Gleich einem Schmetterling, einem PAPPillon, konnte man am Sonnabend durch das Areal an der Göltzsch flattern. Zeitkapsel zur Bewahrung zeitgenössischer Dinge vergraben
GREIZ. Welche Liebeslieder wird man wohl in einhundert Jahren noch hören? Oder was versteht man in unserer Zeit unter wahrer Liebe? Die Antworten, auf kleine Zettel geschrieben, konnten die Besucher der Kulturwanderung durch die Alte Papierfabrik am Sonnabendabend in eine Zeitkapsel stecken. Eintrittskarten, alte Kassenzettel oder Fetzen eines Filmplakats gehörten ebenfalls zum Inhalt dieser gläsernen Hülse. Ein Stück Lampenschirmpapier, das in der Papierfabrik in den 1940er Jahren hergestellt wurde, hatte Gerlinde Kettner aus Plauen mitgebracht, die in diesem Betrieb nicht nur gelernt, sondern ihr gesamtes Arbeitsleben hier verbracht hat.
Ich bin so gespannt auf die Führung, ich kenne hier jede Ecke, wie sie sagte. Franziska Barth und Rondo Renè Schulz nahmen die etwa achtzig Gäste mit auf eine spannende Tour quer durch das Gelände. Hip Hop gab es gleich zu Beginn in einer alten Garage auf die Ohren; Rapper Volkan T., einer der Wegbereiter des türkischen Hip Hop und der Elsterberger RigOne alias Maik Linke gaben eine lautstarke Hörprobe und luden zum Workshop des Theaterherbstes ein, der Mitte September in Greiz stattfindet. Einen Wall von Liebesbriefen konnte man an einer alten Mauer betrachten; 37 Teilnehmer hatten schriftliche Liebesbeweise zur Verfügung gestellt. Der älteste stammte aus den 1940er Jahren und wurde aus Russland versandt. Walter, so hieß der Absender, schrieb an seine Frau und die beiden Töchter, die er jedoch nie wiedersehen sollte.
Die nächste Station der PAPPillon-Tour war ein romantisches Korallenschiff, tief in lila, violett und glühend rot getaucht. Der Erfurter Künstler Michael Ritzmann gestaltete diese Installation im Inneren einer ehemaligen Werkstatt. Eine Tanzperformance auf dem ehemaligen Lagerplatz der Pappe wurde anschließend von Anne Münzner dargeboten, bevor sich die Gruppe zum Ausgangspunkt zurückbewegte. Als Höhepunkt der Kulturführung vergruben Mitglieder des Vereins Alte Papierfabrik Greiz e.V. die Zeitkapsel im Eingangsbereich des Fabrikareals tief in die Erde. Musikalisch klang der Abend mit Rhythmen des Jazzwerkorchesters unter Leitung von Ulrich Blumenstein aus. Das Projekt wurde gefördert von der LAG Soziokultur des Freistaates Thüringen und unterstützt vom Greizer Theaterherbst und der Stadt-und Kreisbibliothek Greiz.
Antje-Gesine Marsch @10.08.2013