Prof. Michael Hallek bei »Prominente im Gespräch«Der Krebsexperte Prof. Michael Hallek referierte im Greizer "Bücherwurm" über die Fortschritte in der Krebstherapie, die zügig voranschreiten.

Personalisierte Medizin – Marketing-Trick oder echter Fortschritt?
GREIZ. Ein medizinisch interessantes, dabei sehr ernstes Thema stand am Donnerstagabend im Fokus der Prominente im Gespräch-Veranstaltung, zu der Harald Seidel in den Greizer „Bücherwurm“ eingeladen hatte. Der Kölner Krebsforscher und Direktor der Uniklinik I für Innere Medizin, Prof. Dr. Michael Hallek referierte zum Thema Kampf gegen Leukämie, wobei er zunächst schilderte, weshalb er sich gerade mit der Krankheit Krebs auseinandersetzt und dazu intensive Forschungen betreibt. Prof. Hallek, der im fränkischen Hof/S. geboren wurde, wollte eigentlich Hausarzt werden, bekam aber eine Stelle an der Universität München angeboten auf der Station für Blut-und Krebserkrankungen. Ich habe die Patienten gesehen, die akute Leukämie hatten und mit Chemotherapien behandelt wurden. Ich dachte, das kann doch nicht alles sein. Die Forschung wurde für mich dabei zur ärztlichen Pflicht. So konzentrierte er sich im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeit auf die Neu-und Weiterentwicklung spezifischer molekularer Therapien für die chronische lymphatische Leukämie. Es ist ein Riesenprivileg, neue Therapien zu entwickeln, unterstrich der Experte die Wichtigkeit der Forschung. Was derzeit die Medizin revolutioniere, geschehe aus dem Verständnis des Krebses heraus. Ihm gelang es, die Behandlung dieser Blutkrebsart wesentlich zu verbessern und zum ersten Mal sogar eine Verlängerung des Gesamtüberlebens zu erzielen. Die Patienten erhielten dabei neben der Chemotherapie auch Infusionen mit Rituximab, einem gentechnisch hergestellten Antikörper. Die Forschungsärzte beschrieben die molekularen Mechanismen bei der Krankheitsentstehung und in der Entwicklung von Resistenzen und zeigten auf, wie diese überwunden werden können. Wie Prof. Hallek betonte, sei das
Ziel der Personalisierten Medizin, Therapien individuell auf den Patienten auszurichten und somit die Effektivität der Behandlung zu steigern sowie unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Prof. Michael Hallek betrachtete in seinem Vortrag die Onkologie, in der die Medizin intensiv vorangetrieben wird, die ganz individuell auf den Patienten eingeht. Eine Vielzahl der krebsauslösenden genetischen Störungen in Zellen ist heute bekannt, so Prof. Hallek. Somit würden den ärzten auch neue diagnostische und therapeutische Werkzeuge zur Verfügung stehen. Passgenau entwickelte Medikamente können jedoch nur dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn die zugrundeliegende Störung bekannt ist. Eine genaue genetische Diagnostik erfordert das enge Zusammenspiel von Grundlagen- und klinischer Forschung sowie der molekularer Diagnostik, aber auch weitreichende organisatorische Veränderungen im Gesundheitswesen. Die ärzte brauchen immer mehr molekularbiologische Kenntnisse, wie der Mediziner fordert. Irgendwann vielleicht in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren wird Krebs eine chronische Erkrankung mit Lebensqualität sein, wie Prof. Hallek vorausschaut.
Der Abend wurde unterstützt von Thüringens Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit, Heike Taubert (SPD), dem Lions Club Greiz, Innofol Kunststoffprodukte GmbH Greiz sowie von Evelin Pester und der Rosen-Apotheke Greiz.

Antje-Gesine Marsch @27.06.2013