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Auf rechtsextreme Gewalt aufmerksam machen

Greizer Gymnasiasten stellen Seminarfacharbeit über Opfer rechter Gewalt in Thüringen vor

Museumsdirektor Rainer Koch (l.), Stadtratsmitglied Christian Tischner (2.v.r.) und Thomas Lenk, Leiter der PI Greiz im Gespräch mit den Gymnasiasten Dennis Haubenreißer, Martin Stöhr, Friedrich Koch, Julen Volke und Robin Vogel. (v.l.)

Greizer Gymnasiasten stellen Seminarfacharbeit über Opfer rechter Gewalt in Thüringen vor
Seminarfacharbeit unterstreicht: Greizer noch nicht genügend aufgeklärt

GREIZ. Die Veranstaltung mit dem Lied Kranich“ des armenischen Komponisten Komitas (1869-1935) zu beginnen, stellte für die Musiker Sarah (Klavier) und Artashes Stamboltsyan (Violine) ein Zeichen dar. „Der Titel handelt vom Heimweh in der Ferne, von einem Vogel, der sein Nest nicht findet“, erklärte die Künstlerin, die mit ihrer Familie seit zwanzig Jahren in Deutschland lebt.
Im Weißen Saal des Unteren Schlosses stellten am Sonntagvormittag fünf Schüler des Ulf-Merbold-Gymnasiums – Dennis Haubenreißer, Martin Stöhr, Robin Vogel, Friedrich Koch und Julen Volke – ihre Seminarfacharbeit Opfer rechter Gewalt in Thüringen vor.

Heute ist der Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, führte der Direktor der Museen der Schloss-und Residenzstadt, Rainer Koch in die Veranstaltung ein: Mit dieser Arbeit setzen die Schüler ein couragiertes Zeichen. Das Gedenken an die Opfer verbinde die Vergangenheit mit der Zukunft, so Koch, der aber auch die zum Teil vorhandene Ignoranz in der Bevölkerung nicht verschweigt.
Als Hauptfaden der Präsentation dienten den Gymnasiasten fünf Thesen, die letztendlich alle verifiziert wurden.

Die erste lautete, dass die Bevölkerung unzureichend über Rechtsextremismus und seine Strömungen informiert ist; die zweite, dass sich die Greizer im Grunde nicht bedroht fühlen; psychische Folgen von Übergriffen beinhaltete die dritte; auch die vierte These, dass es den Opferberatungen an Popularität fehle und die fünfte, dass diese Beratungsstellen Betroffenen helfen können, wurden von den Gymnasiasten bestätigt.

Einem geschichtlichen Abriss des Rechtsextremismus in Thüringen ab dem Jahr 1933 folgten einige Filmsequenzen über aktuelle Auftritte der NPD, die mit ihren Hassreden eine eindeutige Marschrichtung vorgeben, wie Martin Stöhr unterstrich. Auf die Region Greiz herunter gebrochen, kannten zwar 93,5 % der 138 Befragten die NPD, dagegen aber nur 19,9 % die Braunen Teufel Vogtland oder die TNT (Teichdorfer Nazi-Truppe). Von rechtsextremen Aktionen, wie dem Übergriff auf das Konzert im Hof des Unteren Schlosses Greiz am 19. Juni 2011 fühlen sich lediglich 18,4 Prozent der Greizer bedroht, 57,2 % eher wenig, 20,4 % überhaupt nicht und 4 % der Befragten war die Thematik egal.

Wie groß die psychischen Folgen nach einem Übergriff sein können dazu sprach in einem Interview Andreas Böttger, der bei der neonazistischen Aktion im Schlosshof schwer verletzt wurde.
Dass es den Opferberatungsstellen wie mobit oder ezra noch an Popularität fehle, konnten die fünf Gymnasiasten nicht von der Hand weisen. Sie betonten aber auch, dass diese Anlaufstellen kompetente Hilfe leisten können.

Resümee der Seminarfacharbeit: Viele Greizer fühlen sich von rechtsextremer Gewalt nicht bedroht, sind aber auch unzureichend informiert.
Den praktischen Anteil der Seminarfacharbeit bestreiten die fünf Schüler am Mitwirken an der Ausstellung Angstträume, die am 27. Februar, um 15 Uhr im Unteren Schloss eröffnet wird. Texttafeln, Bilder, Fallbeispiele und Hinweise auf das Verhalten nach einem Übergriff werden dabei die Thematik beleuchten. Die Schüler werden auch die Führung durch die Exposition übernehmen.
Zur Präsentation waren neben Eltern, Großeltern, Pädagogen und Gästen, wie dem Leiter der Polizei-Inspektion Greiz, Thomas Lenk auch zahlreiche Mitglieder des Greizer Stadtrates anwesend.

Antje-Gesine Marsch @27.01.2013

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