Rollen für Eröffnungsspektakel zu vergebenIm Gespräch erläutert Regisseurin Julia Amme (r.) der Greizerin Anne Obenauf die Eröffnungswerkstatt des Greizer Theaterherbstes.

Zahlreiche Greizer Marktbesucher interessieren sich für den Theaterherbst-Stand von Regisseurin Julia Amme

GREIZ. „Theater spielen? In meinem Alter? Ich hab schon in der Schule nicht gern Gedichte gelernt!“ Solche und ähnliche Sätze konnte man am Dienstagvormittag auf dem Wochenmarkt des Öfteren hören. Doch Julia Amme, Regisseurin des Eröffnungsspektakels des XXIII. Greizer Theaterherbstes, wurde nicht müde, den Passanten zu erklären, dass weder Geburtsjahr noch Auswendiglernen von Texten im Mittelpunkt der Schauspielwerkstatt stehen. Im Stück einfach über den Markt zu laufen, sei völlig ausreichend.
Gegenüber dem Rathaus hatte Julia Amme einen kleinen, hübschen Stand aufgebaut und lud die Greizer ein, mit ihr bei einem Gläschen Sekt ins Gespräch zu kommen. „Ich habe etwa dreihundert Rollen zu vergeben“, erklärte sie Anne Obenauf, die zufällig am Stand vorbeikam. Auch Helga Eibisch und Dr. Ingrid Dietze aus Mohlsdorf blieben stehen und interessierten sich für das Stück, das am 12. September auf dem Greizer Markt seine Premiere erleben wird. Auf einer Tafel hatte die Regisseurin zudem angeschrieben, welche Rollen zu vergeben sind: eine Braut, ein Bräutigam, ein Polizist, auch ein Aktmodell sind im Angebot, wie die Regisseurin augenzwinkernd berichtet. Doch kämen ständig Parts hinzu, man könne über alles reden und natürlich auch eigene Ideen einbringen. Selbst, was an Requisiten benötigt wird, ist auf der Tafel sorgsam vermerkt: zwanzig alte Koffer und ein Pferd. „Alte Koffer habe ich zuhauf auf dem Boden stehen“, wie Dr. Dietze sagte und versprach wiederzukommen. Die nächsten Dienstage und Freitage wird Julia Amme vormittags an ihrem Stand zu finden sein und bestimmt das ein oder andere bekannte Gesicht wiedersehen. „Ich überlege es mir“, wie Helga Eibisch bekräftigte – zumindest werde sie zu den Proben herunter winken, schließlich überblicke sie von ihrem Fenster aus den gesamten Markt.
Die Proben für das Eröffnungsspektakel des Theaterherbstes finden freitags, samstags und sonntags von 18 bis 20 Uhr in der „guten Stube“ der Stadt Greiz statt. Auch einen Titel haben die Teilnehmer der Schauspielwerkstatt zur letzten Probe gemeinsam gefunden, berichtet Julia Amme: „UNSER MARKT – die Stadt lebt.“ Die herzliche Einladung zum Mitspielen stehe – auch wenn man nicht immer Zeit habe, zur Probe zu kommen.
Info: Die Eröffnungswerkstatt des Greizer Theaterherbstes, der in diesem Jahr unter dem Motto “BleibenKommenGehen” steht, wird von der Dresdner Schauspielerin Julia Amme geleitet. Zentraler Spielort wird der Greizer Marktplatz sein, auf dem Julia, auf einer Bank sitzend, sich seit längerer Zeit Gedanken macht, wie man dem Stück “Die Stunde, da wir voneinander nichts wussten” von Peter Handke Greizer Lokalkolorit einfließen lassen kann. Das Stück ist für dreihundert Rollen konzipiert, lässt sich aber beliebig erweitern. “Wer schon immer mal mit einem Luftballon über den Markt gehen wollte, kann das tun”, ermunterte Julia Amme die noch Unentschlossenen. Auch können wahlweise ein Computer, eine Rose oder ein Sarg als Objekt dienen. Los ging‘s bereits am Freitag, den 1. August; Premiere ist am 12. September.
Antje-Gesine Marsch @05.08.2014