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Von der Alster an die Elster

Von der Alster an die Elster

Peter Neugebauer meint, ein Geräusch im Kästchen gehört zu haben.

Karikaturen von Peter Neugebauer in der Beletage des Sommerpalais zu sehen

GREIZ. Es ist schon geraume Zeit her, als ein LKW vollbeladen mit großen Kisten vor dem Sommerpalais Greiz vorfuhr. „Genau am 21. Oktober 2013 fand dieser Transport statt“, wie sich die Direktorin des Hauses, Eva-Maria von Mariassy genau erinnert. Die wertvolle Fracht bestand aus etwa 1000 Zeichnungen des Künstlers Peter Neugebauer, die er dem Palais als Schenkung übereignete. „Die kleine Geschichte einer großen Schenkung begann“, als der Karikaturist eine Heimstatt für sein Lebenswerk suchte und ein „kurzer Blick“ in das Depot der Staatlichen Bücher-und Kupferstichsammlungen ausreichte, das Sommerpalais als künftiges Domizil auszuwählen.

„Die letzte Hemmung war hinfällig, als er sah, dass seine Zeichnungen neben denen von Dürer, Hollar, Hogarth und Daumier liegen würden“, so Frau von Mariassy augenzwinkernd. In „akribischer Kleinarbeit“ habe der Künstler nun vor Ort „Ordnung in die tausend Originale“ gebracht und eine „Auswahl der Auswahl“ für die Ausstellung getroffen. Die Direktorin selbst habe die „Ikonen ihrer Jugend“ hinzugefügt, die sie vor vierzig Jahren im „stern“ mit Freude gesehen hatte. Dass sie den Künstler einmal „in echt“ kennenlernen würde, habe ihr „heimelige Gefühle“ gebracht.
Am Samstagvormittag wurde im Festsaal des Sommerpalais die Ausstellung „Neugebauers Neurosen“ eröffnet, die in der Beletage etwa 240 Zeichnungen des Karikaturisten präsentiert. Auch Geschenke, die er von „Weggefährten“ geschenkt bekam, etwa von Studienfreund Loriot, finden in der Exposition als Leihgabe Beachtung. Die Ausstellung wurde nach Themen geordnet, wie Frau von Mariassy erklärte. Neben der Bildunterschrift enthalten die Zeichnungen auch die Information zum Erscheinungsjahr im „stern“.

Laudator Rolf Dieckmann, von 1991 bis 2013 Ressortleiter Humor & Satire im „stern“, ging in seinen Ausführungen auf die künstlerische Entwicklung von Peter Neugebauer ein. Die Faszination für Karikaturen in Zeitungen und Illustrierten habe den 1929 Geborenen seit frühester Kindheit begleitet.
Eine erste Erfahrung, dass man mit dem, was Spaß bereitet, auch Geld verdienen kann, machte Neugebauer schon als Kind, als er Kopien von Zeichnungen von e.o. plauen oder Horst von Möllendorff an Gäste seiner Mutter „verkaufte“ mit dem Versprechen, sie beim Bridge-Abend nicht zu stören.

„Neugebauer hat sich nie einer Mode oder einem Zeitgeist unterworfen“, sagte Rolf Dieckmann – aber gerade das sollte sein Werk in den späteren Jahren so „einmalig, unverwechselbar und zeitlos“ machen. „Zeichner, Schriftsteller, Musiker, Weltenbummler und Gentleman“ nennt Dieckmann den Karikaturisten – Loriot sagte einmal: „Peter Neugebauer ist einer der ganz wenigen Zeichner, die sich stilbildend auf die Karikatur der Gegenwart ausgewirkt haben.“ Das große Interesse am politischen, gesellschaftlichen oder kulturellen Geschehen habe ihm immer wieder Themen beschert, die zu seiner Zeit aktuell waren und bis heute aktuell sind, so Dieckmann: „Neugebauers Markenzeichen ist Neugebauer.“

Service: Anlässlich der Schenkung seines Lebenswerks von über 1000 Zeichnungen an das SATIRICUM der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz werden Neugebauers Karikaturen in der Beletage des Greizer Sommerpalais gezeigt.
Die Ausstellung wurde am 21. Juni 2014, um 11 Uhr im Beisein des Künstlers eröffnet und bis 5. Oktober 2014 zu sehen sein.
Öffnungszeiten: täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr.
Antje-Gesine Marsch @21.06.2014

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