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Informationsveranstaltung der IWA zum Greizer Verkehrskonzept

Informationsveranstaltung der IWA zum Greizer Verkehrskonzept

Bürgermeister Gerd Grüner steht Rede und Antwort.

Allen Leuten Recht getan –
IWA Greiz veranstaltet Informationsveranstaltung zum Verkehrskonzept in der Greizer Altstadt

GREIZ. Den wichtigsten Satz des Abends sprach wohl der Greizer Torsten Kniebel. Die Bürger der Stadt hätten sich eher mit dem Verkehrsentwurf beschäftigen sollen – nämlich, als die Konzeption noch Konzeption war und man sich mit Ideen, Kritik und Verbesserungsvorschlägen im Vorfeld daran beteiligen konnte.
Bereits am 12. November 2009 war den Bürgern das Konzept für die Greizer Innenstadt im Weißen Saal des Unteren Schlosses vorgestellt worden, zudem lag es in Schriftform aus und wurde im Internet veröffentlicht.
Am Freitagabend hatte die Interessengemeinschaft für Wirtschaft und Arbeit (IWA) in das El Cabana in der Altstadtgalerie eingeladen, um über das seit einer Woche praktizierte Verkehrskonzept zu diskutieren, das nach Meinung von Jens Geißler (IWA) noch zu viele Ecken und Kanten aufweise und dringend einer Überarbeitung bedürfe.
Er mahnte die etwa einhundert Interessierten anfangs, die Debatte sachlich zu führen. Zugegen waren der Bürgermeister der Stadt Greiz, Gerd Grüner (SPD) und Stadtplaner Dieter Obenauf, der zu Beginn noch einmal eine Zusammenfassung der Konzeptentstehung darbrachte. Er verwies zum wiederholten Male darauf, dass diese Verkehrskonzeption eine Kompromisslösung darstelle.
Jan Popp (IWA) forderte im Namen der Greizer eine lebendige Innenstadt und monierte die unmögliche Parksituation: Die Beparkung der Innenstadt sei das Hauptproblem für die Händler und Bürger.
Mario Geßner, der in der nun leeren Baderei ein Geschäft betreibt, übergab dem Stadtoberhaupt eine Petition mit 960 Unterschriften Greizer Bürger; Commerzbank-Chef Silvio Beyer hatte ebenfalls eine Unterschriftenliste seiner Bankkunden dabei, die sich gegen die Wegnahme der Kurzzeitparkplätze vor dem Gebäude in der Thomasstraße richtet. Die Möglichkeit des Kurzparkens ist durch die Einspurigkeit in dieser Straße verkehrsrechtlich nicht erlaubt, so Grüner, der an den Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2011 (24 Ja-Stimmen) erinnerte, in dem die zweispurige Befahrung der Marstallstraße und die Einspurigkeit der Thomasstraße in Richtung Zentrum beschlossen wurden.

„Zur künftigen Verkehrsführung in der Altstadt haben sich die drei Fraktionen natürlich auch Gedanken gemacht:
Sie schlagen vor, die Thomasstraße als Einbahnstraße in Richtung Puschkinplatz befahrbar zu halten und den Verkehr über die Marienstraße aus dem Zentrum zu leiten. So wären Post und Banken erreichbar und die prekäre Situation in der Thomasstraße entschärft, wie Geißler, Wüstner und Steiniger (Fraktion IWA, FDP und Die Linke- d. Verf.) meinen.“ (Quelle: OTZ vom 21.11.2009)

Man könne die Bankkunden aber darauf verweisen, dass es in der Reihe also oberhalb der Marktstraße kostenlose Kurzzeitplätze gebe, so der Bürgermeister.
Jan Popp griff den Wunsch der Taxi-Unternehmer auf, vor der Altstadtgalerie stehen zu dürfen und stattdessen die für sie vorgesehenen Parkplätze in der Baderei wieder umzuwidmen. Neun Behindertenparkplätze vor der Sparkasse und in der Baderei fand Uli Wurzbacher auch völlig inakzeptabel.
Thomas Steinbach, Bewohner der Schlossbergstraße, monierte, immer die große Runde fahren zu müssen, um aus der Stadt zu gelangen, anstatt über die Thomasstraße. Dies sei eben der Systemmangel, wie Dieter Obenauf erwiderte. Durch die neue Reglung sei es zur Halbierung der Fahrzeuge gekommen, die deutliche Menge der Verkehrsteilnehmer fahre kürzere Strecken.
Die Parkplatzsituation griff auch Peter Kniebel an. Es sei kein akutes Problem, sondern Bürgerwille, in der Innenstadt zu parken; seit zwanzig Jahren sei er deshalb im Rathaus vorstellig gewesen.

Der Parkplatz-Suchverkehr bringe überhaupt nichts, wie Gerd Grüner unterstrich. Innerhalb von 24 Stunden passieren etwa 2000 Fahrzeuge den Puschkinplatz auf der Suche nach einem Parkplatz. Das verschlechtere die Aufenthaltsqualität für die Bürger im Zentrum.
Die Schaffung einer zentralen Parkeinheit auf dem von-Westernhagen-Platz würde es möglich machen, Geschäfte, Banken usw. innerhalb weniger Minuten zu erreichen. Das Crux daran sei allerdings, dass die Stadt nicht verfügungsberechtigt über diese Fläche sei und noch keine Entscheidungen treffen kann.
Den Markt als Parkplatz einzubeziehen, verwarf der Bürgermeister sofort. Es wären maximal fünf Parkplätze, die man gewinnen könne, ansonsten gebe es Einfahrten und ähnliches, die dies verhinderten.
Zum Knotenpunkt Marstall-/Obere-Silberstraße gab es ebenfalls eine angeregte Diskussion. Jens Geißler forderte die Kreisellösung und dass es doch möglich sein müssen Fehler zu korrigieren. Grüner verwies auf die Aussage von Lothar Lüder, Leiter des Ostthüringer Straßenbauamtes zur Bürgerversammlung in der Vogtlandhalle und erklärte, diesbezügliche Planungen bereits in Auftrag gegeben zu haben.
Auf den Wegfall der Parkplätze in der Marienstraße ging der Bürgermeister ebenfalls ein. Es habe zahlreiche Beschwerden von Anwohnern gegeben, dass Einfahrten widerrechtlich zugeparkt worden seien. Zudem sei der Ausstieg für die Schüler der Goethe-und Fröbelschule in der Tempo-20-Zone nunmehr sicherer.
Torsten Röder nannte das Problem, die Stadtplanung mit den Interessen aller zu verbinden, die Quadratur des Kreises und mahnte, nicht alles zu verteufeln. Greiz dürfe allerdings keine Park-, Schloss-und Pollerstadt werden, weil die Greizer sonst ausweichen und ihre Einkäufe nur noch auswärts tätigen würden.
Die Veranstaltungsgäste hatten zudem eine Menge von Vorschlägen, die sie auch äußerten: Hans-Jürgen Scheider empfahl, Greiz zu entschildern, Silke Stöhrl setzte sich für die halbseitige Zweispurigkeit der Thomasstraße ein und Holger Steiniger forderte, die Friedensbrücke wieder für den Verkehr freizugeben, um den Verkehr aus der Stadt hinaus zu leiten. Dementsprechende Anträge habe die Stadtratsfraktion der Linken bereits vorbereitet.

Zum weggefallenen Fußgängerüberweg in der Hohen Gasse äußerte sich Gerd Grüner auf Anfrage ebenfalls. Die Reaktion der Leute war eindeutig und man hätte den sicheren Weg von städtischer Seite gern erhalten wollen. Das Stadtbauamt sagte Nein, erklärte Grüner und unterstrich noch einmal die Kompliziertheit, vier Erlaubnis-Behörden in ihren Entscheidungen unter einen Hut zu bekommen.
Am 12. Dezember werden entsprechende Beschlussvorlagen zur änderung der Verkehrskonzeption in den Stadtrat eingebracht, wie die IWA-Vertreter bereits wissen ließen.
Jan Popp bedauerte, von Bürgermeister Grüner keine Bereitschaft zur Abänderung der aktuellen Situation erkannt zu haben.
Letztendlich waren es zwei Stunden, die man verzankte, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Doch Jedem Menschen Recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann, heißt es bereits in einem Sprichwort.
Eine Lösung, die wirklich jedem Bürger der Stadt Greiz gerecht wird, kann und wird es nicht geben können.

Antje-Gesine Marsch @23.11.2012

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