakt“ und eine „stimmige Kommunikation“.
Zumal oft eine kleine Initialzündung ausreiche, dass viele Bürger mitziehen, schlug Dr. Geißler den Bogen wieder zum Thema „Hauseigentum“.
„Die Neustadt hat eine wunderbare Lage; viele beeindruckende Dinge haben sich hier in den letzten Jahren getan“, bescheinigten Dr. Jörg Geißler und Detlef Zietan auch der engagierten Arbeit des Neustadtvereins.
Nun gelte es, auch die Schattenseiten des einst prächtigen Stadtviertels in Licht umzuwandeln.

Antje-Gesine Marsch @07.04.2018