Wer hat an der Uhr gedreht?Uhr - Nutze die Zeit

Am 30. Juli müssen sich notorische Zuspätkommer nicht entschuldigen, sondern können ihren Aktionstag ausleben
GREIZ. Zu spät zu kommen, ist kein Kavaliersdelikt. Im Grunde ist Pünktlichkeit ein Zeichen von Höflichkeit und bedeutet, dass einem die eigene Zeit genauso wichtig ist wie die des anderen. „Pünktlichkeit ist eine Zier..“ heißt es in einem alten Aphorismus, der mit „…und weiter kommt man nur mit ihr“ auch thematisch angepasst werden kann. Die meisten Menschen sind pünktlich und kommen zum Termin lieber zehn Minuten zu früh als eine Minute zu spät.
Die notorischen Zuspätkommer haben meist einen ganzen Berg guter – manchmal auch schlechter – Ausreden parat, um ihr unpünktliches Erscheinen zu rechtfertigen.
Am 30. Juli ist das anders: da können die ewigen Zuspätkommer ganz ohne Ausreden ihren eigenen Aktionstag ausleben. Der Zuspätkommtag ist ein inoffizieller Aktionstag, der im Jahr 2006 durch einen Blogger initiiert wurde. Statt einer billigen Ausrede kann jeder auf seinen Einsatz am Aktionstag hinweisen.
Stellt sich die Frage: Wie halten es die Zeitgenossen mit Pünktlichkeit?
Stefan Schmidt, Leiter der Medienwerkstatt des Greizer Theaterherbstes: „Oh, bisher hatte ich noch nie etwas von einem Zuspätkommtag gehört. Es gibt wohl unendlich viele Gründe, weshalb man sich verspäten kann. Aber das wichtigste an einer Verspätung ist, was der Wartende mit der geschenkten Zeit anstellt.“
Ute Riemenschneider, Pädagogin an der Lessing-Regelschule Greiz: „Zu spät zu kommen macht einen schlechten Eindruck, ist ärgerlich – für die, die auf einen warten – und peinlich für den Zuspätkommer. Und ich finde, für uns Deutschen – deutsche Gründlichkeit, Zuverlässigkeit usw. – gehört sich Unpünktlichkeit einfach nicht. Ich weiß, das ist in anderen Ländern anders, aber ich gehöre zu denen, die sich richtig schlecht fühlen, wenn sie nicht pünktlich kommen. Und die sich sehr ärgern, wenn andere zu Verabredungen zu spät kommen, zum Beispiel zu Theaterproben; ganz unkollegial und ignorant find ich das!“
Undine Hohmuth, Leiterin der Vogtlandhalle Greiz: „Da fällt mir erst einmal der alte Spruch ein: ‚Pünktlichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr..“- und tatsächlich kenne ich da Jemanden, auf den das zutrifft. Wenn der Mensch dann wirklich mal pünktlich erscheint, sind alle hellauf begeistert und erstaunt. So sollte es natürlich nicht sein! Zu spät kommen kann Jedem mal passieren. Hauptsache, die Ausrede ist witzig und man hat beim Lügen ein charmantes Lächeln auf den Lippen.“
Filmemacher Jürgen Wolf aus Zeulenroda: „Ich selbst sehe es noch als wichtig an pünktlich zum Termin zu erscheinen“, habe aber bemerkt, dass sich da etwas verändert, gerade bei einem Teil der Jugend. Sie organisieren sich viel mehr spontan durch whatsapp & Co. Punkt 10 Uhr war für unsere Generation in der Jugend wichtig, weil wir uns nur durch Telefonzellen oder mündlich verabreden konnten…hier ändert sich gerade etwas und das finde ich sehr positiv. Wir haben schon genug Stress in unserer heutigen Zeit, Entschleunigung täte da sehr gut. Eigenlich… wenn da nicht die ganzen Termine wären.“

Antje-Gesine Marsch @30.07.2014