Der Greizer Ortsteil Pohlitz entwickelte sich vom einstigen Dorf zum modernen Stadtteil
GREIZ. Nordöstlich vom Greizer Stadtzentrum, etwa drei Kilometer entfernt, liegt Pohlitz, ein Ortsteil von Greiz, durch seine bis an die innere Stadt hineingewachsene Bebauung und durch umfangreichen Linienbus-Verkehr eng mit diesem verbunden.
1394 erstmals urkundlich erwähnt, ist der Ort mit ziemlicher Sicherheit als eine ursprünglich slawische Siedlung anzusehen.
Für diese Annahme spricht, wie bei anderen Greizer Ortsteilen auch, vor allem der slawische Name (lrchwitz, Grochlitz, Moschwitz, Pohlitz u. a.).
Als die Vögte von Weida und Lobdeburg (12. 13. Jahrhundert) das Vogtland kolonisierten, wurde auch in Greiz ein Teil des Bodens der slawischen Siedler enteignet und dieser nach Errichtung entsprechender Wirtschaftsgebäude zu einem „Vorwerk” vereinigt.
Taucht man in die Historie des Ortsteiles Pohlitz ein, so erfährt man, dass Pohlentz, wie es in alten Schriften genannt wurde einst eine sorbische Siedlung war. In der Anlage von Dorfteichen sei man besonders verschwenderisch gewesen, heißt es. Ganz fünf habe es gegeben, die außer dem Feuerlöschteich allesamt der Karpfenzucht vorbehalten waren. Zum alten Dorf gehörte seinerzeit das Vorwerk, das sich an der Stelle befand, auf der später das Schützenhaus errichtet wurde.
Es war vor allem die Rinderzucht, die betrieben wurde und die Menschen ernährte. Um 1725 lebten in Pohlitz 15 Bauern und 22 steuerpflichtige Kleinhäusler. Jahrhundertelang herrschte in Pohlitz ein ruhiges Leben; 1811 zählte man 488 Einwohner, im Jahr 1843 792. Mit dem Aufkommen der Stuhlweberei und der mechanischen Webstühle platzte die Stadt Greiz aus allen Nähten. Links und rechts der alten Pohlitzer Straße schossen Wohn-und Miethäuser aus dem Boden. So entstanden auch in Richtung Eichberg und Grüner Linde völlig neue Straßenzüge. Im Jahr 1908 erhielt Pohlitz eine Wasserleitung, im selben Jahr den Anschluss an die städtische Gasleitung. Vielleicht gebe es jene dörfliche Idylle noch heute hätte es nicht zu DDR-Zeiten gewaltige städtebauliche Veränderungen gegeben. Das Neubaugebiet veränderte nicht nur das Gesicht von Greiz-Pohlitz, sondern auch das der Stadt Greiz. In den letzten Jahren wurde vor allem im Gebiet Pohlitz-Nord viel gebaut und von privater Hand investiert.
Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zeugmacherei und die Gemeinde Pohlitz wuchs. 1811 zählte sie 91 Flur- und Hausbesitzer, Mitte des 19. Jahrhunderts wurden bereits mehr als 200 Webmeister und -gesellen gezählt.
Die industrielle Entwicklung am Ende des 19. Jahrhunderts berührte auch Pohlitz. Kurz nacheinander wurden auf Pohlitzer Flur die Vereinsbrauerei (1872) und die Feldschlößchenbrauerei (1875) gegründet und wenig später die Möbelfabrik Fülle (1880) an der Pohlitzer Straße.
Die Bedeutung der damaligen Gemeinde Pohlitz nahm weiter zu. 1874 wurde die Postagentur eröffnet, 1876 ein Standesamt eingerichtet. 1908 baute die Gemeinde Wasserwerk und Wasserleitung. 1909 wurde sie an das Greizer Gaswerk angeschlossen und 1911 erhielt sie elektrischen Licht- und Kraftanschluss.
Eine beachtliche Bautätigkeit schloss in den 1870er Jahren die Baulücken im oberen Ort und in der „Grünen Linde” und setzte sich ab 1880 fort in der beiderseitigen Bebauung der „Greizer Straße” (heute „Pohlitzer Straße”) vom ehemaligen „Schützenhaus” talabwärts bis zum Platz der Greizer Bezirksschulen (Bergschule und Pestalozzischule).
1919 wurden in Pohlitz 2929 Einwohner gezählt. Bei der Neugliederung der Verwaltungsbezirke des Landes Thüringen in den Jahren 1920/21 wurde Pohlitz mit 13 anderen Orten in die Stadt Greiz eingemeindet und ist seitdem ein Vorort von Greiz.
Dieser Vorort erlebte in den Jahren seit 1958 eine starke Bautätigkeit, die in ihrem bisherigen Umfang mit derjenigen der Grunderjahre vergleichbar ist und in der städtebaulichen Konzeption alle bisherigen baulichen Veränderungen in diesem Gebiet übertraf.
Das wohl markanteste Gebäude von Pohlitz ist die Kirche, die der letzte regierende Fürst, Heinrich XXII., Reuß ältere Linie im neuromanischen Stil errichten ließ und die im Jahr 1894 fertig gestellt wurde.
Das besonders Beeindruckende an dieser Kirche ist die hohe achteckige Kuppel, die sich wie ein Himmelsgewölbe über den gesamten Innenraum erstreckt. Doch nicht nur das kirchliche Leben pulsiert in Pohlitz. Eine gut entwickelte Infrastruktur macht den Pohlitzern das Leben leicht – brauchen sie doch bei vielen Dingen nicht erst in die Stadt zu gehen oder zu fahren.
Das Angebot umfasst – wenn man die Überleitung in das Neubaugebiet Pohlitz/Reißberg mit einbezieht – umfangreiche Einkaufsmöglichkeiten, ein Reisebüro, eine Seniorenbegegnungsstätte, bis hin zu Blumen und Pflanzen, Reise-Kosmetik-und medizinischen Angeboten, Apotheke, Friseurstudios, Speisegaststätten, Versicherungsagenturen und nicht zu vergessen den Kindergarten „Juri Gagarin“, die Staatlichen Regelschule, die Grundschule Greiz-Pohlitz oder das Greizer Senioren-und Pflegeheim Haus Kolin.
Antje-Gesine Marsch @26.02.2019