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Hörender Fußmarsch: Lesetipp von Detlef Gaida

Detlef Gaida aus Elsterberg

Detlef Gaida aus Elsterberg gibt den interessanten Lesetipp zum „Hörenden Fußmarsch“ Foto: privat

Nikolaus Huhn durchquerte alle Städte und Kreise Thüringens in kleinen Schritten
GREIZ. „Notizen vom Hörenden Fußmarsch“ lautet der Untertitel des Buches „Thüringen in kleinen Schritten“ von Nikolaus Huhn, das der Elsterberger Detlef Gaida zum Lesen empfiehlt. „Ich kenne Nikolaus seit vielen Jahren aus der Jenaer Friedensbewegung“, wie Gaida, überzeugter Friedensaktivist und Rüstungsgegner erklärt. Das druckfrische Werk aus dem Mitteldeutschen Verlag widmet sich der Suche nach der Robustheit des Landes Thüringen und nach der Fähigkeit des Freistaates, sich – wenn nötig – aus eigener Kraft und aus eigenen Ressourcen zu erhalten. Dabei geht der in Schlöben bei Jena beheimatete Umweltaktivist Nikolaus Huhn, Jahrgang 1959, gelernter Tischler und seit 2000 selbständig als Energieberater und Inhaber eines Fachbetriebes für Wärmedämmung Tätige der Frage nach: „Was tun wir, wenn Selbstverständlichkeiten nicht mehr selbstverständlich sind?“ Mit dieser Frage im Gepäck macht sich der Aktionskünstler vom 1. April bis 31. Mai 2013 mit einem großen Ohrenwagen auf den Weg quer durch alles Städte und Kreise Thüringens. Er findet – vor allem im ländlichen Raum – die Stärken der Region: Es wird eingekocht, Mehl gemahlen, selbst gebacken, geheizt und geschlachtet: „Die Bilanz der Eigeninitiativen ist gar nicht schlecht“, resümiert Nikolaus Huhn am Ende seiner zweimonatigen Fußreise. Ob Politiker, Unternehmerin oder der Opa am Gartenzaun – Huhn begegnet den Menschen vorbehaltlos und leiht ihnen sprichwörtlich sein „Ohr“.
Besonders interessant wird das Buch, als der „Hörende Fußmarsch“ auch Station in unserer Gegend macht. „Jetzt wird es steil“, schreibt Huhn, als er den Anstieg nach Obergeißendorf in Angriff nimmt. Immerhin wiegt der „Ohrenwagen“ 120 Kilogramm. Etwa dreihundert Meter vor Ende des Anstiegs entdeckt er ein Schild mit der Aufschrift: Keramikatelier. Als Töpfermeister Ludwig Laser den merkwürdigen Ohrenwagen entdeckt, schafft er es vor Lachen kaum noch, seine Frau aus dem Haus zu holen. „Zusammen stehen sie vor ihrem Tor..und lachen, lachen, lachen..wie keiner vorher oder nachher auf dem Fußmarsch.“ Dann holen sie den Wandersmann herein und geben ihm reichlich Speis‘ und Trank. Weiter führt ihn sein Weg in die Krebsmühle zu Wolfram Schiller, „den man wohl ohne zu übertreiben, zur Avantgarde des Unbürgerlichen in Thüringen bezeichnen kann“, wie Huhn später notiert. Nach einer Stippvisite in Waldhaus wird Nikolaus Huhn an diesem Tag noch bei Lisa und Matthias Hohmuth im Reudnitzer Rittergut erwartet. Etwas enttäuscht war der Wanderer, dass sich die Landrätin des Landkreises Greiz kurzfristig aus terminlichen Gründen entschuldigen ließ.
Am nächsten Morgen erkennt Nikolaus Huhn, dass es aus der „Greizer Senke“ kein Entkommen gibt – wenn man sich diese Höhenmeter nicht wieder mühsam zurückerobert. Durch ein Schild am Ortseingang neugierig geworden, besucht er zunächst die Blaudruckerei Schwinkowski, ehe er den Anstieg nach Kurtschau in Angriff nimmt. In Naitschau stolpert er in den Hofladen von Matthias Frantz hinein, fährt dann über Neuärgerniß in Richtung Zeulenroda davon.
„Der Hörende Fußmarsch“ ist ein äußert zu empfehlendes Buch, das mit leichter Feder ernste Herausforderungen beschreibt – und vor allem, sich diesen zu stellen.
Danke, Herr Gaida, für diesen interessanten Buchtipp.

Service:
Nikolaus Huhn
Thüringen in kleinen Schritten – Notizen vom Hörenden Fußmarsch
Mitteldeutscher Verlag GmbH Halle/S.
ISBN: 978-3-95462-407-2

Antje-Gesine Marsch @02.02.2015

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