Carsten Schneider: Finanzexperte, haushaltpolitischer Sprecher der SPD-BundestagsfraktionDer haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Carsten Schneider referierte zum Thema "Wege aus der Finanzkrise".

Klarer Verfechter der Europäischen Union
Haushaltspolitischer Sprecher der SPD im Bundestag, Carsten Schneider referierte in der Buchhandlung Bücherwurm über Europas Weg aus der Schuldenkrise

Greiz. Waren das noch goldene Zeiten, als man einen Sack Getreide gegen ein Schwein tauschen konnte, scherzte Harald Seidel in Anbetracht der Komplexität des Themas, das am Montagabend in der Buchhandlung Bücherwurm bemüht wurde: Wege aus der Schuldenkrise titelte das Referat, das der Haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Carsten Schneider vor zahlreichen Interessierten hielt.
In Deutschland werden Schulden über Schulden aufgehäuft – trotz sprudelnder Steuereinnahmen. Die Inflation steige, die Euro-Krise sei noch nicht vorbei, so Carsten Schneider. Die Staatsschulden der Länder der Eurozone seien regelrecht explodiert, dabei hängen die Länder durch die gemeinsame Währung zusammen, erklärte der Politiker. Wäre aber eine Trennung der Währungen eine Option, die Schuldenkrise zu überwinden? Der Markt funktioniere nicht rational, wie Carsten Schneider weiß; die Defizite der Südländer wie Portugal und Griechenland zu finanzieren auf Dauer zu teuer. Ohne die Kredite der Europäischen Zentralbank wären diese Staaten zahlungsunfähig. Nun wachse aber die Sorge, die künftige Einrichtung des Euro-Rettungsfonds ESM könne gegen deutsches Recht verstoßen. Der Bundestagsabgeordnete mahnte, der ESM dürfe nicht das Recht bekommen, Banken, die notleidend sind, mit Finanzhilfen direkt zu stützen. Carsten Schneider forderte ebenfalls die Einführung von Steuern auf große Vermögen in Europa. Um Steuerflucht zu vermeiden, bedürfe es der Schließung von Steuerschlupflöchern. Mich beschäftigt auch, dass die EZB zur stillen Macht der Euro-Zone wird und durch den Ankauf von Staatsanleihen eine Vergemeinschaftung von Schulden ausführt, auf die man keinen Einfluss mehr hat, wie Carsten Schneider sagte.
So sollen nach Schneiders Meinung Banken das Investmentbanking vom Kreditgeschäft trennen. Damit tragen Anleger, die gern in risikoreiche Geschäfte investieren, das Risiko allein. Dies beträfe vor allem Großbanken wie die Commerzbank und die Deutsche Bank. Bis jetzt zahlte immer der Steuerzahler dafür, wenn große Banken Pleite gingen. Wir müssen die Finanzmärkte an die Leine legen“, so der Politiker, der sich als klarer Verfechter der Europäischen Union sieht.

Der interessante Abend wurde unterstützt von Thüringens Sozialministerin Heike Taubert (SPD), die auch persönlich anwesend war.

Antje-Gesine Marsch @21.01.2013