Der Greizer Gymnasiallehrer Prof. Friedrich Ludwig war nicht nur ein ernsthafter Wissenschaftler, sondern bewies mit dem Blumenorakel auch Humor
GREIZ. Vor wenigen Wochen – am 21. Juni – jährte sich der Todestag von Prof. Dr. Friedrich Ludwig (1851-1918) zum einhundertsten Mal.
Der Wiisenschaftler war ein ernsthafter Gelehrter. In Greiz unterrichtete er seit 1875 Mathematik und Biologie und fungierte zudem als Leiter der biologischen Zentralstelle Reuß Ältere und Jüngere Linie.
Auch Wetterbeobachtungen zeichnete Prof. Ludwig auf und widmete sich der Erdbebenforschung im Vogtland.
Hervorzuheben sind vor allem seine Beobachtungen im Bereich der Sporenpflanzen und Milben, die ihm große Anerkennung brachten.
Ludwig führte einen regen Briefwechsel mit verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften; sogar mit Charles Darwin korrespondierte der Greizer Lehrer.
1880 wurde er zum Gymnasial-Oberlehrer, 1886 zum Professor und 1906 zum Hofrat ernannt.
Neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten überraschte Friedrich Ludwig seine Zeitgenossen des Öfteren durch seinen liebenswürdigen Humor. Seine Mitarbeiter und Freunde fragten ihn, was es wohl für einen Sinn habe, die weißen Randblütenblätter des Gänseblümchens oder der Margerite zu zupfen. Der Professor versuchte zunächst, eine Gesetzmäßigkeit in der Verschiedenheit der Blätterzahl aufzustellen.
20000 Blütenköpfe von Margeriten ließ er von seinen Schülern dazu zählen.
So konnte er folgende Reihe aufstellen:
18 Blätter = 4%,
19 Blätter = 6%,
20 Blätter = 10%,
21 Blätter = 25%,
22 Blätter = 10%,
23 Blätter = 7%,
24 Blätter = 4%
Nun aber ließ sich der Schalk hören, als Prof. Ludwig untersuchte, welche Aussichten Vogtländerinnen beim Auszupfen haben.
Im Vogtland zählt man:
Er liebt mich von Herzen
Mit Schmerzen
Über alle Maßen
Ganz rasend
Auf ewig
Klein wenig
Gar nicht
So sind die Aussichten:
Ganz rasend- 18 Blätter = 4%,
Auf ewig: 19 Blätter = 6%,
Klein wenig: 20 Blätter = 10%,
Gar nicht: 21 Blätter = 25%,
Von Herzen: 22 Blätter = 22%,
Mit Schmerzen: 23 Blätter = 2%,
Über alle Maßen: 24 Blätter = 4%,
Nicht ganz so entmutigend für die Vogtländerinnen war das Ergebnis, wenn sie sich mit den bescheideneren Gänseblümchen begnügten.
Von dieser Pflanze ließ Prof. Ludwig 15.000 Exemplare untersuchen.
Zu ihrem „Trost“ werden die meisten Vogtländerinnen meistens doch ein „klein wenig“ geliebt.
Auch den Beruf des „Zukünftigen“ konnte man sich „erzupfen“.
Nach dieser volkstümlichen Statistik war der häufigste der „Leineweber“.
P.S.
Das vom Verein für Naturfreunde Greiz errichtete Denkmal für Prof. Dr. Friedrich Ludwig (1851-1918) in Waldhaus führte in den letzten Jahren ein kümmerliches Dasein. Bis sich die Zwölftklässler des Ulf-Merbold-Gymnasiums Jakob Schneider, Benedikt Schuster, Martin Kramer und Rüdiger Miksch mit ihrer Seminarfacharbeit im Jahr 2011 einem Thema widmeten, das diesen Zustand grundlegend änderte. Sie wählten eine Thematik, die sowohl einen lokalen, als auch praktischen Bezug hat: Das Leben und Wirken von Prof. Ludwig zu erforschen und die Denkmalanlage in Waldhaus wieder herzurichten.
Die Schönheit der Anlage währte leider nur kurze Zeit.
Antje-Gesine Marsch @01.08.2018
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