Die Ganzjahreswerkstatt des Greizer Theaterherbstes brachte mit Bravour das Stück "Nimmerland" zur Aufführung.
Ganzjahreswerkstatt des Greizer Theaterherbstes präsentierte „Nimmerland“
GREIZ. Es gibt wohl unzählige Inszenierungen, die die Geschichte von Peter Pan darstellen – dem Jungen, der sich Zeit seines Lebens dem Erwachsenwerden verweigert. Die Teilnehmer der Ganzjahreswerkstatt des XXIII. Greizer Theaterherbstes unter Leitung des Leipziger Regisseurs Christian Hanisch hatten sich ebenfalls dieses Themas angenommen und brachten am Samstagabend das Stück „Nimmerland“ auf die Bühne der Vogtlandhalle Greiz. Die Suche nach der eigenen Herkunft stand dabei im Mittelpunkt des mit viel Sensibilität inszenierten Stückes. Dabei auf den Spuren von Peter Pan zu wandeln und zu verstehen, warum so viele Menschen lieber Kind bleiben und nicht erwachsen werden wollen, war erklärter Anspruch des Stückes, in dem neben theaterbegeisterten Jugendlichen auch reifere Darsteller mitwirkten. Nimmerland – das Land der Träume ist das Reiseziel, in das Peter Pan die „verlorenen Kinder“ im Flug bringt.
Dort tickt nur im Krokodil, das neben einem Wecker auch den Arm von Kapitän Haken verschluckt hat, die menschliche Zeit. Die Feinde der Seeräuber sind aber nicht nur Peter Pan und seine Kinder sondern auch Indianer oder Nixen. Warum fühlt man sich dort, wo man herkommt, immer am wohlsten und warum kehrt man immer wieder dahin zurück? Auch dieser Frage wurde im Stück nachgegangen. „Mein Nimmerland ist Gitarre spielen.“ „Mein Nimmerland ist ein sonniges Festival.“ „Mein Nimmerland ist Singen, am liebsten die Titel von One Direktion.“ So unterschiedlich die Schauspieler ihre ganz eigene „Insel“ definierten, so unterschiedlich beschrieben sie auch die Dinge, die sie schließlich im Nimmerland vermissten: die Gute-Nacht-Geschichte, den Rommé-Abend, die Eltern und Geschwister oder das Taschengeld. Zum Schluss wollte keiner mehr Peter Pan sein, die Sehnsucht nach Hause war größer als alle Abenteuerlust dieser Welt. „Ich weiß zwar nicht, was Eltern sind, weiß aber, dass es etwas Schönes sein muss“, sinnierte abschließend sogar Kapitän Haken.
Das Stück, dessen Requisite lediglich aus zwei Garderobenständern bestand, lebte durch den Kontrast von rasanten Spielszenen, Innehalten und Nachdenken sowie ganz viel Herz und Poesie. Regisseur Christian Hanisch verstand es wunderbar, die Schauspieler in ihrer Individualität zu fördern und zu fordern. Auffallend zeigte sich vor allem die Synchronität der Darstellung, die große Freude am Spiel und dass alle Mimen – einige traten erstmalig vor Publikum auf – über ihren eigenen Schatten sprangen.
Auch wenn das Fazit lautet: „Alle Kinder verlassen eines Tages ihr Nimmerland, kommen nach Hause und werden erwachsen“ – der eigenen Phantasie konnte man einer guten Stunde freien Lauf lassen.
Chapeau, Herr Hanisch – eine grandiose Aufführung.
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